00.Q+.1040 Tiere töten für den Fortschritt?! Exkursion an das Ernst-Sprüngmann-Institut für Neurowissenschaften

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. phil. Doris Lindner

Veranstaltungsart: Kurs

Anzeige im Stundenplan: Tierversuche-Exkursi

Credits: 1,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 25

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Die Veranstaltung findet teilweise auf Englisch statt.
Bitte melden Sie sich auch für das zweitägige Seminar zum Thema an. Die Teilnahme am vorbereitenden Seminar ist keine Pflicht, wird aber dringend empfohlen.

Anforderungen:
Zwingende Lektüre der angegeben Literatur. Bereitschaft zu Impulsvorträgen oder Planspielen.

Inhalt:
Tierversuche sind wissenschaftliche Experimente an oder mit lebenden Tieren. Sie sind im deutschen Tierschutzgesetz geregelt und bei Wirbeltieren generell genehmigungspflichtig. Ziele von Tierversuchen sind Erkenntnisgewinne in der Grundlagenforschung sowie die Entwicklung und Erprobung neuer medizinischer Therapiemöglichkeiten. Die Forschung mit Versuchstieren wird an Universitäten und Forschungseinrichtungen, Pharma- und Dienstleistungsunternehmen durchgeführt. Schätzungen zufolge werden jährlich weltweit bis zu 300 Millionen Wirbeltiere -  vor allem Zuchtformen der Hausmäuse und Wanderratten, aber auch Hamster, Meerschweinchen, Kaninchen, Frettchen, Hunde und Primaten – für Tierversuche eingesetzt, die meisten davon eigens für Forschungszwecke gezüchtet. Viele Versuchstiere werden während der Experimente oder anschließend getötet. Die Aussagekraft von Tierversuchen ist wissenschaftlich belegt, ihre ethische Vertretbarkeit von Beginn an und insbesondere in den letzten Jahrzehnten immer wieder in Frage gestellt.

In der ethischen Auseinandersetzung um die Vertretbarkeit von Tierversuchen argumentieren die Befürwortenden in der Wissenschaft u.a. damit, dass die Interessen der Menschen, deren Leben zu retten und ihre Gesundheit zu erhalten, grundsätzlich höher zu bewerten sind als der Schutz anderer Lebewesen, was die mit den Versuchen verbundenen möglichen Schäden (Schmerzen, Tod) bei Tieren rechtfertige. Tierversuchsgegner:innen hingegen stellen diese Aussage ganz oder teilweise in Frage. Dem Tier stehe als fühlendem Subjekt eine moralisch ebenbürtige Behandlung wie dem Menschen zu. Insofern sei das Töten von Tieren und das Zufügen von Schmerzen moralisch unzulässig.
Zudem seien Erkenntnisse inzwischen auch durch andere Methoden, wie die Verwendung von Zellkulturen in vitro, gewinnbar. Diese mitunter hochemotionale und konfrontativ ausgetragene Debatte wollen wir bei diesem zweiteiligen Q+Workshop versachlichen, kritisch aus verschiedenen Perspektiven beleuchten und hinterfragen, ob und warum Wissenschaft Tierversuche braucht, ob und wenn ja, welche Alternativen es dazu gibt, welche ethischen Argumente dafür und dagegen stehen und wie ein verantwortungsvoller Umgang mit Tierversuchen in einer humanen Gesellschaft aussieht.

Nach zwei Ganztagesworkshops auf dem JGU-Campus in Mainz führt uns eine Q+Exkursion nach Frankfurt an das Ernst-Strüngmann Institute for Neurosciences ESI, das vor allem in den Neurowissenschaften und u.a. auch mit Tierversuchen an nicht-menschlichen Primaten forscht.

