00.Q+.140 Geschichte, Netzwerke und Akquise der Rechtsextremen in der BRD seit 1945

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. Thorsten Hindrichs

Veranstaltungsart: Workshop

Anzeige im Stundenplan: Rechtsextreme

Credits: 2,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 20

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Die angegebene Literatur muss zwingend gelesen werden. Sie wird als pdf oder via Link zur Verfügung gestellt.
Die folgenden beiden Dokumentationen bitte im Vorfeld ansehen:
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/rechtsrock-in-deutschland-das-netzwerk-der-neo-nazis-102.html
https://www1.wdr.de/fernsehen/die-story/sendungen/Schattenkrieger-der-Neonazi-Geheimbund-Hammerskins100.html

Anforderungen:
Rechercheaufgabe, Analyse, Impulsreferat (Details s.u.)

 

Inhalt:
Rechtsextremismus gilt aktuell als die größte innere Gefahr für die demokratische Gesellschaft in Deutschland. Das Landesamt für Verfassungsschutz in Sachsen attestiert 2021 der Szene „eine hohe Reaktions- und Mobilisierungsgeschwindigkeit“, es sinke die Hemmschwelle weiter, Gewalt und Terror zur Durchsetzung rechtsradikaler Ziele einzusetzen. Zwischen 2016 und 2020 hat sich laut Bundesamt für Verfassungsschutz die Zahl Rechtsradikaler in Deutschland auf 33.000 Personen erhöht, die Anzahl extrem gewaltbereiter Rechtsradikaler wird auf ca. 13.300 Personen geschätzt, Tendenz steigend.
In diesem zweiteiligen Q+Workshop werden wir uns zunächst mit den Konstinuitäten und Strukturen des Rechtsextremismus in Deutschland nach 1945 befassen und dann drei wichtige Bereiche durchleuchten, in denen Rechtsradikale in Deutschland ihre Mitglieder rekrutieren: Dem Rechtsrock, dem rechten Kampfsport und im Internet.

Freitag, 11. November 2022
10:15 – 13.00 h Geschichte der Rechtsextremen in der BRD seit 1945, Prof. Dr. Johanna Sigl, Hochschule Rhein-Main
13:00 – 14.00 h Pause
14.00 – 18.00 h RechtsRock in Deutschland 2022: Funktionen und Strukturen, Dr. Thorsten Hindrichs, JGU Mainz

Freitag, 18. November 2022
10:15 – 13.00 h Kampfsport im militanten Neonazismus: Strategien extrem rechter Gewalt,  Robert Claus, Berlin, online
13:00 – 14.00 h Pause
14.00 – 18.00 h Rechtsextremismus im digitalen Zeitalter, Maik Fielitz, Berlin/Jena

Studienleistung für Johanna Sigl:
Recherchieren Sie zu einem der folgenden Themen und bereiten Sie sich auf einen kurzen Impuls dazu während der Seminarzeit vor:
Aufbauend auf der Lektüre von Botsch
Impulsreferat 1: Was ist Ihnen aus der gegenwärtigen Zeit (aus den letzten 10 Jahren)  zu Kennzeichen und Entwicklungen der extremen Rechten bekannt? Wie ordnen Sie die Entwicklung mit Blick auf den  historischen Verlauf ein?

Aufbauend auf der Lektüre von Bitzan
Impulsreferat 2: Recherchieren Sie die Medienberichterstattung nach dem Bekanntwerden des NSU. Welche Geschlechterkon-struktionen lassen sich für die TäterInnen  finden?

Aufbauend auf der Lektüre von Bozay/Mangitay
Impulsreferat 3: Welche Zusammenhänge lassen sich auf welchen unterschiedlichen Ebenen zwischen Rechtsterrorismus und Rassismus herstellen?

Studienleistung für Thorsten Hindrichs:
Musikalische Gruppenanalysen (was das ist, wird erklärt) während des Workshops, die je Kleingruppe zu protokollieren sind.  Bitte bringen Sie – falls vorhanden -  Ihr Notebook/Laptop mit Abspielmöglich-keiten für mp4-Dateien mit.

Studienleistung für Robert Claus:
Impulsreferat 4:  Claus, Robert (2019): Rechtsextremismus im Sport – zum Stand der Forschung. In: Becker, Reiner; Schmitt, Sophie (Hg.): Beratung im Kontext Rechtsextremismus. Felder – Methoden – Positi-onen. Frankfurt am Main: Wochenschau Verlag. S. 163-181.

Impulsreferat 5: Claus, Robert; Zajonc, Olaf (2019): Zum Stand der Präventionsansätze im Extremkampfsport. Mixed Martial Arts im Spannungsfeld von verbandlicher und sportlicher Entwicklung, wirt-schaftlichem Wachstum, erhoffter gesellschaftlicher Anerkennung und extrem rechter Gewalt. Hannover: Selbstverlag KoFaS gGmbH. 42 Seiten.

