00.Q+.020 Hate Speech und digitale Zivilcourage

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Melis Becker; Nils Meuser; Paul Philippe Pressmann; Julia Reichenpfader; Jennifer Rensch; Theresa Schweden

Veranstaltungsart: Kurs

Anzeige im Stundenplan: Hate Speech

Credits: 2,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 18

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzungen: Lektüre der bereitgestellten Literatur.

Anforderungen: Übernahme von Impulsreferaten.

Inhalt:
Teil I – Theresa Schweden
Im ersten Teil bekommen wir einen einführenden Überblick, was unter dem Begriff Hate Speech zu verstehen ist, wie er sich zu verwandten Begriffen (z.B. Beleidigung, Diskriminierung) verhält und welche vergleichbaren Phänomene sprachlicher Herabsetzung in der Geschichte festzustellen sind. Der Schwerpunkt des Seminars liegt auf gegenwärtigen Formen von Hassrede in digitalen Kontexten, insbesondere in den sozialen Medien. Hier soll diskutiert werden, welche Faktoren das Auftreten von Hassrede online begünstigen, anhand welcher sprachlichen Muster sich Hasskommentare erkennen lassen und wie sich digitale Hassrede in breitere gesellschaftliche und politische Diskurse und Strömungen einordnen lässt.

Teil II – Paul Pressmann
Im zweiten Teil der Veranstaltung gehen wir der Frage nach, ob der Hass im Netz (vor-)programmiert ist. Können algorithmische Personalisierungseffekte auf sozialen Netzwerken die gesellschaftliche Polarisierung fördern? Dabei wird besonders auf die Rolle der Filterblasen und Echokammern eingegangen, die von ihren Kritiker*innen auf die zunehmend personalisierten Informationsangebote der gewinnorientieren Plattformen wie youtube oder facebook zurückgeführt werden. Die Filterblase beschreibt eine Isolation der Nutzer*innen vor gegensätzlichen Meinungen und Informationen durch das algorithmische Filtern und Sortieren. Die Echokammer-These beschreibt die Bildung von Gruppen, in denen bestimmte Meinungen wiederholt und verstärkt werden. Beide Konzepte können drastische Folgen für die demokratische Ordnung der Gesamtgesellschaft mit sich bringen, indem sie die Spaltung der (online-)Gesellschaft vorantreiben können und somit eine hasserfüllte Rhetorik zwischen den Meinungslagern begünstigen.

Teil III – Jennifer Rensch
Im dritten Teil nehmen wir an einem Online-Bootcamp des Vereins ichbinhier teil, welcher praktische Tipps für den Umgang mit Hass im Netz vermittelt und sich für mehr digitale Zivilcourage einsetzt. In zwei Live-Simulationen schlüpfen wir in verschiedene Rollen und erleben dabei die Dynamiken von Online-Diskursen hautnah mit.  Ziel ist es, anhand der praktischen Erfahrungen Counter-Speech zu erlernen und damit dazu beizutragen, den digitalen Raum in einen Ort zu verwandeln, in dem der demokratische Diskurs gestärkt wird.

Teil IV – Melis Becker und Nils Meuser
Im vierten Teil werden uns Vertreter*innen der Abteilung „Politisch motivierte Kriminalität“ des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz erläutern, welche neuen Aufgabenbereiche das Phänomen Hate Speech mit sich bringt und wie das 2019 von der Bundesregierung beschlossene „Maßnahmepaket zur Bekämpfung des Rechtsextremismus und der Hasskriminalität“ Anwendung findet. Dabei arbeiten Vertreter*innen der Exekutive mit Wissenschaftler*innen Hand in Hand.

Lernziele:
Die Studierenden lernen gängige Definitionen des Hate Speech-Begriffs kennen und werden vertraut gemacht mit interdisziplinären Perspektiven auf und Zugängen zu Hassrede als gesellschaftlichem Phänomen. Dabei lernen sie auch, die Rolle der sozialen Medien bei der Zunahme von Hassrede online kritisch zu reflektieren. Außerdem wird Medienkompetenz bzgl. algorithmischen Personalisierungsmechanismen vermittelt. Es werden praktische Handlungsoptionen erlernt, um gezielt gegen Hate Speech vorgehen zu können. Die Arbeit des LKAs zur Bekämpfung der Hassrede wird erläutert.


