Lehrende/r: PD Dr. Annette Gilbert
Veranstaltungsart: online: Seminar
Anzeige im Stundenplan:
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Inhalt: Das ‚Ende des Buchs‘ wurde schon oft ausgerufen. Paradoxerweise lässt sich jedoch gerade im digitalen Zeitalter eine Rückkehr zum analogen Medium beobachten: Unter den veränderten me-dialen Ausgangsbedingungen kommt es zu einer (ästhetischen) Neuentdeckung des gedruckten Buchs, das sich im Mediengefüge der Gegenwart neu positionieren muss. Man spricht sogar schon von einer neuen „aesthetics of bookishness“. Es häufen sich Buchwerke wie Danielewskis House of Leaves oder J.J. Abrams’/Doug Dorsts S., die die spezifischen Eigenschaften und Möglichkeiten des gedruckten Buchs künstlerisch fruchtbar machen und gezielt in ihr literarisches Konzept einbezie-hen, so dass Text und Buch eine untrennbare Einheit bilden. Diese Form der „Liberature“ kann auf eine sehr lange Tradition zurückschauen und auch der Philo-logie gelten spätestens seit dem material turn die materielle Verfasstheit und das graphische Er-scheinungsbild eines literarischen Werks grundsätzlich als potentiell bedeutsames Interpretament. Im Seminar werden wir uns mit dem Handwerkszeug einer materialitätsbewussten Philologie litera-rischen Werken von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart (von Tristram Shandy über Kater Murr und Un coup de dés bis hin zur russischen Avantgarde und Zettel’s Traum) annähern, deren Autor*innen die Materialität und Gestalt ihrer Texte nicht als kontingenten, sondern als kon-stitutiven Aspekt ihrer Werke betrachten.