05.861.850 Literatur im Zeitalter des Digitalen: Das Phänomen der „new bookishness“

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: Literatur im Zeitalt

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Dozentin: Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky

Inhalt:
Seit der Jahrtausendwende hat sich innerhalb des literarischen Feldes ein stetig zunehmendes Interesse an den materiellen Trägermedien von Literatur und dabei – allen mit unserem sog. postliterary age (Damrosch) einhergehenden „death of the book"-Debatten zum Trotz – speziell am Medium des gedruckten Buches gezeigt. Angefangen mit Mark Z. Danielewskis berühmt gewordenem Roman House of Leaves von 2000 sind in der Folge immer mehr literarische Texte, insb. Romane, erschienen, die in auffälliger Weise mit ihrer materiellen Gestaltung experimentieren (u.a. mit Typographie, Layout und graphischen Elementen, aber auch weit hierüber hinaus) und ihre materielle Dimension und Buchgestalt dabei ganz gezielt zu einem integralen Bestandteil des jeweiligen Werks, seiner Narrativität, Bedeutungskonstitution und Sinnstiftung werden lassen. Damit wird das Buch als Buch ins Bewusstsein gehoben und über verschiedenste Verfahren metamedial als solches reflektiert und ausgestellt. Ins Bewusstsein rückt es so zugleich in seiner konkreten, physischen Präsenz: als materieller Träger des Textes wie auch als sinnlich erfahrbares Objekt, als „Ding" in eigenem Recht. Für diesen „neuen Trend" zu besonders „buchhaften" Büchern hat Jessica Pressman 2009 den treffenden Begriff einer „aesthetic of bookishness" eingeführt.

Im Seminar werden wir dieser in der Tat bemerkenswerten Entwicklung anhand konkreter Beispiele aus dem englisch- und deutschsprachigen Raum nachgehen. Dabei werden zum einen historische Vorläuferphänomene und -debatten einzubeziehen sein, auf die die einschlägigen Texte z.T. auch explizit Bezug nehmen; zum anderen werden wir uns kritisch mit aktuellen Interpretationsansätzen auseinandersetzen, in deren Rahmen die „bookish books" gerne zuvorderst im Sinne eines nostalgischen Tributs an das analoge Buchmedium („analogue nostalgia") verhandelt werden. Damit einhergehend werden Fragen der Intermedialitäts- und Multimodalitätsforschung zu diskutieren sein.

Empfohlene Literatur:

Primärtextgrundlage:

Genauer besprechen werden wir: J. J. Abrams‘ und Doug Dorsts S. (2013), Anne Carsons Nox (2010) sowie Jan Brandts Gegen die Welt (2011). Die beiden erstgenannten Texte sind vergleichsweise teuer; wenn möglich, würde ich Sie aber dennoch bitten, sich diese anzuschaffen, da sich nur über den konkreten, auch haptischen Umgang mit diesen Büchern ihre Besonderheiten erfassen lassen. Sie werden aber auch in der Bibliothek verfügbar sein (S. ist zudem auch als E-Book publiziert worden). – Daneben können im Rahmen des Seminars weitere Primärtexte in Form von kürzeren case studies aufgegriffen werden. Hier kommen, neben verschiedenen Texten von Danielewski, etwa Texte von Jonathan Safran Foer (Extremely Loud & Incredibly Close, 2005 und Tree of Codes, 2010) in Frage, ebenso z.B. Steven Halls, The Raw Shark Texts von 2007 oder Leanne Shaptons Important Artifacts and Personal Property from the Collection of Lenore Doolan and Harold Morris (2009); im deutschsprachigen Raum u.a. Texte von Judith Schalanski oder z.B. Francis Neniks „XO" (ein Loseblattroman). Eine ausführlichere Liste aktueller „bookish books", die für entsprechende case studies herangezogen werden können, wird zu Semesterbeginn in Moodle bereitgestellt.

Empfohlene Sekundärliteratur zur Einführung:

Pressman, Jessica, „The Aesthetic of Bookishness in Twenty-First-Century Literature", in: Michigan Quaterly Review 48.4, 9 S.; dies., Bookishness. Loving Books in a Digital Age, New York 2020; Tanderup Linkis, Sara, Memory, Intermediality, and Literature. „Something to Hold on to", New York/Boston 2019; Boyken, Thomas, Medialität des Erzählens. Die Wiederentdeckung des Buches im Roman, Göttingen 2020. In historischer Perspektive: Spoerhase, Carlos, Linie, Fläche, Raum. Die drei Dimensionen des Buches in der Diskussion der Gegenwart und der Moderne, Göttingen 2016; Lauer, Gerhard, Lesen im digitalen Zeitalter, Darmstadt 2020.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Di, 19. Apr. 2022 16:15 17:45 02 463 P207 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
2 Di, 26. Apr. 2022 16:15 17:45 02 463 P207 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
3 Di, 3. Mai 2022 16:15 17:45 02 463 P207 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
4 Di, 10. Mai 2022 16:15 17:45 02 463 P207 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
5 Di, 17. Mai 2022 16:15 17:45 02 463 P207 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
6 Di, 24. Mai 2022 16:15 17:45 02 463 P207 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
7 Di, 31. Mai 2022 16:15 17:45 02 463 P207 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
8 Di, 7. Jun. 2022 16:15 17:45 02 463 P207 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
9 Di, 14. Jun. 2022 16:15 17:45 02 463 P207 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
10 Di, 21. Jun. 2022 16:15 17:45 02 463 P207 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
11 Di, 28. Jun. 2022 16:15 17:45 02 463 P207 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
12 Di, 5. Jul. 2022 16:15 17:45 02 463 P207 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
13 Di, 12. Jul. 2022 16:15 17:45 02 463 P207 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
14 Di, 19. Jul. 2022 16:15 17:45 02 463 P207 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
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Lehrende/r
Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky