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Lehrende/r: Bernhard Gissibl; Claartje Ille
Veranstaltungsart:
Übung
Anzeige im Stundenplan:
Religion and Environ
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
2,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
3 | 15
Inhalt:
Mit seiner 2015 veröffentlichten Umwelt-Enzyklika Laudato Si‘ und der darin postulierten „ganzheitlichen“ Ökologie als Antwort auf die Umweltkrisen der Gegenwart rückte Papst Franziskus einen Akteur ins öffentliche Bewusstsein, der bis dahin in gesellschaftlichen Umweltdebatten häufig als irrelevant erachtet wurde: die christlichen Kirchen, beziehungsweise religiöse Glaubensgemeinschaften. Angesichts der Tatsache, dass rund 80 % der Weltbevölkerung einer Religionsgemeinschaft angehören, gelten diese nunmehr als Hoffnungsträger, um ihren Gläubigen jene Werte und spirituellen Orientierungen zu vermitteln, die zur gesellschaftlichen Transformation und Bewältigung der Umweltkrisen als dringend nötig erachtet werden.
Die Übung nimmt die jüngste Konjunktur religiöser Umweltdebatten zum Anlass, nach dem Anteil und der Haltung der christlichen Kirchen zur Umweltproblematik seit den 1970er Jahren zu fragen. Die von Lynn White 1967 ausgelöste Kontroverse über die christliche Verantwortung für die Umweltkrisen der Gegenwart wird ebenso Gegenstand sein wie theologische Diskussionen über Schöpfungstheologie (und ihre Impulse aus südamerikanischen Befreiungstheologien), christliches Engagement in der Umwelt- und Klimabewegung (z.B. Wackersdorf, Gorleben, Extinction Rebellion oder die christliche Umweltorganisation A Rocha), die Aktivierung von Franz von Assisi als Umweltheiligen oder religionsübergreifende Initiativen wie den konziliaren Prozess zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung oder die 1995 gegründete Alliance of Religions and Conservation.
Ebenso wird die Übung fragen nach den spirituellen und sakralen Dimensionen der Umweltbewegung, beispielsweise nach wissenschaftsbasierten Formen der Sakralisierung von Natur, der Rezeption indigener Kosmologien innerhalb europäischer Umweltbewegungen oder dem Umgang mit sogenannten “Sacred Natural Sites” im Rahmen internationaler Naturschutzprogramme.
Voraussetzungen für die Teilnahme sind die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Quellen und Forschungsliteratur, regelmäßige Präsenz sowie die Übernahme der Vorbereitung/Leitung einer Sitzung.
Empfohlene Literatur:
Enzyklika Laudato si’ von Papst Franziskus über die Sorge für das gemeinsame Haus (24. Mai 2015), URL: https://www.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals/documents/papa-francesco_20150524_enciclica-laudato-si.html
Deane-Drummond, Celia, Sigurd Bergmann, Markus Vogt (Hg.): Religion in the Anthropocene. Eugene 2017.
Dunlap, Thomas R., Faith in Nature. Environmentalism as Religious Quest. Seattle/London 2004.
Koehrsen, Jens, Julia Blanc, Fabian Huber: How „green” can religions be? Tensions about religious environmentalism, in: Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik (2022), 6, S. 43-64.
LeVasseur, Todd, Anna Peterson (Hg.): Religion and Ecological Crisis: The “Lynn White Thesis” at Fifty. London, New York 2018.
Taylor, Bron: Dunkelgrüne Religion. Naturspiritualität und die Zukunft des Planeten. Paderborn 2020.
White, Lynn: The Historic Roots of our Ecologic Crisis, in: Science 155 (1967), S. 1203-1207.
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