 

Empfohlene Literatur:
Literatur für Teil I:
Meibauer, Jörg (2013): Hassrede – von der Sprache zur Politik. In: Jörg Meibauer (Hg.), Hassrede/Hate Speech. Interdisziplinäre Beiträge zu einer aktuellen Diskussion. Gießen: Gießener Elektronische Bibliothek, 1-16. (Download: http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2013/9251/pdf/HassredeMeibauer_2013.pdf)

Marx, Konstanze (2017): Hate Speech – Ein Thema für die Linguistik. In: Marion Albers & Ioannis Katsivelas (Hg), Recht & Netz. Baden-Baden: Nomos, 37-57. (Download: https://ids-pub.bsz-bw.de/frontdoor/deliver/index/docId/8040/file/Marx_Hate_Speech_2018.pdf)

Teil II
Stark B., Magin M., Jürgens P. (2021) Maßlos überschätzt. Ein Überblick über theoretische Annahmen und empirische Befunde zu Filterblasen und Echokammern. In: Eisenegger M., Prinzing M., Ettinger P., Blum R. (eds) Digitaler Strukturwandel der Öffentlichkeit. Mediensymposium. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32133-8_17 [/volltext frei verfügbar über uni netz vpn];

https://www.nytimes.com/interactive/2019/06/08/technology/youtube-radical.html
 

Zusätzliche Informationen:
Lehrende:
Theresa Schweden ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Germanistischen Institut der Uni Münster und forscht zu Grammatik und Spachgeschichte.

Paul Pressmann, Q+Student und Masterstudent der Kommunikationswissenschaften (Schwerpunkt Kommunikations- und Medienforschung). In seiner Bachelorarbeit führte er eine empirische Studie zu dem Polarisierungspotenzial des YouTube Algorithmus durch. Als HiWi am Institut für Publizistik wirkte er in den Arbeitsbereichen Medienkonvergenz und Computational Communication Science an verschiedenen Projekten mit, u.a. zu den Themen Publikumsfragmentierung und Automated Hate Speech Detection.

Jennifer Rensch ist Q+Alumna und Trainerin bei ichbinhier. Sie studierte Politikwissenschaft und Publizistik an der JGU und absolviert derzeit ihren Master in Politischer Kommunikation an der Freien Universität Berlin.

Melis Becker ist Kriminologin und arbeitet als Gefährdungsanalystin in der Abt. 5 für Politisch motivierten Kriminalität am LKA RP.

Nils Meuser ist Polizeibeamter und Sachbearbeiter im Bereich Internetrecherchen und Internetermittlungen in der Abt. 5 für Politisch motivierten Kriminalität am LKA RP.
 

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Do, 2. Jun. 2022 14:00 17:00 online über MS Teams Melis Becker; Nils Meuser; Paul Philippe Pressmann; Julia Reichenpfader; Jennifer Rensch; Theresa Schweden
2 Do, 9. Jun. 2022 14:00 17:00 00 121 (K5) Übungsraum Melis Becker; Nils Meuser; Paul Philippe Pressmann; Julia Reichenpfader; Jennifer Rensch; Theresa Schweden
3 Do, 23. Jun. 2022 14:00 17:00 online Melis Becker; Nils Meuser; Paul Philippe Pressmann; Julia Reichenpfader; Jennifer Rensch; Theresa Schweden
4 Do, 30. Jun. 2022 14:00 17:00 00 121 (K5) Übungsraum Melis Becker; Nils Meuser; Paul Philippe Pressmann; Julia Reichenpfader; Jennifer Rensch; Theresa Schweden
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende/r Pflicht
1. Referat k.Terminbuchung Ja
Übersicht der Kurstermine
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
Lehrende/r
Theresa Schweden
Jennifer Rensch
Paul Philippe Pressmann
Julia Reichenpfader
Melis Becker
Nils Meuser