Lehrende/r: Dr. Kalina Kupczynska
Veranstaltungsart: Seminar/Proseminar
Anzeige im Stundenplan: 06.843.0043
Semesterwochenstunden: 2
Credits: 6,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 15
Voraussetzungen / Organisatorisches: An dem Seminar können Studierende mit der Muttersprache Deutsch und der F1-Sprache Polnisch als auch mit der Muttersprache Polnisch und der F1-Sprache Deutsch teilnehmen. Nach individueller Rücksprache mit der Leiterin (über E-Mail: kalinakupczynska1@gmail.com) können auch Studierende mit anderen Sprachkombinationen zugelassen werden. (Für das Seminar sind Polnisch- und Englischkenntnisse notwendig.)
Inhalt: Der Gegenstand des Seminars ist die Entwicklung der autobiografischen Schreibweisen im Medium Comic. Der Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit der Comic-Autobiografie wird im Titel angegeben – Ich-Narrationen werden in Verbindung mit jeweils dominierenden Zeit-Diskursen analysiert. Das Jahr 1972 wird in der Comicforschung als „epistemologischer Einschnitt“ (Frahm 2019; Chute 2016) bezeichnet – in diesem Jahr setzt die Geschichte des autobiografischen Comics ein. Bezeichnend ist dabei die Gleichzeitigkeit des Impulses in verschiedenen Comic-Kulturen: die ersten autobiografischen Publikationen erscheinen im US-amerikanischen Underground (von solchen Autor*innen wie Robert Crumb, Aline Kominsky-Crumb, Justin Green und Art Spiegelman) und im japanischen Manga-Mainstream (Keiji Nakazawa); 1974 folgen autobiografische Narrationen in Frankreich (Jean Giraud aka Moebius). Diese Gleichzeitigkeit lässt sich als erster Anstoß für die Untersuchung des Genres und für die Fragestellungen des Seminars verstehen: Welche gesellschaftlichen Entwicklungen und welche Diskurse nehmen Anteil an der Entstehung der Comic-Autobiografien? Wie werden diese Diskurse in den Comics selbst sichtbar? Die weitere Entwicklung der Comic-Autobiografie wurde u.a. durch solch markanten Publikationen wie Art Spiegelmans Maus (1986-1991), David B.s Die heilige Krankheit (1996), Marjane Satrapis Persepolis (2000-2003), Alison Bechdels Fun Home (2006), Dominique Goblets So tun als ob heißt lügen (2007) vorangetrieben – heutzutage ist das Genre etabliert und macht einen nicht unbedeutenden Anteil an Comicproduktionen weltweit. Diese Erfolgsgeschichte bezeugt nicht nur einen Bedarf an nichtfiktionalen Narrationen in Wort und Bild, sondern auch die Brisanz mancher Diskurse, die, wie im Seminar zu zeigen sein wird, im hybriden Medium Comic eine Kontinuität im Wandel erleben. Zentrale gesellschaftspolitischen Diskurse, die im Seminar behandelt werden, sind somit durch die ersten Comic-Autobiografie vorgegeben, es gehören dazu: Umgang mit psychischen Krankheiten, Feminismus, Queerness und nichtbinäre Identitäten, Erinnerung an Shoah, atomare Bedrohung. Das Anliegen der Arbeit an ausgewählten Comics wird sein, die einzelnen Diskurse und deren visuelle wie textuelle Repräsentation zu untersuchen sowie den Wandel in der Darstellbarkeit und Thematisierung der Diskurse zu thematisieren. Analysiert werden primär US-amerikanische, deutschsprachige und polnische Comics (jeweils in deutscher Übersetzung). Das Seminar gliedert sich in folgende Teile: 1. Feminismus und Gender-Problematik 2. Queeres Ich 3. Ich-Pathografien 4. Erinnerung an Shoah 5. Atomare Bedrohung In jedem Teil werden Ausschnitte aus Comics bzw. ganze Comics vor dem Hintergrund ausgewählter gesellschaftspolitischer bzw. kultursoziologischer Texte gelesen und diskutiert.
Empfohlene Literatur: (Auswahl):
Zusätzliche Informationen: Prüfungsleistung: aktive Teilnahme (20%), Kurzreferat (20%), Hausarbeit zu einem der fünf thematischen Schwerpunkte des Seminars (Comicanalyse + diskursive Einbettung) (60%). Die Hausarbeiten können bis Ende August per E-Mail eingereicht werden. Die Veranstaltung wird präsentisch durchgeführt. (In der Projektwoche findet kein Unterricht statt.)