00.Q+.830 „Zeitenwende“. Das deutsch-russische Verhältnis seit dem Ende des Kalten Kriegs 1990 und der Angriffskrieg Putins auf die Ukraine 2022. Workshop mit Exkursion zum „Regierungsbunker“ in Ahrweiler

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dennis Hippe; Univ.-Prof. Dr. Jan Kusber; Dr. phil. Doris Lindner

Veranstaltungsart: Seminar/Exkursion

Anzeige im Stundenplan: Zeitenwende

Credits: 2,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 18

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzungen: Unkostenbeteiligung für Fahrt und Eintritt: ca. 25 €
Anforderungen: Zwingende Lektüre der zur Verfügung gestellten Literatur, Beteiligung an Recherchearbeit, Übernahme von Impulsreferaten, Kleingruppenarbeit:
 

Inhalt:
Nach dem Ende des „Kalten Kriegs“ durch den Zerfall der Sowjetunion und durch die Wiedervereinigung Deutschlands 1990 veränderte sich die europäische und die deutsche Sicherheitspolitik grundlegend. Nach Jahrzehnten der Ost-West-Systemfeindschaft, Propaganda, Spionage und gegenseitigen atomaren Bedrohungen führte die internationale Entspannungspolitik und Abrüstung der 1990er und 2000er Jahre zu einer Normalisierung staatlicher Beziehung und zu staatlicher Annäherung, in deren Konsequenz es zu einer substanziellen Erweiterung der Europäischen Union gen Osten kam. Viele osteuropäische Staaten wie Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, die Slowakei, Slowenien, die Tschechische Republik und Ungarn, die bis 1990 Teil der Sowjetunion oder des sog. Warschauer Vertrags waren, traten in den 90er Jahren der EU und auch der NATO bei, getragen von einem breiten innergesellschaftlichen Konsens. Deutschland baute in dieser Zeit die Bundeswehr von einer territorialen Verteidigungsarmee zu einer weltweiten militärische Einsatztruppe um, denn, so Bundespräsident Johannes Rau 2005, man fühlte sich nun „von Freunden umzingelt“. Auch die Beziehung zwischen Deutschland und Russland normalisierte sich weitgehend, man arbeitete zeitweise im Sinne einer strategischen Partnerschaft zusammen. Insbesondere der postulierte „Wandel durch Handel“ kennzeichnete die Politik Deutschlands gegenüber Russland in dieser Zeit, die 2012 mit 80 Mrd. Euro das höchste bilaterale Handelsvolumen und den Status einer „Modernisierungspartnerschaft“ erlangte. Mit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim 2014 wuchsen die Spannungen zwischen Deutschland und Russland allerdings wieder an und sind nach dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg von Putins Russland im Februar 2022 auf die Ukraine an einem Tiefpunkt angelangt.
Bundeskanzler Olaf Scholz spricht seither von einer Zeitenwende und brachte aufgrund der verschlechterten Sicherheitslage an der NATO-Ostflanke eine Erhöhung des Militäretats auf den Weg. Das Genehmigungsverfahren für die zweite Gasleitung von Russland durch die Ostsee ist ausgesetzt und es wurden weitere Sanktionen gegen Russland verhängt. Dennoch bezieht Deutschland weiterhin Rohstoffe wie Gas und Erdöl aus Russland.
Der zweiteilige Workshop beleuchtet zunächst die historischen und (sicherheits-) politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland nach 1990 und diskutiert die aktuellen Veränderungen der deutschen Sicherheits- und Verteidigungspolitik auch aus militärischer Perspektive. Am zweiten Tag führt eine Exkursion mit privatem Reisebus nach Ahrweiler zum „Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes (AdVB) im Krisen- und Verteidigungsfall zur Wahrung derer Funktionstüchtigkeit“, umgangssprachlich kurz „Regierungsbunker“. Diese 17,3 Kilometer lange atombombensichere Bunkeranlage im Ahrtal entstand zwischen 1960 und 1972 unter größter Geheimhaltung und umfasst 936 Schlaf- sowie 897 Büroräume.

