00.Q+.080 Wie wollen wir leben? Über die Zukunft der Innenstädte

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Michael Bruse; Dr. Eva Maria Kaufholz-Soldat; Sandra Klima; Dr. Jonathan Roth; Dr. Helge Simon; Dr. Tim Sinsel; Franziska Voigt

Veranstaltungsart: Kurs

Anzeige im Stundenplan: Zukunft Innenstädte

Credits: 2,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 20

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzungen: Lektüre der angegebenen Literatur.

Anforderungen: Übernahme von 5 min Impulsreferaten, Teilnahme an Gruppenarbeit, Teilnahme an Beobachtungsexperimenten.

Inhalt:
Nirgends manifestiert sich die Wandlungs- und Handlungsfähigkeit einer Gesellschaft so wie im gebauten Zukunftsraum Stadt. Städte waren und bleiben Motor für Interessen, Austausch, Innovationen, Hoffnungen und Konflikte. Dabei teilt die zunehmende Urbanisierung die Welt. In den Ländern des globalen Nordens schreitet Urbanisierung nur noch langsam voran. Die Herausforderung besteht hier in der Optimierung – dem Update – bestehender Strukturen. In den Ländern des globalen Südens hingegen wachsen Städte rasant zu Multimillionenmetropolen. Ihre infrastrukturelle, ökologische und ökonomische Entwicklung wird zur globalen Zukunftsaufgabe – auch um den fortschreitenden Klimawandel zu bremsen.

Die wachsende Verstädterung birgt ein enormes Ungleichgewicht für das globale Gefüge, denn in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts lebten erstmalig mehr als 50 Prozent der Menschen in Städten. 2050, so prognostizieren die Vereinten Nationen, werden fast 70 Prozent der Weltbevölkerung im urbanisierten Lebensraum leben. Städte sind der Lebensraum der Zukunft. Dabei entwickelt sich der Faktor „Lebensqualität" zum globalen Ziel – denn er entscheidet über die politische, ökonomische und soziale Stabilität künftiger Stadtlandschaften. Innovative, nachhaltige Technologien, das veränderte ökologische Verständnis, politische Maßnahmen zur sozialen Integration und neue Mobilitätskonzepte müssen die Städte in Europa und weltweit sukzessive zu lebenswerten Orten transformieren.

Am Beispiel der Stadt Mainz und des Wiesbadener Stadtteils Westend wollen wir bei diesem zweitägigen Q+Workshop mit Exkursion die Geschichte der Urbanisierung seit der Industrialisierung nachzeichnen und diskutieren, wie sich Handel, Wohnen, Arbeit, Kultur, Tourismus sowie das Aufeinandertreffen und Zusammenkommen von Menschen mit Gesundheit, umweltschonender Mobilität, Lärmarmut, Belüftung und Begrünung vereinbaren lassen kann, um lebenswerte Innenstädte zu gestalten.

Ablauf:

Mittwoch, 27.04.2022
10:15 – 13:00 h Die Zukunft der Innenstädte aus geoinformatischer Perspektive, Referenten: Prof. Dr. Michael Bruse, Dr. Helge Simon, M.Sc. Tim Sinsel
13:00 – 14:00 h Pause
14:00 – 16:00 h Die Innenstadt in Mainz. Bebauung, Belüftung, Verkehr, Referentin: Frau Franziska Voigt, Referentin für Verkehr, Geowissenschaftlerin, Dezernat für Umwelt, Grün, Energie und Verkehr, Stadt Mainz
16:00 – 16:30 h Pause
16:30 – 18:00 h Einzelhandel in der Mainzer Innenstadt, Referentin: Frau Sandra Klima, Citymanagerin Mainz; Mainz City Management e.V.

Mittwoch, 04. Mai 2022 „Urbane Vielfalt – urbane Nischen. Eine ethnographische Stadtteilerkundung im Wiesbadener Westend"

Das Wiesbadener Westend gilt als Problembezirk und Trendviertel. Es ist der kleinste Bezirk der Landeshauptstadt Wiesbaden und einer der am dichtesten besiedelten Stadtteile Europas. In den Blockrandquartieren der Jahrhundertwende mit ihren verschachtelten Hinterhöfen treffen die Gegensätze des urbanen Alltags in ihrer ganzen Vielfalt aufeinander. Hier liegen Altbaucharme und Sozialwohnungen, Kunst und Kinderarmut unmittelbar nebeneinander. Das Wiesbadener Westend ist damit besonders geeignet, um im Rahmen einer ethnographischen Stadtteilerkundung die Aneignung und Bedeutung von innerstädtischem Lebensraum in einem von Diversität geprägten Stadtbezirk nachzuvollziehen.

Basierend auf den Ansätzen und Ergebnissen des JGU-Lehrforschungsprojektes „Hinterhof Westend" (www.hinterhofwestend.de), bietet der Workshop einen Einblick in die Geschichte und Struktur des Viertels sowie die Möglichkeiten seiner ethnographischen Erforschung. Nach einer thematischen und methodischen Einführung unternehmen die Teilnehmer:innen eigene Beobachtungsexperimente im Westend, deren Ergebnisse dann in einer Abschlusspräsentation zusammengeführt werden. Ziel des Workshops ist es, einen exemplarischen Einblick in die gegenwärtigen Dynamiken urbaner Entwicklungen zu vermitteln, die sich an den spezifischen Herausforderungen und Potentialen dieses Stadtteils ablesen lassen.

10:15 –10:30 Ankunft und Begrüßung am Tagungsort (Blücherstr. 17, Wiesbaden) mit Informationen zum Wohnprojekt „Gemeinschaftlich Wohnen"
10:30 – 11:30 Alltag erkunden: Impuls zum Ästhetischen Forschen
Warm-Up mit praktischem Methodenimpuls, der zugleich die Ansätze der Stadtteilerkundung vorbereitet. Mit einer „Rucksack-Ausstellung" wird vor Augen geführt, wie durch Sortierung und Verdichtung der gesellschaftliche Alltag darstellbar und kulturanalytisch deutbar gemacht werden kann.
11:30 – 12:15 Hinterhof Westend: Stadtteilkultur in Geschichte und Gegenwart
Fachlicher Impuls zum Thema Stadtkultur und Stadtentwicklung aus Perspektive der Urbanen Anthropologie, veranschaulicht am Beispiel von Trends und Phänomenen im Wiesbadener Westend.
12:15 – 13:00 Pause
13:00 – 14:30 Urbane Nischen: Ethnographische Erkundungen im Westend
Methodenimpuls mit einer Vorstellung von fünf Beobachtungsaufgaben, die in diesem Workshopslot ausprobiert werden können. Die Teilnehmer:innen führen in der nachfolgenden Zeit selbstständig ein oder zwei Beobachtungsexperimente im Stadtteil durch (allein oder in Kleingruppen möglich).
14:30 – 17:00 Westend-Stories: Werkstattausstellung
Zusammenkommen im Workshopraum. Es werden Techniken zur Dokumentation und Verdichtung der Beobachtungsexperimente vorgestellt und angeleitet. In einem Zeitfenster von 45 Minuten haben alle Teilnehmer:innen dann die Möglichkeit, eine Collage ihrer Notizen und Beobachtungen für eine Ausstellung vorzubereiten (analog zu der Übung „Rucksack-Ausstellung" am Vormittag). Dann stellen alle Teilnehmer:innen ihre Ergebnisse vor (Einzelpräsentationen oder Ausstellungsrundgang).
17.00 – 18.30 h Ausklang: „In ein paar Happen um die Welt" (angefragt)
Eva Kaufholz-Soldat, Ortsbeirätin und Kulturschaffende aus dem Westend, nimmt uns mit auf einen kulinarischen Sparziergang durchs Viertel.

Lernziele: Einführung in die Modellierung von Mikroklima und thermischer Komfort, Solaranalyse, Windströmung und Turbulenzen, Grüne und Blaue Technologien, Schadstoffverteilung, Vegetation sowie Bauphysik; Kenntnisse über stadtplanerische Strategien, Konzepte und konkrete Umsetzungen sowie gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Rahmenbedingungen.

Empfohlene Literatur:
X. Yang, L. Zhao, M. Bruse, Q. Meng: Evaluation of a microclimate model for predicting the thermal behavior of different ground surfaces. In: Building and Environment (60), 2013, S. 93–104, DOI: 10.1016/j.buildenv.2012.11.008.

X. Yang, L. Zhao, M. Bruse, Q. Meng: An integrated simulation method for building energy performance assessment in urban environments. In: Energy and Buildings (54), 2012, S. 243–251, DOI: 10.1016/j.embuild.2012.07.042.

M. Bruse: Simulating human thermal comfort and resulting usage patterns of urban open spaces with a Multi-agent System. In: St. Wittkopf, B. K. Tan (Hrsg.): Proceedings of the 24th International Conference on Passive and Low Energy Architecture PLEA. 2007, S. 699–706.

K. De Ridder, V. Adamec, C. Weber, M. Bruse et al.: Integrated methodology to assess the benefits of urban green space. In: Science of the Total Environment (334–335), 2005, S. 489–497, DOI: 10.1016/j.scitotenv.2004.04.054.

M. Bruse, H. Fleer: Simulating surface–plant–air interactions inside urban environments with a three dimensional numerical model. 1998.

