Lehrende/r: Marco Lehmann
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: SGAL
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 25
Anmeldegruppe: SGAL I/II/III
Prioritätsschema: Priorisierung SGAL I/II/III Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinieÜber die Senatsrichtlinie hinaus werden bei der Platzvergabe für diese Veranstaltung Studierende im 2., 3., 4., 6. Semester bevorzugt berücksichtigt.
Kontingentschema: Kontingentierung SGAL I/II/III
Voraussetzungen / Organisatorisches: Liebe Studierende, bitte beachten Sie den Dotenten- und Terminwechsel
Inhalt: Mahrtenehengeschichten erzählen von der amourösen Verbindung eines Menschen zu einem übernatürlichen Wesen, z. B. zu einer Fee beziehungsweise einer Wasserfrau. Der Fortbestand der Liebesbeziehung ist dabei an eine bestimmte Bedingung geknüpft, häufig etwa an ein Blick- oder Sprechtabu: Dem menschlichen Partner ist es untersagt, die (oder - seltener – den) Geliebte(n) überhaupt oder doch in bestimmten Zeiträumen zu Gesicht zu bekommen; er darf die extravagante Liaison nicht öffentlich machen etc. Solche Klauseln werden in Erzähltexten selbstverständlich nur aufgestellt, damit folgenreich gegen sie verstoßen werden kann. Nachdem der menschliche Akteur die Liebesbeziehung in der Übertretung des Tabus zerstört hat, muss er besondere Anstrengungen unternehmen, um sie zu ,reparieren‘ und den übernatürlichen Partner zurückzugewinnen – so zumindest ein möglicher Ausgang dieser narrativen Konstellation. Das skizzierte Erzählmuster lässt sich durch diverse Kulturen und Epochen verfolgen; in der Literatur des Mittelalters wird es in einer ganzen Reihe von Texten ausgestaltet und variiert. Im Seminar wollen wir den kulturanthropologischen Implikationen nachgehen, welche die langandauernde Faszinationsmacht des Paradigmas von der ,gestörten Mahrtenehe‘ begründen; vor allem wollen wir aber die spezifischen Voraussetzungen und Interessen ausloten, die für seine mittelalterlichen Anverwandlungen kennzeichnend sind. In diesen muss die amouröse Motivik des Erzählschemas typischerweise mit Fragen der Genealogie sowie mit theologischen Bedenken ausbalanciert werden, die sich daraus ergeben, dass der nicht-menschliche Liebespartner unter mittelalterlichen Vorzeichen beinahe zwangsläufig in dem Verdacht steht, dämonischer Natur zu sein. Den Schwerpunkt der gemeinsamen Lektüre sollen Konrads von Würzburg Partonopier und Meliur sowie die Melusine Thürings von Ringoltingen bilden; zum Vergleich können auch neuzeitliche Adaptionen des Erzählschemas wie Goethes Neue Melusine oder La Motte Fouqués Undine herangezogen werden.
Empfohlene Literatur: Bitte anschaffen: Apuleius: Das Märchen von Amor und Psyche. Lateinisch/Deutsch. Hrsg. v. Kurt Steinmann. Reclam: Stuttgart 1998. Der Ritter von Staufenberg. Hrsg. v. Eckhard Grunewald. Niemeyer: Tübingen 1979 (=ATB 88). Thüring von Ringoltingen: Melusine. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff. Reclam: Stuttgart 1991.