00.Q+.100 SARS-CoV2 – eine Jahrhundert-Pandemie

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Bodo Plachter; Christina Viehmann; Prof. Dr. Thomas A. Vilgis

Veranstaltungsart: Kurs

Anzeige im Stundenplan: SARS-CoV2

Credits: 2,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 20

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzungen
Aktive Teilnahme, Lektüre der kurz vor Beginn der Veranstaltung bereitgestellten Literatur.

Anforderungen
Kurze Präsentation

Inhalt:
Ende des Jahres 2019 traten in China die ersten Fälle einer bis dato unbekannten Lungenerkrankung auf, die sich binnen Monaten zu einer weltweiten Pandemie ausweiteten. Im Januar 2020 schließlich meldeten die chinesischen Behörden erstmals offiziell, den Erreger als ein neuartiges Coronavirus (SARS-CoV-2) identifiziert zu haben. Das Virus ist verwandt mit dem Erreger der SARS-Pandemie von 2002/03. Die von ihm ausgelösten Symptome ähneln denen einer Grippe, verursachen mitunter langwierige Folgeschäden und können in schweren Verläufen zum Tod führen. Nach nur einem Jahr hat sich das Virus in mehr als 190 Ländern ausgebreitet und weltweit bald 100 Millionen Menschen in der ganzen Welt infiziert. Die Zahl der Todesopfer in Zusammenhang mit dem Virus beläuft sich Anfang 2021 auf über 1,9 Millionen. In einem zweiteiligen Q+Seminar werden wir uns im ersten Teil mit den physikalisch-chemisch-biologischen Eigenschaften der Viren befassen und uns im zweiten Teil mit den Mechanismen einer Pandemie aus virologischer und medialer Perspektive auseinandersetzen.

Die Anmeldung zu dieser Q+Seminarreihe muss zwingend für beide Seminarteile gelten. Es ist nicht möglich, einen einzelnen Workshops zu besuchen.


Auch (Corona-)Viren können Physik und Chemie

Teil I, 26.04.2021, Leitung: Prof. Dr. Thomas Vilgis

In der Corona-Pandemie trafen und treffen Wissenschaft, Politik und Bevölkerung hart aufeinander. Rasch bildeten sich Strömungen die unter hashtags wie #Coronaleugner auf vielen sozialen Medien meinungsverbreitend unterwegs sind. Selbst ursprünglich positive besetzte Begriffe wie ‚querdenken‘ (siehe das Motto des Studienprogramms Q+) werden von #Querdenker gekapert. Absurde Verschwörungsmärchen machen die Runde und selbst manche Regierungen machten sich derartige Ansichten zu eigen. In vielen öffentlichen Diskussionen zeigte sich, wie wenig grundlegendes Verständnis wissenschaftlichen Ansätzen entgegengebracht wurde (und wird). Elementares Schulwissen, wie exponentielles Wachstum, Reproduktionszahl oder Clusterdynamik konnten nicht mehr eingeordnet werden. Schwerwiegender war (und ist) die nahezu vollständige Entkopplung der physikalisch-chemisch-biologischen Eigenschaften der Viren und der dadurch ausgelösten epidemiologischen Verbreitung über Ansteckungen in den öffentlichen Diskussionen.

In diesem Seminar werden wir aus den mikroskopischen Eigenschaften repräsentativer Viren (darunter Sars-CoV-1,2), etwa die Eigenschaften der Oberflächenproteine (Spikes), deren Wechselwirkungen mit anderen Oberflächen, z.B. Rezeptoren, einige grundlegende Fakten über Viren lernen. Damit lässt sich rasch begründen, warum Aerosole in diesem Zusammenhang tatsächlich gefährlich sind, oder warum es enge Kopplungen zwischen Feinstaub und Virenlast gibt. Am Ende zeigen sich, wie Eigenschaften auf Längenskalen von Nanometern letztlich die Ausbreitungsdynamik beeinflussen. Diese über mehrere Wissenschaftsdisziplinen übergreifenden Zusammenhänge werden in einer allgemein verständlichen Sprache systematisch erklärt und diskutiert. Dabei wird klar. Der Weg der Viren in die Zellen wird lediglich von einfachen physikalischen Wechselwirkungen bestimmt.

Mechanismen der Pandemie am Beispiel von SARS-CoV2

Teil 2, 04.05.2021,  Leitung: Prof. Dr. Bodo Plachter, Dr. Christina Viehmann

Das epidemische oder pandemische Auftreten von Infektionskrankheiten stellt moderne Gesellschaften vor vielfältige Herausforderungen. Die Einschränkungen im persönlichen Leben sowie die tiefgreifenden, ökonomischen Einschnitte führen zu erheblichem Druck auf die Medizin und andere Wissenschaften, zeitnah Lösungsstrategien zu entwickeln.
Ziel dieses Seminars ist es, mit den Studierenden den Ablauf einer Pandemie am Bespiel von SARS-CoV2 aus virologischem Blickwinkel, aber auch aus der Perspektive der Gesellschaft, der Medien und der Politik zu diskutieren.

Themen:

Aktueller Stand der Pandemie
Virologische Grundlagen
Wahrnehmung in der Öffentlichkeit
Rolle der Medien in einer pandemischen Situation
Rolle und Verhalten von "Expert_innen"
Einfluss der Politik im Hinblick auf die Pandemiebewältigung und auf die gesellschaftliche Akzeptanz von Maßnahmen

Lernziele
Faktenbasierte Denkansätze, klare Trennung zwischen physikalisch-chemischen-biologischen Mechanismen und Meinungen. Einblicke in die Dynamik von pandemisch auftretenden Infektionserkrankungen.


