05.861.850 Realismus – Naturalismus – Verismus: Realismuskonzepte im Kontext der Literatur des 19. Jahrhunderts

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: Th. Sem. LiteraturTh

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -

Inhalt:
Seit der Jahrtausendwende und verstärkt seit den 2010er Jahren ist im literaturwissenschaftlichen (wie auch im philosophischen) Diskurs das Ende der Postmoderne aus¬gerufen und damit einhergehend ein ‚Neuer Realismus‘ diagnostiziert worden; eine Entwick¬lung, die z.B. auch im jüngst von Moritz Baßler publizierten ‚Debattenbuch‘ zur (deutsch¬spra¬chigen) Gegenwartsliteratur – Populärer Realismus. Vom International Style gegenwär¬tigen Erzählens (2022) – ihren Niederschlag findet.
Im literaturwissenschaftlichen Kontext ruft der Begriff des Realismus bzw. eines ‚realistischen Erzählens‘ freilich ganz unterschiedlich gela¬gerte Realismuskonzepte auf den Plan, die ihren gemeinsamen Fluchtpunkt im ‚realisti¬schen Roman‘ des 19. Jahrhunderts finden; schon zeitgenössisch verbunden mit umfassenden Diskussionen über Fragen der (‚objektiven‘) Darstellung sozialer Gegebenhei¬ten und ganz allgemein der literarischen Modellierung von Wirklichkeit. Neben relevanten Vorläuferphänomenen (so u.a. im englischen Roman, etwa bei Jane Austen) kommt in diesem Zusammenhang der Entwicklung innerhalb des franzö¬sischen literarischen Felds ab 1830 eine herausgehobene Position zu, angefangen mit Stendhals Le Rouge et le Noir und sodann vor allem mit Romanen Balzacs, Flauberts, der Brüder De Goncourt und Zolas, die erheblichen Einfluss auf den gesamteuropäi¬schen Raum hatten und sich – sei es in Anlehnung, sei es in Abgrenzung – auch für nachfolgende Entwicklungen als ein wirkungsmächtiger Bezugspunkt erwiesen haben. In diesem Zusammenhang haben sich Unterscheidungen zwi¬schen einem ‚realistischen‘, ‚naturalistischen‘ und ‚veristischen‘ Erzählen herausgebildet und lassen sich im europäischen Vergleich auch weitergehende Ausdifferenzierungen von Realismuskonzepten be¬obachten (z.B. ‚programmatischer‘, ‚poetischer‘, ‚bürgerlicher Realismus‘).
Im Seminar werden wir verschiedenen Realismuskonzeptionen des 19. Jahrhunderts nachgehen, wie sie sich in unterschiedlichen Nationalliteraturen und Kulturräumen ausgebildet haben. Zugleich rücken Fragen nach spe¬zifischen Themen ‚realistischen‘ Erzählens in den Vordergrund, womit je einschlägige gesell¬schaftliche Veränderungsprozesse, Geschlechterrollen, soziale Aspekte und politisch-ökonomische Kontexte aufgerufen sind. Mit Blick auf die unterschiedlichen Realismuskonzepte selbst werden vor allem program¬matische Äußerungen der jeweiligen Autor:innen und mithin ästhetische Programme relevant, die zum einen vergleichend zu diskutieren, zum anderen in Beziehung zur literari¬schen Praxis zu setzen sein werden.

Empfohlene Literatur:
Als Ausgangspunkt dient uns der französische ‚realistische‘ Roman in seinen verschiedenen Ausprägungen, denen wir anhand von Honoré de Balzacs Le Père Goriot (1834/1835), Gustave Flauberts Madame Bovary (1856) sowie Edmund und Jules de Goncourts Germinie Lacerteux (1865) nachgehen werden. (Einbeziehen werden wir zudem Auszüge aus Émile Zolas Le Roman expérimental [1879], eine theoretische Schrift Zolas, die als Manifest des literarischen ‚Naturalismus‘ in die Literaturgeschichte eingegangen ist; diese und weitere poetologische Schriften, u.a. auch des italienischen Verismus und des deutschen ‚poetischen Realismus‘, werden über Moodle bereitgestellt.) Die weitere Primärtextgrundlage wird zu Beginn des Semesters gemeinsam mit den Teilnehmer:innen des Seminars festgelegt (je nach Interessenbereichen in den italienisch-, englisch-, deutsch- und russischsprachigen Literaturen). Hier kämen z.B. Romane Jane Aus¬tens, Charles Dickens’ (z.B. Hard Times, 1854) oder George Eliots Middlemarch (1871/1872), Lew Tolstois Anna Karenina (1877/78), Vergas I Malavoglia (1881) oder Fontanes Effi Briest (1894/95) in Frage; ebenso natürlich weitere Texte aus dem jeweiligen Repertoire ‚realistischen‘ Erzählens.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Di, 18. Apr. 2023 12:15 13:45 00 411 P6 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
2 Di, 25. Apr. 2023 12:15 13:45 00 411 P6 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
3 Di, 2. Mai 2023 12:15 13:45 00 411 P6 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
4 Di, 9. Mai 2023 12:15 13:45 00 411 P6 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
5 Di, 16. Mai 2023 12:15 13:45 00 411 P6 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
6 Di, 23. Mai 2023 12:15 13:45 00 411 P6 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
7 Di, 30. Mai 2023 12:15 13:45 00 411 P6 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
8 Di, 6. Jun. 2023 12:15 13:45 00 411 P6 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
9 Di, 13. Jun. 2023 12:15 13:45 00 411 P6 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
10 Di, 20. Jun. 2023 12:15 13:45 00 411 P6 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
11 Di, 27. Jun. 2023 12:15 13:45 00 411 P6 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
12 Di, 4. Jul. 2023 12:15 13:45 00 411 P6 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
13 Di, 11. Jul. 2023 12:15 13:45 00 411 P6 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
14 Di, 18. Jul. 2023 12:15 13:45 00 411 P6 Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky