Lehrende/r: Martin Brodehl M.A.
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: HS Religionsgespr.
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: 1 | 40
Inhalt: Einem weit verbreiteten Vorurteil nach sei Europa im Mittelalter weltanschaulich so geschlossen gewesen, das Christentum ein so selbstverständlicher und so unzweifelhaft geltender Rahmen sowohl der Lebenspraxis als auch des Denkens, dass es eine auch nur im Ansatz distanzierte Reflexion auf die christliche Religion und ihr Verhältnis zu anderen Religionen sowie zur Vernunft überhaupt nicht gegeben haben könne. Tatsächlich stellte die Frage nach dem Verhältnis zum Judentum und die Frage nach dem Verhältnis von Religion und (philosophischer) Rationalität doch ein Problem dar, das seit der Spätantike dauernd mehr als nur beiläufig diskutiert wurde. Dies belegt auch die Existenz einer eigenen und sehr eigentümlichen Textgattung, nämlich die der „Religionsgespräche"; dabei handelt es sich um literarisch inszenierte Dialoge, in denen ein Jude, ein Christ und ein (heidnischer) Philosoph, hinter dem sich mehr oder weniger deutlich der Vertreter des Islam abzeichnet, durchaus konstruktiv über ihre jeweiligen Positionen austauschen. Mit dem „Dialogus" des Peter Abaelard (1079-1142) steht das wohl bekannteste Werk dieser Gattung im Zentrum des Seminars. Ergänzt um Auszüge aus weiteren Religionsgesprächen sowie aus antiken und mittelalterlichen Bezugstexten soll die Schrift im Ganzen erarbeitet und auf ihren philosophischen Gehalt untersucht werden.
