Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Dietrich Scholler
Veranstaltungsart: Hauptseminar
Anzeige im Stundenplan: S KW
Semesterwochenstunden: 2
Credits: 4,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 20
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Voraussetzungen / Organisatorisches: Zur aktiven Teilnahme gehören: aktive Beteiligung am Unterricht; Lektüre und Kenntnisnahme der hochgeladenen Materialien; ggf. Erstellen kleiner schriftlicher Beiträge.
Inhalt: Die Bartholomäusnacht ist ein zentrales Ereignis der französischen Geschichte. In den frühen Morgenstunden des 24. August 1572 wurde auf diffuser Befehlsgrundlage der Hugenottenführer Gaspard de Coligny im Beisein des Herzogs von Guise von der Schweizergarde des Königs ermordet, was in Paris und in den folgenden Tagen auch in der Provinz zum Anlass für ein flächendeckendes Massaker an der protestantischen Glaubensgemeinschaft genommen wurde. Über die Gründe und Verantwortlichkeiten dieses Pogroms gehen die Meinungen in der Geschichtswissenschaft auseinander. Zuletzt konnte der Historiker Jérémie Foa (2021) durch das Studium von zeitgenössischen Notariatsakten genauere Aussagen über die Motive der Mörder und Mörderinnen machen, die ihre protestantischen Opfer in der Regel bestens kannten und wohl weniger aus ideologischen Gründen, sondern in erster Linie aus Habgier handelten, eine These, die der deutsche Historiker Götz Aly auch in Bezug auf die Judenpogrome vertritt und die in Deutschland seinerzeit kontroverse Debatten ausgelöst hatte. Vgl. hierzu das anregende Interview mit Foa: https://www.youtube.com/watch?v=DaTUrAcA06Y. Im ersten Teil unseres Seminars werden wir die Debatte über die auch aus Anlass der Vermählung des Königs als "Bluthochzeit" bezeichnete Bartholomäusnacht im Horizont der notorischen Theorie von den Lieux de mémoire (Pierre Nora) rekonstruieren und dabei die Frage beantworten, aufgrund welcher Möglichkeitsbedingungen sich die Orte der klassischen Heldengeschichtsschreibung in Frankreich zu lieux de mémoire victimaire entwickeln konnten. Im weiteren Verlauf werden wir bekannte und weniger bekannte literarische Texte und Filme studieren, in denen die Bartholomäusnacht zum Gegenstand fiktionaler Darstellungen gemacht wurde. Programm und Textauswahl werden in den Semesterferien via LMS bekannt gegeben. Bitte besorgen und lesen Sie zur Vorbereitung den Roman "La reine Margot" (Gallimard, Folio) von Alexandre Dumas.
Empfohlene Literatur: El Kenz, David / Nérard, François-Xavier (2011) (Hg.): Commémorer les victimes en Europe. XVIe-XXIe siècles. Paris: Epoques Champ Vallon. Foa, Jérémie (2021): Tous ceux qui tombent. Visages du massacre de la Saint-Barthélemy, Paris: La Découverte.
Zusätzliche Informationen: Das Hauptseminar findet je nach Bedarf auf Deutsch oder auf Französisch statt.
