Lehrende/r: PD Dr. Bernhard Heinrich Dietz
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: 07.068.14_190
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 21
Anmeldegruppe: WS 2122 Sem NG
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Inhalt: Bonn ist nicht Weimar. Die Formel war grundlegend für die „alte“ Bundesrepublik, in der die politische Kultur der Weimarer Republik als eine Art Negativfolie diente, um sich der eigenen demokratischen Stabilität und Konsensorientierung zu versichern. Seit einigen Jahren, spätestens seit dem Einzug der rechtspopulistischen bis rechtsextremen AfD in den Bundestag 2017, ist allerdings von der Rückkehr „Weimarer Verhältnisse“ die Rede. Und tatsächlich kommt in Kampfbegriffen wie „Lügenpresse“, „Altparteien“, „Volksverräter“ eine politische Sprache der absoluten Feindschaft zurück, die stark an das grundsätzliche Misstrauen gegen die Legitimität des gesellschaftlichen Pluralismus der 1920er Jahre erinnert. Interessanterweise hat andererseits die jüngere historische Forschung zur Weimarer Republik sich insbesondere mit der politischen Kultur beschäftigt und dabei das alte Bild von der „Demokratie ohne Demokraten“ deutlich differenziert. Gerade weil also die erste deutsche Republik mehr war als die Vorgeschichte zum Nationalsozialismus, stellen sich somit Fragen nach strukturellen Ähnlichkeiten und Unterschieden zu heute auch historisch vor einem neuen Hintergrund. Das Proseminar wird in dieser Perspektive Grundlinien der Entwicklung der Weimarer Republik untersuchen und dabei insbesondere intellektuelle Debatten, Diskurse und symbolische Praktiken und die Rolle der Medien untersuchen. Dabei sollen auch grundlegende Fragen des wissenschaftlichen Arbeitens wie Literaturrecherche, Quellenarbeit und die Gestaltung einer Proseminararbeit behandelt werden. Vorrausetzung ist die Vorbereitung und Ausfertigung eines Thesenpapiers mit Quellenbeispielen und die Präsentation der Thesen in der folgenden Sitzung anhand eines Kurzreferates. In der Regel ist das Thesenpapier dann Grundlage der Proseminararbeit von ca. 8 Seiten.
Empfohlene Literatur: Andreas Wirsching, Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft. München 2000 (Enzyklopädie Deutscher Geschichte, Band 58); Wolfgang Hardtwig (Hrsg.), Politische Kulturgeschichte der Zwischenkriegszeit 1918-1939, Göttingen 2005; ders. (Hrsg.), Ordnungen in der Krise. Zur politischen Kulturgeschichte Deutschlands 1900-1933, München 2007.
Zusätzliche Informationen: Das Seminar Neueste Geschichte nimmt innerhalb des Bachelorstudiums einen herausgehobenen Platz ein: Es übernimmt zu Beginn des Studiums einen relativ großen Anteil der propädeutischen Ausbildung, d.h. des "Handwerkszeugs des Historikers". Insofern nimmt die Propädeutik in diesem Seminar großen Raum ein. Dabei wird die Propädeutik vom Thema des Seminars her entwickelt.