 

Empfohlene Literatur:
* Gollust, S. E., Nagler, R. H., & Fowler, E. F. (2020). The Emergence of COVID-19 in the US: A Public Health and Political Communication Crisis. Journal of Health Politics, Policy and Law.

* Perse, E. M. (2001). Media effects and society. Chapter 3, "Media Effects and Crisis" (pp. 37-51) Routledge.

* Porat, T., Nyrup, R., Calvo, R. A., Paudyal, P., & Ford, E. (2020). Public Health and Risk Communication During COVID-19—Enhancing Psychological Needs to Promote Sustainable Behavior Change. Frontiers in Public Health, 8, 637.

* Rossmann, C., Meyer, L., & Schulz, P. J. (2018). The mediated amplification of a crisis: Communicating the A/H1N1 pandemic in press releases and press coverage in Europe. Risk analysis, 38(2), 357-375.

* Schäfer, M. (2020). „Letztendlich nur für Auflage?“ Corona und die Verantwortung der Medien. Communicatio Socialis, 53(3), 308–323. https://doi.org/10.5771/0010-3497-2020-3-308

* Viehmann, C., Ziegele, M., & Quiring, O. (2020). Gut informiert durch die Pandemie? Nutzung unterschiedlicher Informationsquellen in der Corona-Krise. Ergebnisse einer dreiwelligen Panelbefragung im Jahr 2020. MediaPerspektiven 11/2020, S. 556-577.

Zusätzliche Informationen:
Lehrende

Thomas A. Vilgis ist Professor für Theoretische Physik an der Universität Mainz, der auf dem Gebiet der weichen Materie (englisch Soft Matter) forscht. Er leitet zugleich am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz eine Arbeitsgruppe für analytische Theorie weicher Materie. Dort führt er zudem eine experimentelle Gruppe „Soft Matter Food Physics“, die physikalische Aspekte des Essens inklusive Zutaten und Zubereitung erforscht. Seit 2016 lehrt Vilgis auch an der Justus-Liebig-Universität Gießen im Bereich Ernähung, Lebensmitteltechnologie und molekulare Lebensmittelphysik. Vilgis publizierte über 300 referierte wissenschaftliche Arbeiten in der Fachliteratur zur Physik der weichen Materie und zur molekularen Lebensmittelphysik. Seit 2016 ist Vilgis in der wöchentlichen Radiokolumne Gastrojet in der Sendung SWR2 am Samstagnachmittag, zu Themen und Kultur und Wissenschaft des Essens, zu hören. Er ist Herausgeber der Zeitschrift „Journal Culinaire - Kultur und Wissenschaft des Essens", die 2018 mit dem Gourmand World Cookbook Award „Best in the World“ ausgezeichnet wurde. Vilgis ist außerdem Autor und Coautor von über 20 populärwissenschaftlichen Büchern zur Naturwissenschaft des Kochens und der Physik und Chemie der Lebensmittel, darunter auch ein Buch zum Thema „Beerpairing“, das ebenfalls den Cookbook Award „Best in the World“ im Bereich der Getränke trägt. Für das Buch Aroma – die Kunst des Würzens (mit Thomas A. Vierich) verlieh die Gastronomische Akademie Deutschlands (GAD) die nur für außergewöhnliche Werke vorbehaltene höchste Auszeichnung Goldene Feder.

Bodo Plachter ist Professor für Virologie und stellvertretender Direktor des Instituts für Virologie der Universitätsmedizin Mainz. Seine wissenschaftlichen Stationen führten ihn über die Universitäten Erlangen-Nürnberg und Koblenz im Jahr 1996 an die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seither ist er insbesondere mit dem Schwerpunkt Molekular- und Immunbiologie von Infektionen mit humanem Cytomegalievirus befasst. Im Zusammenhang mit der COVID19-Pandemie ist er ein vielgefragter Spezialist in zahlreichen TV- und Rundfunkformaten und berät im Rahmen eines Krisenstabes die Landesregierung Rheinland-Pfalz.

Christina Viehmann ist Post-Doc am Institut für Publizistik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und beschäftigt sich in ihrer Forschung mit verschiedensten Themen der politischen Kommunikation – etwa: Welche Rolle spielen Medien in gesellschaftlichen Konflikten? Wie gestalten sich öffentliche Meinungsbildungsprozesse in der Mediengesellschaft? Welche Folgen resultieren daraus, wie Medien über aktuelles Geschehen berichten, für die gesellschaftspolitischen Perspektiven der Bürger? In einem aktuellen Projekt widmet sie sich konkret der Frage, wie Menschen sich in der Coronakrise informieren, d.h. welche Quellen sie zu Rate zogen, um ihren Informationsdurst in Zeiten von Unsicherheit und potentiellen Gefahren zu stillen. Ausgehend davon galt ihr Interesse insbesondere den Fragen, welchen Eindruck die Menschen von der Krise und den damit einhergehenden öffentlichen Debatten erhalten haben und welche Folgen etwa für das viel beschworene Gemeinschaftsgefühl resultierten.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Mo, 26. Apr. 2021 14:15 18:00 MPI Univ.-Prof. Dr. Bodo Plachter; Christina Viehmann; Prof. Dr. Thomas A. Vilgis
2 Di, 4. Mai 2021 14:15 18:00 01 411 P101 Univ.-Prof. Dr. Bodo Plachter; Christina Viehmann; Prof. Dr. Thomas A. Vilgis
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende/r Pflicht
1. aktive Teilnahme k.Terminbuchung Ja
Übersicht der Kurstermine
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  • 2
Lehrende/r
Univ.-Prof. Dr. Bodo Plachter
Prof. Dr. Thomas A. Vilgis
Christina Viehmann