Ablauf:
Donnerstag, 27.04.2023

10:15 h – 13:00 h Prof. Dr. Jan Kusber, Professor für Osteuropäische Geschichte an der JGU Mainz
13:00 h – 14:00 h Pause
14:00 h – 16:00 h Studentische Impulsreferate/Planspiele
16.00 h – 16.30 h Pause
16.30 h – 18.30 h Hauptmann Julian Ströbl, Bezirksjugendoffizier Rheinland-Pfalz und Saarland; Referent für Sicherheitspolitik:
Zeitenwende: Die neue Rolle und Aufgaben der Bundeswehr nach dem Angriff Putins auf die Ukraine

Freitag, 28.04.2023
Ab ca. 11 h Fahrt nach Ahrweiler mit dem Bus ab Mainz HBF
14.00 h Begehung des Regierungsbunkers. Führung und Diskussion mit Hubert Werner, ehem. Dezernatsleiter im Streitkräfteunterstützungskommando der Bundeswehr in Köln
Ca. 20h Ankunft in Mainz

Lernziele:
Die Studierenden erwerben Kenntnisse über
- die politischen und ökonomischen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland seit 1990
- die Auswirkungen von Putins Angriffskriegs auf die Sicherheitsarchitektur Europas und der NATO sowie auf die Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Bundesrepublik Deutschland
- die militärische Strategie von NATO und Bundeswehr im Verteidigungsfalle
- die Verteidigungspolitischen Richtlinien der Bundeswehr.

Empfohlene Literatur:
Literatur wird rechtszeitig vorab als pdf oder link zur Verfügung gestellt.

Zusätzliche Informationen:
Lehrende:
Jan Kusber ist Professor für Osteuropäische Geschichte am Historischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er studierte osteuropäische Geschichte, Slavische Philologie und Neue und Mittlere Geschichte an der Christian Albrechts-Universität zu Kiel, wo er auch promovierte und als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt war, bis er 2003 dem Ruf auf die Professur an die Universität Mainz folgte.

Julian Ströbl ist Hauptmann der Bundeswehr, Bezirksjugendoffizier in Rheinland-Pfalz und Saarland und Referent für Sicherheitspolitik. Er studierte Management und Medien in München und erhielt einen M.A. in Journalismus an der University of Tucson, Arizona.
Er arbeitete beim Bundeswehrradio "Radio Andernach" als Redakteur, Nachrichtensprecher, Moderator und zuletzt als Chef vom Dienst. 2018, 2019 und 2020 war Julian Ströbele insgesamt 10 Monate in Afghanistan im Resolute-Support Einsatz als Leiter der Einsatzredaktion Radio Andernach.
Seit 2021 ist er Jugendoffizier und Referent für Sicherheitspolitik, zunächst in Koblenz, seit April 2022 in Mainz Bezirksjugendoffizier für Rheinland-Pfalz und Saarland.

Hubert Werner studierte Pädagogik an der Universität der Bundeswehr in München. Er war u.a. S3-Stabsoffizier und stellvertretender Kommandeur im Wachbataillon, zuständig für die gesamte Planung des oberirdischen Objektschutzes des Ausweichsitzes der Bundesregierung (Bunkerbereich-West und Ost), Stabsoberoffizier im Nato-Hauptquartier Landsouth in Verona/Italien, zuständig für die Bearbeitung der Feindlage sowie Chief Conference Division beim George C. Marshall Center for European Security Studies,  zuständig für die Organisation von Konferenzen in den süd-ost-europäischen Ländern. Zuletzt war er Dezernatsleiter im Streitkräfteunterstützungskommando der Bundeswehr in Köln, bevor er 2012 pensioniert wurde. Seit 2016 arbeitet er als Gästeführer im Regierungsbunker Ahrweiler.

Der „Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes (AdVB) im Krisen- und Verteidigungsfall zur Wahrung derer Funktionstüchtigkeit“, umgangssprachlich kurz als Regierungsbunker bezeichnet, ist eine 17,3 Kilometer lange atombombensichere Bunkeranlage im Ahrtal, die zwischen 1960 und 1972 unter größter Geheimhaltung entstand und 936 Schlaf- sowie 897 Büroräume umfasste. Der Bunker war insbesondere für die zivilen Behörden aus der damaligen Bundeshauptstadt Bonn bestimmt und sollte der deutschen Bundesregierung als Ausweichsitz und unterirdische Führungsanlage im Verteidigungsfall (V-Fall) dienen. Der Bunker sollte den Bundespräsidenten, den Bundeskanzler, den Gemeinsamen Ausschuss, den Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, verschiedene Minister und dazu ziviles und militärisches Personal aufnehmen. Heute ist die Anlage ein Dokumentationszentrum.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Do, 27. Apr. 2023 10:15 18:30 01 223 (K104) Hör-/Lehrsaal Univ.-Prof. Dr. Jan Kusber; Dr. phil. Doris Lindner
2 Fr, 28. Apr. 2023 11:00 20:00 Exkursion Univ.-Prof. Dr. Jan Kusber; Dr. phil. Doris Lindner
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende/r Pflicht
1. Kurzpräsentation k.Terminbuchung Nein
Übersicht der Kurstermine
  • 1
  • 2
Lehrende/r
Dr. phil. Doris Lindner
Univ.-Prof. Dr. Jan Kusber
Dennis Hippe