Lehrende/r: Yun-Jou Chen
Veranstaltungsart:
Übung
Anzeige im Stundenplan:
06.649.0500
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
3,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 30
Voraussetzungen / Organisatorisches:
In diesem Kurs sind Einzel- oder Gruppenreferate erforderlich.
Chinesische Sprachkenntnisse sind NICHT erforderlich. Die Materialien sind meistens auf Englisch und Deutsch. Chinesisches Material wird erklärt und ins Deutsch übersetzt.
Inhalt:
In diesem Kurs wird auf den historischen Hintergrund der Entstehung des Fu Manchus und die Übersetzung, Rezeption und Reflexion des Konzepts der Gelben Gefahr eingegangen. Es werden im Unterricht Abschnitte aus Fu Manchu-Romanen, -Comics, -Fernsehserien und Filmen zur Verfügung gestellt und Diskussionen geführt.
Fu Manchu, ein bekannter Bösewicht in westlichen Kinofilmen, Fernsehserien, Romanen und Comics vom 19. Jahrhundert bis heute, ist durch den Auftritt seiner Varianten in dem amerikanischen Marvel Film Iron Man 3 (2013) und Shang Qi (2021) Gegenstand einer neuen Welle von Debatte und Kritik rund um Rassismus geworden.
Als ein „Fremder“ und „Anderer“ wird Fu Manchu in einem westlichen Kontext geschaffen, der das imperialistische und rassistisch dominierte Konzept der „Gelben Gefahr“ vom 19. bis zum 20. Jahrhundert sowie mehrere Kriege und Ereignisse zwischen ostasiatischen und westlichen Ländern umfasst. Andererseits wird die chinesische Übersetzung „Huanghuo“ ?? aus „Gelber Gefahr“ von den chinesischen Reformern der späten Qing-Dynastie (ca. 1840-1912) unterschiedlich interpretiert und wird sogar zu einem „positiven“ rassistischen Begriff, der die „Überlegenheit der gelben Rasse“ beweisen sollte.
Fu Manchu erschien zum ersten Mal 1913 in dem Roman The Mystery of Dr. Fu Manchu des englischen Schriftstellers Sax Rohmer, zu einer Zeit, als die Qing-Dynastie vor einem Jahr gestürzt wurde und sich ein drastischer Wandel und Modernisierung in China vollzog. Fu Manchus Aussehen, das einem Beamten der Qing-Dynastie ähnelt, war beim ersten Auftreten schon fast „veraltet“.
In den letzten Jahren hat Fu Manchu als Chinesen-beleidigende (Ruhua ??) Figur neue Aufmerksamkeit in China erregt. Die Rezeption, Kritik und Erforschung des Werks von Fu Manchu in der chinesischen Welt sind in vollem Gange. Bemerkenswert ist es auch, dass 2013, 2014 und 2019 drei chinesische Übersetzungen von Fu Manchu-Romanen veröffentlicht wurden. Es ist hochwahrscheinlich, dass Fu Manchu-Romane in diesen 10 Jahren zum ersten Mal in der chinesischen Welt gelesen werden.
Vor allem in Fu Manchu-Verfilmungen und -Fernsehserien wird ein klischeehaftes Bild von Chinesen hervorgehoben, indem Bühnenbilder, Requisiten, Kostüme, Musik, Farben, Sprachstile, die „chinesisch“ wirken, gezielt eingesetzt werden. All dies samt dem von weißen Schauspielern gespielten Fu Manchu ist genauso verfremdet für das westliche Publikum wie für das chinesische. Außerdem sorgt die dauernde Abwesenheit der asiatischen Schauspieler (außer Bruce Lee und einigen Ausnahmen) in der Hollywood-Filmindustrie auch für Diskriminierungsvorwürfe.
Die Rache des Fu Manchu wurde 1967 in Hongkong gedreht, und es war auch der erste Berührungspunkt dieser Figur mit Asien überhaupt. Spätere Zombiefilme aus den 1980er Jahren in Hongkong zeigen Zombies, die Fu Manchu ähneln, Uniformen aus der Qing-Dynastie tragen, lange Fingernägel haben und die Fähigkeit besitzen, menschliches Blut zu saugen, um sie in Zombies zu verwandeln. In der ersten erfolgreichen Zombie-Komödie Jiangshi xiansheng (Engl. Titel: Mr. Zombie), die in den 1970er Jahren in Hongkong produziert wurde, findet die Handlung in den frühen Jahren der Republik China statt, wobei der als Beamter der Qing-Dynastie verkleidete Zombie als schrecklicher Bösewicht dargestellt wird, der das alte China assoziiert. Das Bild des Zombies aus der Qing-Dynastie wurde auch zu einer Art „Anderer“, der in den 1980er und 1990er Jahren in der Filmindustrie Hongkongs immer wieder neu geschaffen wurde.
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