Lehrende/r: Matthias Müller
Veranstaltungsart: Seminar/Hauptseminar
Anzeige im Stundenplan: HNDL
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 25
Anmeldegruppe: HNDL/SFNL I-V (Gruppe 1)
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Kontingentschema: Kontingentierung HNDL
Inhalt: „Die Sieger schreiben die Geschichte“ – so zumindest eine gängige geschichtswissenschaftliche Formel. Doch sowohl Praktiker als auch Theoretiker der Niederlage haben diese Formel immer wieder in Frage gestellt oder gar umgekehrt: Nicht die Sieger schreiben die Geschichte, behauptet zum Beispiel der Historiker Reinhart Koselleck, sondern die Verlierer – wenn sie denn überleben. „Wer bleibt, der schreibt“ also? Dieses Seminar widmet sich historiographischen und literarischen Auseinandersetzungen mit deutschen Niederlagen im 20. Jahrhundert. Im Fokus steht hierbei die Frage, ob die Erfahrung des Besiegtwerdens tatsächlich ein epistemologisches oder ästhetisches Potenzial enthält, d.h. ob die Niederlage Erkenntnismöglichkeiten eröffnet, die den Siegern verschlossen bleiben. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass sich in Deutschland spätestens seit dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges eine Diskussion über die Vorzüge der Niederlage und die Gefahren des Sieges entspannt. Diese Diskussion erstreckt sich über ein breites politisches Spektrum und reicht von Friedrich Nietzsche über Heinrich und Thomas Mann zu Walter Benjamin, Rosa Luxemburg, Ernst Jünger, Carl Schmitt, Franz Jung, Reinhart Koselleck, Alexander und Margarete Mitscherlich, Hans Blumenberg und Wolfgang Schivelbusch. In diesem Seminar werden wir zentrale Texte zur Theorie und Praxis der Niederlage lesen und die moralischen, historiographischen und ästhetischen Implikationen dieser Perspektive diskutieren. Neben den Niederlagen von 1918 und 1945 wenden wir uns weiteren Dimensionen des Verlierens zu. Wenngleich die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert auch durch die Niederlagen in den beiden Weltkriegen geprägt wurde, wird insbesondere zu bedenken sein, ob der Fokus auf die traumatischen Erfahrungen der Niederlage Gefahr läuft, deutschen Verbrechen aus dem Blick zu verlieren oder ob eine Auseinandersetzung mit der Niederlage nicht erst die Voraussetzung für die sogenannte „Vergangenheitsbewältigung“ bildet.
Empfohlene Literatur: Wolfgang Schivelbusch: Die Kultur der Niederlage. Berlin 2001.
Zusätzliche Informationen: Bitte beachten Sie, dass das Seminar am 28.04. beginnt
Digitale Lehre: Diese Seminar findet als Präsenzveranstaltung statt.