Impulsreferat 6: Claus, Robert; Staack, Michael; Zajonc, Olaf (er-scheint 2022): Zum Stand der Präventionsansätze im Extremkampf-sport. Teil II. Mixed-Martial-Arts-Studios zwischen präventiven, indif-ferenten und strukturell gewalt- bzw. diskriminierungsoffenen Trai-ningskulturen. Hannover: Selbstverlag ICanDo e.V.. Circa 35 Seiten.

Studienleistung für Maik Fielitz:
Vorbereitung eines Inputs (5 min) zu einer der beiden Fishbowl Diskussionen, die am Ende der zwei thematischen Blöcke stattfindet. Der Input soll eine zentrale These hervorbringen und argumentativ herleiten.

Impulsreferat 7: Ist das noch/schon Rechtsextremismus? Regressive Online-Subkulturen zwischen juvenilem Humor und rechtem Terror

Impulsreferat 8: Alles abschalten? Wieviel Einschränkung des Internets kann sich eine Demokratie erlauben, um antidemokratische Tendenzen zu begegnen.

Die Teilnehmenden werden gebeten, im Voraus einen kurzen Titel ihres Inputs zu teilen.

Oder Essay (max. 3 Personen pro Aussage): Der thematische Essay soll eine 3-5seitige Verschriftlichung zu einer der folgenden Aussage sein: 

Essay 1: Die extreme Rechte gewinnt durch die zunehmende Digitalisierung kurzfristig an Aufmerksamkeit, aber langfristig an Organisationsfähigkeit.

Essay 2: Ohne die digitalen Medien wären die jüngsten Wahlerfolge rechtsradikaler Parteien, die Formierung rechtspopulistischer Bewegungen und die rechtsterroristische Welle der Gewalt nicht denkbar.

Essay 3: Der Staat muss das Internet stärker überwachen, um Hass im Netz zu begegnen. Dazu gehört eine Klarnamenspflicht und der Zugang zu verschlüsselter Kommunikation

 

Empfohlene Literatur:
Literatur zur Geschichte der Rechtsextremen seit 1945
Botsch, Gideon (2016): ‚Nationale Opposition‘ in der demokratischen Gesellschaft, in: Virchow et al. (Hrsg): Handbuch Rechtsextremismus, Wiesbaden, S. 43-82.
Bitzan, Renate (2016): Geschlechterkonstruktionen und Geschlechterverhältnisse in der extremen Rechten, in: Virchow et al. (Hrsg): Handbuch Rechtsextremismus, Wiesbaden, S. 325-373.
Bozay, Kemal/Mangitay, Orhan (2019): „Die haben gedacht, wir waren das…“, in: Dürr et al., Leerstelle Rassismus?, Frankfurt/Main, S.15-30.

Literatur zu RechtsRock
Thorsten Hindrichs: "One Day You Will Wish We’d Only Played Music": Some Remarks on Recent Developments of Germany’s RechtsRock Scene, in: Made in Germany - Studies in Popular Music, hrsg. v. Oliver Seibt, Martin Ringsmut und David-Emil Wickström, London usw.: Routledge 2020 (= Routledge Global Popular Music Series) S. 145-153.

Thorsten Hindrichs: „… it is a lot more enjoyable than going to a political meeting“: Wieso die Denkfigur der ‚Einstiegsdroge RechtsRock‘ sachlich falsch und (bildungs-)politisch kontraproduktiv ist, in: Parole(n) – Politische Dimensionen von Kinder- und Jugendmedien, hrsg. v. Caroline Roeder, Stuttgart: Metzler 2020 (= Studien zu Kinder- und Jugendliteratur und -medien 2), S. 311-322. online-Zugriff über die UB Mainz: http:/dx.doi.org/10.1007/978-3-476-04848-6]

Thorsten Hindrichs: Mit Musik die Herzen der Jugend öffnen? Eine musikwissenschaftliche Zurückweisung der fortgesetzten Rede von der 'Einstiegsdroge Musik', in: Rechtsrock: Aufstieg und Wandel neonazistischer Jugendkultur am Beispiel Brandenburgs, hrsg. v. Gideon Botsch, Jan Raabe und Christoph Schulze, Berlin: be.bra 2019, S. 179-193.

