06.059.0021 PS+HS -Des ouvriers (?) écrivent - Arbeiterliteratur (im internationalen Kontext) aus linguistischer Sicht

Course offering details

Instructors: Dr. Bernd Bauske

Event type: Proseminar

Displayed in timetable as: 06.059.0021

Credits: 6,0

Language of instruction: German

Min. | Max. participants: - | 25

Priority scheme: Senatsrichtlinie zzgl. Bevorzugung höherer Fachsemester

Contents:
ACHTUNG!!!! KOMMT VON "SPRACHE DEUTSCH", WO SICH DER ERSTE UND DER ZWEITE TEIL BEFINDEN:
Drittens

 

Die im Vier-Männer-Buch (Berlin, 1929) konvergierenden vier Autoren: Max Barthel, Oskar Wöhrle, Adam Scharrer und Franz Jung.

 

Das Vier-Männer-Buch erschien im Jahre 1929 mit dem Untertitel Erlebnisnovellen beim Verlag Der Bücherkreis in Berlin. Von den vier Autoren hatten alle, außer Adam Scharrer, schon selbständige Veröffentlichungen vorgelegt. Auch Scharrer hatte Schreibpraxis, da er als Zeitungsredakteur und Herausgeber bei der KAPD in Berlin regelmäßig aktuell und kulturpolitische veröffentlichte. Ein Jahr später veröffentlichte er im Berliner Agis-Verlag den wichtigsten Antikriegsroman aus proletarischer Perspektive, Vaterlandslose Gesellen, der wiederum ein Jahr später bei Gallimard in Paris als Les Sans-Patrie erschien. Fast alle weiteren Übersetzungen des Buches befinden sich  in der Deutschen Nationalbibliothek nicht, wohl aber – bis auf die Übersetzung ins Japanische – in der Bibliothek der Berliner Akademie, so insbesondere die spanischsprachigen Ausgaben. Ins Italienische oder Portugiesische wurde Scharrer nicht übersetzt, ebenso wenig wie ins Rumänische, sehr wohl jedoch ins Russische und Polnische. Selbstbewusst konnte er im Zug nach Moskau zum Schriftstellertreffen Oskar Maria Graf fragen, was er denn dort wolle, ihn kenne ja sowie keiner dort [implizit: mich kennt jeder!] (von Graf berichtet). Auch, dass er als KAPD-Funktionär sowohl im KPD-nahen Agis Verlag, als auch im SPD-nahen Der Bücherkreis veröffentlichen konnte, ist für die Zeit ganz außergewöhnlich.  Sein Beitrag im Vier-Männer-Buch ist übrigens eine frühe Episode aus seinem work-in-progress, die Beschreibung seiner Jahre auf der Landstraße (vom Ende seiner Lehre bis vor/nach Beginn des Ersten Weltkriegs), seiner Wanderschaft. Scharrer ging ins Moskauer Exil, wurde Mitglied des NKFD, schrieb Texte für Frontzeitungen und Flugblätter und überlebte – wie der parallel agierende und schreibende Theodor Plievier („Stalingrad“) den Stalinismus, ja wurde als einer der ersten nach Deutschland zurückgeflogen.

Max Barthel war ein Arbeiterdichter, der von revolutionären Anfängen zu den Nationalsozialisten gelangte. Ich kann auf diese Entwicklung hier nicht eingehen, da sie sehr komplex sind und Dichter betreffen, die heute kaum mehr gelesen werden. Mit Franz Jung ist eine Verbindung über Jack London gegen, damals (schon [?]) einer der ganz großen Stars. Barthel gab die zwölfbändige London-Ausgabe der Büchergilde Gutenberg heraus [„jack london, ein sohn des volkes“], Franz Jung  eine Sammlung beim Wiener Verlag für Literatur und Politik Jack London: ein Dichter der Arbeiterklasse [„jack london, der arbeiter; jack london, der schriftsteller;  jack london, der sozialist“]. Sein Werk ist bibliiografisch erfasst durch Hedwig Bieber im Max Barthel_heft von 1959 der Städtisschen Volksbüchereien Dortmund – Archiv für Arbeiterdichtung und soziale Literatur (dem späteren Fritz Hüser-Institut). Von den „national(geworden)en“ Dichtern ist er neben dem von der durch die SPD-getriebene gleichnamige Stiftung hochgehaltene Karl  Bröger vermutlich der am wenigsten gelesene. Beide sind in einer im letzten Jahr erschienen Anthologie der Werkleute auf Haus Nyland bei m Aisthesis-Verlag enthalten. Ein kleines Revival für die Schriften seiner „revolutionären Periode“, versucht der Kunstblatt- Verlag in Dresden mit einer Auswahl 2016 erschienen, von Irina Magritz: Im Sturm der frühen Jahre : Max Barthel – frühe Gedichte: 1916-1926. Auf dem Retro der Titelseite ist in guter Qualität farbig ein Porträt des Dichters abgebildet: Otto Nagel: Max Barthel, um 1924; das Frontispiz bildet die Porträtzeichnung von Emil Stumpp im Vier-Männer-Buch ab, die Umschlagrückseite gibt ein Foto wieder. Max Barthel, Ural 1920. Die aus dieser Sowjetunionreise entstandenen Bücher, und die spätere Abkehr, sind eigentlich keine Parallele mit Istrati, da Barthel schon 1920 reiste, und seine drei vom Internationalen Jugendverlag und vom Verlag Junge Garde veröffentlichen Berichte schon 1921 erschienen: Vom roten Moskau bis zum Schwarzen Meer, Die Reise nach Rußland, Der Rote Ural (dagegen 1938 bei Pustet in Salzburg: Deutsche Männer im Roten Ural, allerdings eine Roman). Übersetzt worden scheint nichts, im Gegensatz zu Gerrit Engelkes Rhythmus des Neuen Europas/Ritmy novoy Evropy (Diederich, 1921; Leningrad: Gosudarstvennoe Izdatel‘stvo, 1925).

