Lehrende/r: Dr. Corinna Kuhr-Korolev; Dr. Stephan Walter
Veranstaltungsart:
hybrid: Vorlesung/Übung
Anzeige im Stundenplan:
06.139.0505
Credits:
3,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | -
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Präsenztermine: 19. Oktober, 14. Dezember und 25. Januar (alle übrigen sind Onlinetermine).
Zusätzliche Termine: 14. Dezember und 25. Januar jeweils auch 18-19:30 Uhr.
Inhalt:
Vor 30 Jahren, im Dezember 1991, hörte die Sowjetunion auf zu existieren. Damit endete der Kalte Krieg, der von der Konkurrenz der politischen Systeme und der beiden Großmachtstaaten USA und Sowjetunion bestimmt war. Der Rücktritt Michail Gorbatschows als sowjetischer Präsident markierte zugleich das Scheitern seiner 1985/86 begonnenen Reformpolitik, die mit den Schlagwörtern Perestroika und Glasnost verbunden wird. Es handelte sich dabei um den idealistischen Versuch, den „real existierenden Sozialismus“ doch noch in eine wirtschaftlich wettbewerbsfähige und sozial gerechte Ordnung zu verwandeln.
Das Ziel der Vorlesung wird sein, einerseits die Voraussetzungen der Reformpolitik, internationale Rahmenbedingungen, zentrale Akteure und Ereignisse zu rekapitulieren. Andererseits soll der Horizont über die politische Geschichte hinaus geweitet und ebenso nach der Bedeutung der Perestroika für die sowjetische Gesellschaft und den Alltag der Bürgerinnen und Bürger gefragt werden.
Die letzten Jahre der Sowjetunion waren-geprägt von Katastrophen, gewaltsamen Auseinandersetzungen und dem Zerfall sozialer Sicherheit. Gleichzeitig setzten die Reformen eine Vielzahl von Hoffnungen und Erwartungen frei. Es war eine Zeit des Aufbruchs und Wandels, der Reden und öffentlichen Debatten, eine Phase kultureller Experimente und der Öffnung vieler Grenzen – geographischer, thematischer, mentaler und sprachlicher Art. Glasnost ermöglichte, über Umweltprobleme, die Verbrechen der Stalinzeit, über Misswirtschaft und Korruption zu schreiben. In den Mittelpunkt der Kritik gerieten zunehmend die Parteiherrschaft und das Machtmonopol der Kommunistischen Partei. In den Sowjetrepubliken setzten sich Gruppen durch, die stärkere Autonomie oder sogar die Unabhängigkeit von der UdSSR anstrebten. Die zunächst begrenzten und „von oben“ gesteuerten Reformen setzen einen dynamischen Prozess „von unten“ in Gang, der letztlich zum Zusammenbruch des sowjetischen Staates führte.
Die Vorlesung wird einen Gesamtüberblick über diese dynamischen Abläufe geben und verschiedenste Themen vertieft betrachten. Ob Nationalitätenkonflikte, Wandel von Geschlechterverhältnissen, Gründung erster NGOs, kulturelle Subkulturen, die Rückkehr der Religion oder dauerhaft bestehende Formen des Alltagslebens – in allen Bereichen lassen sich Bezüge zur Gegenwart und zu Fragen herstellen, die nach wie vor die Menschen in Russland und den sowjetischen Nachfolgestaaten bewegen.
Russischkenntnisse sind für die Teilnahme an der Vorlesung nicht erforderlich, Interesse am Thema und Diskussionsbereitschaft jedoch sehr willkommen!
Empfohlene Literatur:
Gestwa, Klaus: Von der Perestroika zur Katastroika. Michail Gorbatschow und der Zerfall des Sowjetimperiums (Teil 1 und 2), in: Einsichten und Perspektiven 1/16 (2016), S. 22-33; 2/16 (2016), S. 4-25, URL: https://www.km.bayern.de/epaper/LZ/EuP/2016_1/files/assets/common/downloads/publication.pdf. und file:///C:/Users/KUHR-K~1/AppData/Local/Temp/ep_216_final-1.pdf;
Kuhr-Korolev, Corinna, Perestroika und das Ende der Sowjetunion. Ein kontroverser Blick zurück, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 09.02.2021, http://docupedia.de/zg/Kuhr-Korolev_Perestroika_v1_de_2021;
Weiterführende Literatur:
Brown, Archie: Aufstieg und Fall des Kommunismus, Berlin 2009;
Kotkin, Stephen: Armageddon Averted. The Soviet Collapse, 1970-2000, Oxford 2008;
Simon, Gerhard und Nadja: Verfall und Untergang des sowjetischen Imperiums, München 1993;
Yurchak, Alexei: Everything Was Forever, Until It Was No More. The Last Soviet Generation, Princeton 2006.
Digitale Lehre:
Die Lehrveranstaltung findet in Germersheim in Präsenz statt, die Referentin wird dazugeschaltet. Studierende, die nicht am Campus Germersheim sein können, können sich über folgenden Link per MS Teams dazuschalten:
https://teams.microsoft.com/l/meetup-join/19%3ameeting_MGE3MmFkM2EtNTVhZi00NWI4LTkyYjktZjQ3MmY1YzlhMDFi%40thread.v2/0?context=%7b%22Tid%22%3a%2251aa2b30-c9fa-40db-b91a-3a53a8a08d85%22%2c%22Oid%22%3a%223b6e0a05-f724-42f3-834a-23ed39b90594%22%7d
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