Zusätzliche Informationen:
Michael Bruse ist Professor für Geoinformatik an der Universität Mainz und Chief Development Officer und CEO bei der ENVI-met GmbH. Er entwickelt seit 1993 Simulationsmodelle für das städtische Mikroklima, wobei seit 1997 sein Schwerpunkt in der Konzeption und Entwicklung des holistischen Mikroklimamodells ENVI-met liegt. Prof. Bruse war und ist Koordinator verschiedener nationaler und internationaler Forschungsprojekte im Bereich des städtischen Mikroklimas mit einem Schwerpunkt auf Mitigation und Adaptionsstrategien (z.B. EU-Projekt Benefits of Urban Green Spaces, BMBF Projekte proGreenCity, GreenSkin und Green4Cities). Michael Bruse ist zudem assoziierter Partner bei Werner Sobek GreenTechnologies Stuttgart und hat unterschiedliche internationale Lehraufträge, u. a. an der Architectural Association London und an der Graduate School of Design in Harvard. Er ist Gutachter bei zahlreichen wissenschaftlichen Journalen (Energy and Environment, Urban Environment, Energy and Buildings) sowie Mentor in europäischen Verbundprojekten (z.B. Nature4Cities).

Eva Kaufholz-Soldat, Ortsbeirätin und Kulturschaffende aus dem Westend/Wiesbaden, angefragt

Sandra Klima ist die Citymanagerin von Mainz, Mainz City Management e.V. Sie ist Fachwirtin der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft und arbeitet seit 1996 in der Immobilienbranche. 13 Jahre lang war sie die Centermanagerin der Römerpassage in Mainz und managte auch in Wiesbaden, Frankfurt, Leipzig und Monheim große Einkaufspassagen in den jeweiligen Innenstädten. Sie ist außerdem im Vorstand der Werbegemeinschaft aktiv und engagierte sie sich im Verein „Neue Mitte".

Helge Simon ist zusammen mit Michael Bruse verantwortlich für Konzeption und Weiterentwicklung des Simulationsmodells ENVI-met. Er hat 2016 in Mainz über theoretische und praktische Aspekte des Einsatzes von ENVI-met an der Universität Mainz promoviert. Dr. Simon ist in unterschiedlichen Projekten zur Klimaanpassung auf Quartiers- und Gebäudeebene tätig und verantwortlich für die Konzeption, Durchführung und Qualitätssicherung von Simulationsprojekten.

Tim Sinsel, M.Sc. hat 2017 seinen Master of Science im Bereich Klima- und Umweltwandel an der Universität Mainz erlangt. Er ist verantwortlich für die praktische Durchführung von numerischen Simulationen mit ENVI-met. Sein Arbeitsspektrum umfasst hierbei sowohl die Akquise und Aufbereitung von digitalen Umweltdaten und die Vorbereitung der Simulationsaufgaben als auch die Auswertung und Visualisierung der Modellergebnisse. Herr Kropp ist zudem an der Programmierung und Erweiterung des ENVI-met Systems beteiligt.

Jonathan Roth ist Kulturwissenschaftler und freiberuflicher Theatermacher. Er studierte Kulturanthropologie/Volkskunde und Vor- und Frühgeschichte in Mainz und Stockholm und absolvierte an der Theaterwerkstatt Heidelberg eine Ausbildung zum Spielleiter (BuT). Am Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft der Universität Mainz war Jonathan Roth über 10 Jahre als Dozent tätig. Dort wurde er 2017 mit einer ethnographischen Arbeit über lokale Politik promoviert. In Lehrforschungsprojekten arbeitete er mit Studierenden zu Fragen der Erinnerungskultur, der Kulturpolitik und Praxis des Freien Theaters sowie zur ästhetischen Forschung in urbanen Räumen.

Franziska Voigt ist Referentin für Verkehr im Dezernat für Umwelt, Grün, Energie und Verkehr der Stadt Mainz. Sie hat Humangeographie und Geowissenschaften an der JGU Mainz studiert, war Assistentin der Geschäftsleitung und Energieberaterin bei em: energie mainz GmbH sowie Fahrradbeauftragte und ist nun Referentin für Verkehr der Landeshauptstadt Mainz.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Mi, 27. Apr. 2022 10:00 19:00 00 121 (K5) Übungsraum Univ.-Prof. Dr. Michael Bruse; Dr. Eva Maria Kaufholz-Soldat; Sandra Klima; Dr. Jonathan Roth; Dr. Helge Simon; Dr. Tim Sinsel; Franziska Voigt
2 Mi, 4. Mai 2022 10:00 18:00 Wiesbaden Univ.-Prof. Dr. Michael Bruse; Dr. Eva Maria Kaufholz-Soldat; Sandra Klima; Dr. Jonathan Roth; Dr. Helge Simon; Dr. Tim Sinsel; Franziska Voigt
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende/r Pflicht
1. Referat k.Terminbuchung Ja
Übersicht der Kurstermine
  • 1
  • 2
Lehrende/r
Univ.-Prof. Dr. Michael Bruse
Dr. Helge Simon
Dr. Eva Maria Kaufholz-Soldat
Dr. Jonathan Roth
Dr. Tim Sinsel
Sandra Klima
Franziska Voigt