Lehrende/r: Jun.-Prof. Dr. Benjamin Wihstutz
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: S Theate&Dramengesch
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -
Inhalt: Das Seminar widmet sich der Geschichte des Theaterpublikums und fragt danach,wie sich das Zuschauen und Publikumsverhalten in den vergangenen 250 Jahren gewandelt hat. Grundthese des Seminars ist es, dass sich die Formierung und Institutionalisierung des Publikums in einer Disziplinargesellschaft (Foucault) anders gestaltet als in der Kontrollgesellschaft (Deleuze) und es womöglich gegenwärtig einen weiteren für die Publikumskonstitution relevanten Wandel zu beobachten gibt: die Entwicklung hin zu einer Care-Gesellschaft. Entsprechend bilden die Schwerpunkte des Seminars a) die Disziplinierung des Publikums um 1800 b) die Partizipation und Mobilisierung des Publikums in den Avantgarden des 20. Jahrhunderts und im Agitprop c) die Sensibilisierung und Diversifizierung des Publikums in der Gegenwart. Die Seminarlektüre konzentriert sich einerseits auf historische Quellen und Manifeste über das Publikumsverhalten (Gothaer Theaterkalender, Futurismus u.a.) und andererseits auf Dramentexte und Performances, die explizit das Publikum in den Mittelpunkt stellen (z.B. Der gestiefelte Kater von Ludwig Tieck; Publikumsbeschimpfung von Peter Handke, immersive Performances von SIGNA, relaxed performances von Claire Cunningham u.a.). Dabei soll sowohl theoretisch versucht werden Prozesse der Kollektivierung (van Eikels) und Distanzierung, der Emanzipation (Rancière) und der Inklusion zu beleuchten als auch historisch jene Schwellenzeiten und -phänomene zu identifizieren, in denen sich das, was wir Publikum nennen, fundamental und konstitutiv verändert hat. Neben der Lektüre und Diskussion von Texten und Quellen ist die Teilnahme des Seminars an der internationalen Tagung "Independence and Collectivity. Configurations of Dis/ability Performance" vorgesehen, die vom 25.-27. Mai 2023 an der JGU stattfindet. Stattdessen fallen einige Termine wg. Feiertagen u.ä. weg.
