Lehrende/r: PD Dr. Annette Gilbert
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: Verlagstypen
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Inhalt: Im Seminar beschäftigen wir uns mit einer ‚alternativen‘ Form des Verlegens: dem Raub- bzw. Nachdruck, den es seit Erfindung des Buchdrucks gibt. Schon Luther beschwerte sich über die Nachdrucke, die seine Bibelübersetzung entstellten. Einen Höhepunkt in der deutschen Literaturgeschichte erreichten Nachdrucke im 18. Jahrhundert, was neben anderen geschichtlichen Entwicklungen zur Kodifizierung des Urheberrechts führte, wie wir es heute noch kennen. Wir beginnen mit einem Blick in die Anfänge bei Dürer und Luther und widmen uns dann mit Klopstock und Goethe der Blütezeit des Nachdrucks im 18. Jahrhundert, wie ihn etwa Trattner und Himburg in ihren Verlagen perfektioniert haben. Dann machen wir einen Sprung zu den Raubdruckaktivitäten der 1968er Studentenbewegung, die v.a. Titel zu kritischer Theorie, Psychoanalyse, Marxismus, Sozialismus und von Wilhelm Reich, Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Walter Benjamin, Herbert Marcuse, Georg Lukács im Programm hatte und aus der Verlage wie Maro, merve und Edition Nautilus hervorgegangen sind, die es heute noch gibt. Wir beschließen das Seminar mit einem Block zu Spielarten des Raubdrucks in der Gegenwart. Neben urheberrechtlichen und urheberrechtsgeschichtlichen Fragen (Fichte, Kant) werden uns auch die Technik des Buch- und des Matrizendrucks, der typographischer Kreislauf, Doppeldrucke, Zwitterdrucke, fingierte Verlage und Fragen der Distribution beschäftigen.