00.Q+.280 Vom Grafen zum König. Die Herrschaft von Rudolf I., Adolf von Nassau und Heinrich VII.

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Nina Gallion

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: 00.Q+.280

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 5

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzungen
Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit historischen Quellentexten (in Übersetzung oder älteren Sprachstufen des Deutschen) und der dazugehörigen (ggf. auch englischsprachigen) Fachliteratur

Anforderungen
Vorbereitungen auf die Sitzungen durch Quellen- und Literaturlektüre, schriftliche Arbeitsaufträge oder Sitzungsprotokoll

Inhalt:
Als 1273 der 55-jährige Rudolf I. (1218–1291) von Habsburg zum römisch-deutschen König gewählt wurde, war dies für die Zeitgenossen eine große Überraschung. Denn mit ihm bestieg erstmals „nur" ein Graf den Thron und nicht – wie zuvor – ein Herzog. Seine Wahl war das Ergebnis eines Kompromisses, da die Fürsten die Zeit des von ausländischen Königen und großen Unruhen geprägten Interregnums nicht länger fortsetzen wollten und sich daher auf einen gemeinsamen Kandidaten einigten. Rudolf von Habsburg trat daraufhin eine durchaus schwere Herrschaft an und musste durch eine geschickte Politik seine Legitimation unter Beweis stellen. Ebenso erging es auch seinem Nachfolger Adolf von Nassau (vor 1250–1298), der keiner der großen Dynastien angehörte und über keine nennenswerte Hausmacht verfügte. Er sah sich der schwierigen Aufgabe gegenüber, sich aus seinen Wahlversprechungen gegenüber den Fürsten zu lösen und seine Herrschaft zu etablieren. Nach Anfangserfolgen scheiterte er jedoch und wurde 1298 abgesetzt. Heinrich VII. von Luxemburg (1278/79–1313) ist der Dritte im Bunde, der vom Grafen zum König aufstieg und in dem die Fürsten wahrscheinlich einen eher schwachen König vermuteten. Ihm sollte es gelingen, sich mit den Großen des Reichs zu arrangieren und seine Herrschaft zu festigen. Als erster König seit dem Staufer Friedrich II. (1194–1250) konnte sich Heinrich sogar in Rom zum Kaiser krönen lassen, starb aber kurz darauf noch während seines Italienzugs nach nur 5-jähriger Amtszeit.
In der Forschung werden diese drei Könige bisweilen als „Grafenkönige" bezeichnet oder auch in wenig schmeichelhafter Weise als „kleine Könige". Mit ihren Regierungen an der Wende zum 14. Jahrhundert werfen sie einige Fragen auf: Entschieden sich die Fürsten bewusst für weniger mächtige Thronaspiranten, die sich leichter lenken und leiten ließen? Welche Strategien nutzten die Könige, um sich dennoch durchzusetzen? Was davon erwies sich als erfolgreich, was nicht? Und schließlich: Waren diese Könige wirklich „kleine Könige"? Das Hauptseminar beschäftigt sich mit diesen und weiteren Fragestellungen, setzt sich mit den teils stark kritisierten Thesen der Forschung auseinander und führt in die Rahmenbedingungen und Möglichkeiten der Königsherrschaft im späten 13. und frühen 14. Jahrhundert ein.

Lernziele


  • Einführung in die Geschichte der spätmittelalterlichen Königsherrschaft an der Wende zum 14. Jahrhundert
  • Kennenlernen dreier Fallbeispiele, die verschiedene Aspekte des Aufstiegs vom Grafen zum König beleuchten und Einblicke in Strategien der Herrschaftsetablierung gewähren
  • Auseinandersetzung mit der hierarchischen Struktur des römisch-deutschen Reichs im Mittelalter, insbesondere mit den Königswählern
  • durch intensive Quellenlektüre Sensibilisierung für die Überlieferung, die oftmals schon mit einer Bewertung einhergeht

Empfohlene Literatur:
Es gibt keinen Pflichtlektüre vorab, lediglich empfohlene Literatur, falls sich die Teilnehmenden schon vorab mit dem Thema beschäftgen möchten, nämlich z. B.:
Alois Gerlich, Adolf von Nassau (1292–1298). Aufstieg und Sturz eines Königs, Herrscheramt und Kurfürstenfronde, in: Nassauische Annalen 105, 1994, S. 17–78.
Karl-Friedrich Krieger, Rudolf von Habsburg, Darmstadt 2003.
Michael Menzel, Die Zeit der Entwürfe (1273–1347) (Gebhardt. Handbuch der Deutschen Geschichte 7a), 10. Aufl. Stuttgart 2012.
Malte Prietzel, Das Heilige Römische Reich im Spätmittelalter (Geschichte kompakt), 2. Aufl. Darmstadt 2010.
Bernd Schneidmüller/Stefan Weinfurter (Hg.): Die deutschen Herrscher des Mittelalters. Historische Portraits von Heinrich I. bis Maximilian I. (919–1519), München 2003.
Ellen Widder (Hg.), Vom luxemburgischen Grafen zum europäischen Herrscher. Neue Forschungen zu Heinrich VII. (Publications du CLUDEM 23), Luxemburg 2008.

Zusätzliche Informationen:
Prof. Dr. Nina Gallion leitet seit 2020 den Arbeitsbereich für Spätmittelalterliche Geschichte und Vergleichende Stadtgeschichte am Historischen Seminar, nachdem sie zuvor an den Universitäten Heidelberg, Kiel, Greifswald und Köln tätig war. Sie beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit südwestdeutscher Landesgeschichte, Stadtgeschichte und Bischofsgeschichte.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Mi, 19. Apr. 2023 10:15 11:45 wird bekanntgegeben Univ.-Prof. Dr. Nina Gallion
2 Mi, 26. Apr. 2023 10:15 11:45 wird bekanntgegeben Univ.-Prof. Dr. Nina Gallion
3 Mi, 3. Mai 2023 10:15 11:45 wird bekanntgegeben Univ.-Prof. Dr. Nina Gallion
4 Mi, 10. Mai 2023 10:15 11:45 wird bekanntgegeben Univ.-Prof. Dr. Nina Gallion
5 Mi, 17. Mai 2023 10:15 11:45 wird bekanntgegeben Univ.-Prof. Dr. Nina Gallion
6 Mi, 24. Mai 2023 10:15 11:45 wird bekanntgegeben Univ.-Prof. Dr. Nina Gallion
7 Mi, 31. Mai 2023 10:15 11:45 wird bekanntgegeben Univ.-Prof. Dr. Nina Gallion
8 Mi, 7. Jun. 2023 10:15 11:45 wird bekanntgegeben Univ.-Prof. Dr. Nina Gallion
9 Mi, 14. Jun. 2023 10:15 11:45 wird bekanntgegeben Univ.-Prof. Dr. Nina Gallion
10 Mi, 21. Jun. 2023 10:15 11:45 wird bekanntgegeben Univ.-Prof. Dr. Nina Gallion
11 Mi, 28. Jun. 2023 10:15 11:45 wird bekanntgegeben Univ.-Prof. Dr. Nina Gallion
12 Mi, 5. Jul. 2023 10:15 11:45 wird bekanntgegeben Univ.-Prof. Dr. Nina Gallion
13 Mi, 12. Jul. 2023 10:15 11:45 wird bekanntgegeben Univ.-Prof. Dr. Nina Gallion
14 Mi, 19. Jul. 2023 10:15 11:45 wird bekanntgegeben Univ.-Prof. Dr. Nina Gallion
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende/r Pflicht
1. Schriftliche Aufgabe k.Terminbuchung Ja
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