Ablauf:
Donnerstag, 23. November 2023

ca. 09.00 – 10:15 h Anreise
10:30 – 11:00 h Vorstellung Ernst-Strüngmann-Institute ESI for Neurosciences in Frankfurt
                          Überblick und wissenschaftliche Schwerpunkte
11:00 -12:00 h Führung durch Tierhaltung und Abt. Neurowissenschaften
12:00 – 13:00 h Mittagessen
13:00 – 18.30 h Vorträge, Präsentationen und Diskussionen zu den verschiedenen Forschungsfeldern des ESI, das u.a. mit Tierversuchen
 

Zusätzliche Informationen:
Lehrende:
Jean Laurens
ist Neurowissenschaftler am Ernst Jünger Ernst-Strüngmann-Institute for Neurosciences in Frankfurt. Mit der von ihm seit 2019 geleiteten Forschungsgruppe forscht er zur Gehirnaktivität bei Navigation in dreidimensionalen Räumen mit Fokus darauf, wie dabei ein Bewusstsein des Selbst-in-Bewegung-Seins entsteht. Nach seinem Studium der Molekular- und Zellbiologie sowie Computer Science in Lyon promovierte Laurens in Kognitionswissenschaft in Paris. Vor seiner Anstellung am ESI war er an Forschungseinrichtungen in der Schweiz und den USA tätig.

Jan Lauwereyns works as a professor in cognitive neuroscience, as Dean of School of Interdisciplinary Sciences and Innovation and as Vicepresident for International Affairs at Kyushu University in Fukuoka, Japan. Before that he worked as an Associate Professor at the School of Psychology, Victoria University of Wellington, New Zealand and as post-doctoral Fellow at the Labaratory of Sensorimotor Research at the U.S. National Institute of Health and at the Department of Physiology at the Juntendo University/Japan. Jan is also an accomplished multilingual poet, occasionally working in collaboration with such poets as Michael Palmer and Ulrike Draesner. Japanese culture and his academic research into the psychology of visual perception are major influences on his work.

Marieke Schölvinck ist Neurowissenschaftlerin und seit 2019 Gruppenleiterin am Ernst-Strüngmann-Institute for Neurosciences. Nach ihrem Studium der Neuro- und Kognitionswissenschaft in Utrecht promovierte Schölvinck am University College London. Nun forscht sie in Frankfurt zu spontanen Gehirnaktivitäten und deren Auswirkungen auf Stimulus-evozierten Reaktionen.

Christa Tandi ist Fachärztin für Versuchstiere und Tierschutzbeauftragte am Ernst-Strüngmann-Institute for Neurosciences. Sie ist Mitgründerin des ift-Wiesbaden, ein Think Tank, der sich mit den Belangen des Tierschutzes in der biomedizinischen Forschung beschäftigt.

Alf Theisen ist Facharzt für Versuchstiere und seit 2017 Leiter der Tierschutzstabstelle des Ernst-Strüngmann-Institute for Neurosciences in Frankfurt. 2018 gründete er zudem zusammen mit Christa Tandi den Think Tank ift-Wiesbaden.

Martin Vinck ist seit 2016 Professor für Neural Codes and Circuits an der Radboud in Nijmegen und Gruppenleiter am Ernst-Strüngmann-Institute for Neurosciences. Er promovierte in Neurowissenschaft an der Universität Amsterdam und war anschließend mit einem eigenen Forschungsprojekt an der Yale University tätig. Mit seiner Frankfurter Forschungsgruppe erforscht er die Informationsprozession von Neuronen unter besonderem Fokus darauf, wie das Hirn selbstüberwachte Lernprozesse vollzieht.

Das Ernst-Strüngmann-Institute for Neurosciences in Frankfurt
Das 2008 gegründete Ernst Strüngmann Institute for Neuroscience in Cooperation with Max Planck Society, kurz Ernst Strüngmann Institute (ESI), ist ein privates Forschungsinstitut in Frankfurt am Main, das im Bereich der kognitiven Neurowissenschaften und der Hirnforschung arbeitet. Das ESI ist eine „assoziierte Einrichtung“ der Max-Planck-Gesellschaft (MPG). Am ESI werden in neun Arbeitsgruppen z.B. die Neurologischen Grundlagen von Sprechen, Sprache und Musik, die Mechanismen menschlicher Wahrnehmung oder die gleichzeitige Verarbeitung mehrerer kognitiver Prozesse unter natürlichen Bedingungen erforscht.
 

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Do, 23. Nov. 2023 09:00 18:30 Exkursion nach Frankfurt a. M. Dr. phil. Doris Lindner
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende/r Pflicht
1. Kurzreferat k.Terminbuchung Nein
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Dr. phil. Doris Lindner