Lehrende/r: PD Dr. Annette Gilbert
Veranstaltungsart: Oberseminar
Anzeige im Stundenplan: 05.610.245
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 18
Prioritätsschema: Buchwissenschaft Für die Teilnehmerauswahl werden bei der Platzvergabe folgende Kriterien berücksichtigt:1. Priorität: höhere Fachsemester bevorzugen2. Priorität: Erstversucher bevorzugen
Inhalt: 2016 beantwortete das Journal „Science“ die Frage „Who’s downloading pirated papers?“ kurz und bündig mit: „Everyone.“ Immer mehr Wissenschaftler:innen weltweit besorgen sich also die notwendige Forschungsliteratur über urheberrechtlich fragwürdige bis eindeutig illegale Angebote sogenannter Schattenbibliotheken, die im Internet Millionen wissenschaftlicher, aber auch literarischer Veröffentlichungen für den sofortigen Zugriff kostenfrei zur Verfügung stellen. In der letzten Dekade sind etliche solcher para-bibliothekarischen Strukturen entstanden, die sich die freie Zirkulation von Wissen und Literatur auf die Fahne schreiben, dabei aber – in Analogie zum einst florierenden illegalen Filesharing von Musik und Filmen – Zugangs- und Bezahlschranken umgehen, gegen das geltende Recht verstoßen und verlegerische Geschäftsmodelle sabotieren. Die wohl bekanntesten Schattenbibliotheken sind das auf die Avantgarde spezialisierte Ubuweb (seit Ende der 1990er Jahre), der kollaborativ organisierte ‚Lesezirkel‘ AAARG (seit 2005), die russische LibGen (seit 2008) und das von einer kasachischen Wissenschaftlerin aus Frust über die begrenzten Zugangsmöglichkeiten zu aktueller Forschungsliteratur an ihrer kasachischen Heimatuniversität begründete SciHub (seit 2011). Ihre URLs ändern sich wegen des ‚Katz-und-Maus‘-Spiels mit der Justiz kontinuierlich. Im Laufe des Seminars werden wir nach einem Rückblick in Geschichte und Konzept öffentlicher Bibliotheken Motive, Zielsetzungen und Organisationsstrukturen verschiedener Schattenbibliotheken beleuchten. Dabei diskutieren wir Konzepte von ‚Gabentausch‘, ‚Commons‘, ‚Open Access‘ und ‚brauchbarer Illegalität‘ und natürlich immer wieder urheberrechtliche, medienökonomische und ethische Fragen – letztlich: die Zukunft des Publikations- und Bibliothekswesens.