Finanzierungsmuster und Netzwerke gewaltorientierter rechtsextremer Akteur:innen in Deutschland, hrsg.v. Counter Extremism Project Germany, Berlin 2021 online: https:/www.counterextremism.com/sites/default/files/2021-09/CEP%20Report_O%CC%88ffentlich%20Finanzierungsmuster%20und%20Netzwerke%20gewaltorientierter%20rechtsextremer%20Akteurinnen%20in%20Deutschland_September%202021_0.pdf]

Hass & Kommerz – RechtsRock in Thüringen, hrsg. v. MOBIT e.V., erscheint voraussichtlich Ende Mai 2022 [online als pdf-veröffentlichung]

Literatur zu Rechtsextremismus im Sport
Claus, Robert (2019): Rechtsextremismus im Sport – zum Stand der Forschung. In: Becker, Reiner; Schmitt, Sophie (Hg.): Beratung im Kontext Rechtsextremismus. Felder – Methoden – Positionen. Frankfurt am Main: Wochenschau Verlag. S. 163-181.

Claus, Robert; Zajonc, Olaf (2019): Zum Stand der Präventionsansätze im Extremkampfsport. Mixed Martial Arts im Spannungsfeld von verbandlicher und sportlicher Entwicklung, wirtschaftlichem Wachstum, erhoffter gesellschaftlicher Anerkennung und extrem rechter Gewalt. Hannover: Selbstverlag KoFaS gGmbH. 42 Seiten.

Claus, Robert; Staack, Michael; Zajonc, Olaf (erscheint 2022): Zum Stand der Präventionsansätze im Extremkampfsport. Teil II. Mixed-Martial-Arts-Studios zwischen präventiven, indifferenten und strukturell gewalt- bzw. diskriminierungsoffenen Trainingskulturen. Hannover: Selbstverlag ICanDo e.V.. Circa 35 Seiten.

Literatur zu Rechtsradikalismus im Internet
Schwarz, Karolin (2020): Hasskrieger. Der neue globale Rechtsextremismus. Freiburg: Verlag Herder, Kapitel 1: Geschichte des Rechtsradikalismus im Internet , S. 13–30.

Miller-Idriss, Cynthia (2020): Hate in the Homeland. The New Global Far Right. Princeton: Princeton University Press, Kapitel 6: Weaponizing online spaces, S. 138-160.

Jasser, Greta; Wankmüller, Agnes (2020): Alt-Right, Alt-Tech, Alt-Internet? Rechte Online Plattformen und ihre Funktion. In: Forschungsjournal Soziale Bewegungen 33 (2), S. 506–512.

Fielitz, Maik; Marcks, Holger (2020): Digitaler Faschismus. Die sozialen Medien als Motor des Rechtsextremismus. Berlin: Dudenverlag, Kapitel 7.





 

Zusätzliche Informationen:
Robert Claus ist freiberuflicher Autor und Moderator. Er studierte Europäische Ethnologie und Gender Studies an der Humboldt-Universität zu Berlin und ist seither u.a. als wissenschaftlicher Mitarbeiter wissenschaftlicher Mitarbeiter im Modellprojekt „Vollkontakt - Demokratie und Kampfsport“ am Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover und als Lehrbeauftragter, u.a. für die Humboldt-Universität zu Berlin und die Otto-Friedrich-Universität Bamberg tätig. Er ist Autor zahlreicher Monografien und weiteren Publikationen mit dem Schwerpunkt Rechtsradikalismus im Kampfsport.

Maik Fielitz ist Wissenschaftlicher Referent am Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena und Ko-Leiter der Forschungsstelle Netzanalyse im Kontext der Bundesarbeitsgemeinschaft gegen „Hass im Netz“ in Berlin. Er studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Friedens- und Konfliktforschung und arbeitet schwerpunktmäßig zum Zusammenhang von Digitalisierung und Rechtsextremismus. Mit Holger Marcks veröffentlichte er: Digitaler Faschismus. Die sozialen Medien als Motor des Rechtsextremismus (Berlin, 2020).

Thorsten Hindrichs hat Musikwissenschaft, Italienische Philologie und Sonderpädagogik in Köln, Perugia und Mainz studiert. Seit 2002 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Musikwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Ferner ist er freiberuflich als Experte für RechtsRock seit etlichen Jahren in der politischen Bildungsarbeit aktiv und seit 2015 Mitglied im Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus des Landes Rheinland-Pfalz.

Johanna Sigl forscht, lehrt und bildet (sich und andere) seit vielen Jahren mit einer geschlechterreflektierenden Perspektive im Themenfeld Rechtsextremismus. Sie ist Teil des ‚Forschungsnetzwerks Frauen und Rechtsextremismus‘ und Mitherausgeberin der ‚Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung‘. 2018 erschien ihre Dissertation zu ‚Biografischen Wandlungen ehemals organisierter Rechstextremer‘, in der sie mit einer biografieanalytischen und geschlechterreflektierenden Perspektive nach den Verläufen der Zuwendung und Distanzierung von der extremen Rechten fragte. Seit 2022 ist Johanna Sigl Professorin für politische Bildung und Soziale Arbeit an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden.











 

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Datum Von Bis Raum Lehrende/r
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