00.Q+.360 Social Choice

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Prof. Dr. Salvatore Barbaro

Veranstaltungsart: Vorlesung/Seminar

Anzeige im Stundenplan: 00.Q+.360

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 6,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 8

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzungen
Keine Voraussetzungen, jedoch sind elementare Kenntnisse der Mengentheorie, Binärrelationen und Politischer Systeme von Vorteil.

Anforderungen
Essay und Vortrag am Ende des Semesters. Eine aktive Teilnahme durch Diskussionsbeiträge an den Vorlesungen wird erwartet.

Hinweis für Studierende aus den Wirtschaftswissenschaften: Sie können diese Veranstaltung nicht über Q+ belegen, wenn Sie in Wirtschaftswissenschaften als Haupt- oder Beifach eingeschrieben sind. Bei Interesse belegen Sie diese bitte in Ihrem regulären Studium.

Inhalt:
Die social-choice Theory ist ein interdisziplinärer Ansatz, der in der Mathematik, den Wirtschaftswissenschaften, der Philosophie und der Politischen Wissenschaften beheimatet ist. Seit geraumer Zeit spielt der Ansatz auch in der Rechtswissenschaft eine zunehmende Rolle.
Ausgangspunkt der social-choice Theorie ist die Frage, wie wir zu gemeinsamen Entscheidungen kommen. Etwa über Eigentumsrechte, Steuersätze, Freiheitsrechte oder auch wie wir ein demokratisches Wahlverfahren etablieren können.

Die Veranstaltung betont zunächst die Bedeutung der Institutionen als Erklärungsansatz gesellschaftlicher und ökonomischer Prozesse. Da Institutionen Regeln (= kollektive Entscheidungen) darstellen, stellt sich die Frage, wie solche Regeln zustande kommen.

Die moderne social-choice Theorie startete mit der Etablierung des Unmöglichkeitstheorems von Kenneth Arrow. Es besagt, dass es kein Wahlrecht gibt, welches die Präferenzen der Wähler*innen zu einer gesellschaftlichen Präferenzordnung aggregiert, welche folgende Bedingungen simultan erfüllt:
1. Anonymität (jede Person eine Stimme; der Name der Wähler*innen darf keine Rolle spielen). Anonymität impliziert eine Nicht-Diktatur: die kollektive Entscheidung, also der Wahlausgang, soll nicht von der Präferenz einer einzelnen Person determiniert werden.
2. Neutralität (alle zur Verfügung stehenden Alternativen haben die gleichen Chancen ausgewählt zu werden). Neutralität impliziert die Unabhängigkeit einer Entscheidung zwischen zwei Alternativen von dritten, irrelevanten, Alternativen.
3. Paretianisches Prinzip (wenn alle Personen sich einig sind, dass eine Alternative x einer Alternative y vorzuziehen ist, dann sollte auch y nicht ausgewählt werden.
4. Unrestricted Domain (es sollen keine Präferenzen ausgeschlossen werden).

Nicht ohne Grund ist dieses Unmöglichkeitstheorem eines der wichtigsten gesellschaftswissenschaftlichen Theoreme des 20. Jahrhunderts (Nobelpreis 1971). Offenbar ist es nicht möglich, elementare demokratische Prinzipien simultan zu erfüllen, wenn es zu einem Wahlgang kommt.

Mehr noch, elementare Anforderungen des Liberalismus konfligieren mit dem Paretianischen Prinzip (Sen 1970, 2017), was die Frage nach der Konzeption liberaler Gesellschaften aufwirft.

Schließlich will die social-choice Theorie eine Antwort darauf geben, wie wir verschiedene gesellschaftliche Zustände miteinander vergleichen können. Die moderne social-choice Theorie stellt sich dabei gegen die kanonischen Gerechtigkeitstheorien des Utilitarismus und der Rawl‘schen Prägung (und gegen die libertären des frühen Nozick), da sie alle einen von individuellen Präferenzen entfernten transzendentalen Ansatz verfolgen. Vielmehr trifft die social-choice Theorie in den Ansätzen der Diskurstheorie von Habermas und Rawls sowohl als Prinzip der Rechtstheorie als auch der Demokratietheorie eine Entsprechung.
Die Veranstaltung kann auch als eine Auseinandersetzung mit wesentlichen Aspekten des Lebenswerkes von Amartya Sen gesehen werden. Dessen Werk und Denken stehen im Zentrum dieser Veranstaltung.

Lernziele
Methoden der Aggregation individueller Präferenzen in kollektive Entscheidungen,
Axiomatische Wahlverfahren,
Demokratiekonzepte und Gerechtigkeitstheorien.

Empfohlene Literatur:
Amartya Sen: Collective Choice and Welfare, Exp. Ed. (2017): Introduction and New Preface.

Zusätzliche Informationen:
Prof. Barbaro beschäftigt sich mit Fragen der kollektiven Entscheidungstheorie und der normativen Analyse demokratischer Wahlen.






Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Do, 20. Apr. 2023 14:15 15:45 Raum HS II (Rewi-Gebäude) Prof. Dr. Salvatore Barbaro
2 Do, 27. Apr. 2023 14:15 15:45 Raum HS II (Rewi-Gebäude) Prof. Dr. Salvatore Barbaro
3 Do, 4. Mai 2023 14:15 15:45 Raum HS II (Rewi-Gebäude) Prof. Dr. Salvatore Barbaro
4 Do, 11. Mai 2023 14:15 15:45 Raum HS II (Rewi-Gebäude) Prof. Dr. Salvatore Barbaro
5 Do, 25. Mai 2023 14:15 15:45 Raum HS II (Rewi-Gebäude) Prof. Dr. Salvatore Barbaro
6 Do, 1. Jun. 2023 14:15 15:45 Raum HS II (Rewi-Gebäude) Prof. Dr. Salvatore Barbaro
7 Do, 15. Jun. 2023 14:15 15:45 Raum HS II (Rewi-Gebäude) Prof. Dr. Salvatore Barbaro
8 Do, 22. Jun. 2023 14:15 15:45 Raum HS II (Rewi-Gebäude) Prof. Dr. Salvatore Barbaro
9 Do, 29. Jun. 2023 14:15 15:45 Raum HS II (Rewi-Gebäude) Prof. Dr. Salvatore Barbaro
10 Do, 6. Jul. 2023 14:15 15:45 Raum HS II (Rewi-Gebäude) Prof. Dr. Salvatore Barbaro
11 Do, 13. Jul. 2023 14:15 15:45 Raum HS II (Rewi-Gebäude) Prof. Dr. Salvatore Barbaro
12 Do, 20. Jul. 2023 14:15 15:45 Raum HS II (Rewi-Gebäude) Prof. Dr. Salvatore Barbaro
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende/r Pflicht
1. Essay k.Terminbuchung Ja
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Prof. Dr. Salvatore Barbaro