06.206.0501_1 VL/Ü: Comics in Ost- und Mitteleuropa: eine umkämpfte Kulturnische

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. Kalina Kupczynska

Veranstaltungsart: Vorlesung/Übung

Anzeige im Stundenplan: 06.206.0501_1

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Für den Besuch der Lehrveranstaltung sind Deutsch- und Englisch-Kenntnisse notwendig.

Inhalt:
Gegenstand der Vorlesung ist die Geschichte des Mediums Comic in Ost- und Mitteleuropa. Der Fokus liegt auf der jeweils regionalen Spezifik des Mediums, es sollen aber gleichzeitig interkulturelle Parallelen und gemeinsame Entwicklungstendenzen nachgezeichnet werden.

Die ersten US-amerikanischen Comics erschienen 1896 in der Boulevardzeitung New York World: Es handelte sich dabei um eine Cartoon-Serie Down Hogan’s Alley von Richard F. Outcault (Balzer/Wiesing 2013, 14). Eine Figur aus der Serie, The Yellow Kid, wurde zu einer Symbolfigur, die in einer Abfolge von Cartoons das bunte Treiben in den multiethnischen Ghettos von New York begleitete und kommentierte. Einer der zentralen Comic-Charaktere, der Superman, wurde 1938 geboren und wurde im Lauf des II Weltkriegs zu einer propagandistisch wirksamen Symbolfigur. Allein an diesen zwei Beispielen wird sichtbar: Comics waren von Anfang an – auch wegen der Verbindung mit dem Boom der Boulevardpresse – ein Spiegel der Gesellschaft, die sie hervorgebracht hat. Diese Erkenntnis gilt als ein Leitgedanke und zentrale These der Vorlesung.

Zur Zeit der Comic-Entwicklung in den USA war das visuelle Erzählen in der Tradition der Bildgeschichte in West- wie in Osteuropa fest verankert, es hatte allerdings jeweils unterschiedliche kulturelle Gewichtung und Ausformung. Dieser Vorgeschichte des Comic sollen die ersten zwei Vorlesungen gewidmet sein – in einem Umriss werden die Prototypen des Comics in den visuellen Narrationen aus Russland, Tschechoslowakei, Polen, Jugoslawien, Ungarn und Rumänien vorgestellt. Folgende Fragestellungen stehen dabei im Vordergrund: Welche Bereiche der visuellen Kultur (politische Karikatur, Bildsatire, Kinderbuch, Avantgarde) tragen zur Entwicklung der ersten Comics bei? Welche Inhalte findet man in diesen Bild-und-Text-Narrativen und wie verhalten sie sich zu der anfangs genannten These vom Comic als Spiegel der Gesellschaft?

Die sowjetische Herrschaft und der Titoismus in Jugoslawien prägten die Entwicklung des Comics maßgeblich – diesem Aspekt gilt der zweite Teil der Vorlesung. Wie Martha Kuhlman und José Alaniz anmerken, entwickelten sich visuelle Narrationen im Mittel- und Osteuropa in einer Vielzahl von Medien, darunter „poster art, applied art, installations, children’s books, Gulag memoirs, paiting, even propaganda“ (Kuhlman/Alaniz 2020, 11). Die Kontrolle in Form von Zensur war im unterschiedlichen Grad präsent und so kann nur im Fall von Sowjetunion von einer konsequenten und systematischen Unterdrückung des Mediums die Rede sein (vgl. ebd.). In diesem Teil der Vorlesung gilt es zu fragen, welchen Einfluss die staatliche Propaganda auf die Comicproduktion hatte, in welchen Medien die Comic-Ästhetik sichtbar wurde und welche Comics heute als genuiner Bestandteil der Kultur dieser Zeit im jeweiligen Land betrachtet werden.

Im dritten und umfangreichsten Teil wird die Heterogenität der Comicformen nach der Wende 1989/1990 thematisiert. Hier werden exemplarisch Geschichtscomics, biografische und autobiografische bzw. autofiktionale Comics aus Polen, Serbien, Tschechien und der Ukraine untersucht.
 

Empfohlene Literatur:
(Auswahl)


  • José Alaniz: Komiks. Comic Art in Russia. Jackson 2010
  • José Alaniz: Resurrection. Comics in Post-Soviet Russia. Columbus 2022
  • Jens Balzer/Lambert Wiesing: Outcault. Die Erfindung des Comic. Bochum/ Essen 2010.
  • Bernd Dolle-Weinkauff/Dietrich Grünewald (Hg.): Studien zur Geschichte des Comic. Berlin 2022
  • Jana Fantová/Radim Kopac: Nový cesky komiks/New Czech Comics/Der neue tschechische Comic (2000-2012). Prag 2012.
  • Martha Kuhlman/José Alaniz (Hg.): Comics of the New Europe. Reflections and Intersections. Leuven 2020
  • Kalina Kupczynska/Renata Makarska (Hg.): Handbuch der polnischen Comickulturen nach 1989. Berlin 2021
  • Kalina Kupczynska/Renata Makarska (Hg.): Comic in Polen, Polen im Comic. Berlin 2016
  • Ewa Stanczyk: Comics and Nation. Power, Pop Culture, and Political Transformation in Poland. Columbus 2022
  • Zivojin Tamburic/Zdravko Zupan/Zoran Stefanovic (Hg.): The Comics We Loved: Selection of 20th Century Comics & Creators from the Region of Former Yugoslavia. Belgrad 2011

Zusätzliche Informationen:
Prüfungsleistung: aktive Teilnahme an der Vorlesung/Übung (falls benötigt: auch ein unbenotetes Portfolio)

Digitale Lehre:
Die Veranstaltung wird präsentisch durchgeführt. (In der Projektwoche findet kein Unterricht statt.)

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Do, 20. Apr. 2023 15:10 16:40 N.211 Hörsaal Dr. Kalina Kupczynska
2 Do, 27. Apr. 2023 15:10 16:40 N.211 Hörsaal Dr. Kalina Kupczynska
3 Do, 4. Mai 2023 15:10 16:40 N.211 Hörsaal Dr. Kalina Kupczynska
4 Do, 11. Mai 2023 15:10 16:40 N.211 Hörsaal Dr. Kalina Kupczynska
5 Do, 25. Mai 2023 15:10 16:40 N.211 Hörsaal Dr. Kalina Kupczynska
6 Do, 1. Jun. 2023 15:10 16:40 N.211 Hörsaal Dr. Kalina Kupczynska
7 Do, 22. Jun. 2023 15:10 16:40 N.211 Hörsaal Dr. Kalina Kupczynska
8 Do, 29. Jun. 2023 15:10 16:40 N.211 Hörsaal Dr. Kalina Kupczynska
9 Do, 6. Jul. 2023 15:10 16:40 N.211 Hörsaal Dr. Kalina Kupczynska
10 Do, 13. Jul. 2023 15:10 16:40 N.211 Hörsaal Dr. Kalina Kupczynska
11 Do, 20. Jul. 2023 15:10 16:40 N.211 Hörsaal Dr. Kalina Kupczynska
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Dr. Kalina Kupczynska