Für den Kontext dürfte die Lektüre der Lersch-Biografie im Aisthesis-Verlag und des Bröger-Kolloquiums von der Karl-Bröger-Gesellschaft und der Friedrich-Ebert-Stiftung sein (beide von mir noch nicht gesehen.

Sowohl Oskar Wöhrle als auch Franz Jung haben einen extrem komplexen Lebensweg beschritten. Es ist in diesem Rahmen nicht möglich, auch nur annährend darauf einzugehen.

Bei Nautilus erschien eine vielbändige Werkausgabe; der jahrzehntelange Jung-Forscher, der noch mit dem Kreis um Cläre Jung in Ostberlin in Verbindung stand, hat zudem mit Das Verschwinden des Franz Jung: Stationen einer Biografie ebenfalls bei Nautilus eine Biografie vorgelegt. Es gibt viele weiter Teil- und Einzelpublikationen von Jung, sowie weitere biografische Publikationen. Wir wollen nur auf eine englischsprachige Hinweisen, da diese für Wortwahl und Übersetzung relevant ist: Jennifer E. Michaels: Franz Jung: Expressionist, Dadaist, Revolutionary and Outsider (von uns noch nicht gesehen). Es scheint keine selbständigen Veröffentlichungen von Jung auf English zu geben. Für unsere – romanistischen – Zwecke sieht es glücklicherweise minimal besser aus: Den Weg nach untern gibt es auf Französisch Agone, 2009 [le scarabée-torpille: considérations sur une grande époque, ludd 1993]), seit 2016 auch elektronisch. 2017 ist in dem äußerst feinen und verdienstvollen Verlag Pepitas de Calabaza aus Logroño eine spanische Übersetzung erschienen: El camino hacia abajo. Das Trottelbuch gibt es auch in zwei Sprachen: als Le livre du crétin und als Il libro dell’imbecille; ersteres ist auch bei Ludd in Paris erschienen, letzteres bei dem – vermutlich – Ein-Personen-Verlag Chersilibri in Brescia; ersteres ist in der DNB, letzteres nicht. Für ein Werk, das im Blurb der online-Ausgabe als fundamental für das Verständnis des Scheiterns der Weimarer Republik angesehen wird, wahrhaft ernüchternd. (Aber die eingeborenene Elsässer  Otto Flake und auch René Schickele kommen, was die Übersetzun ins Französische angeht, auch nicht so viel besser weg!).

Vom Elsässer Wöhrle gibt es, wenig möglich noch weniger, zumindest nicht mehr (Grundsätzlich gilt, dass für die Elsässer auch in der Encyclopédie de l’Alsace nachzusehen ist), da er trotz Verbrennung seiner Bücher durch die Nationalsozialisten nach Flucht nach Deutschland zurückkehrte und auf Deutsch über das Elsass verlegen ließ (so, 1941, das Sundgaubuch). 1990, zu seinem Hundertsten Geburtstag (in Sankt-Ludwig/Saint-Louis); er war 1946 in Glottertal, im Schwarzwald gestorben) publizierte seine Gemeinde ein Katalog, bei dem die Wöhrle-Texte aber großteils auf Deutsch enthalten sind (Oskar Wöhrle, écrivain de Saint-Louis); gleichzeitig erschienen  einige wenige Bände über Elsässer auf Deutsch, in denen Wöhrle auch vorkam. Unbedingt konsultiert werden muß: Manfred Bosch: Bohème am Bodensee: Literarisches Leben am See zwischen 1900 und 1950, bei Libelle 21997, wo Wöhrle ausführlich mit seinem Konstanzer Verlag dargestellt wird. Wöhrle wird von Bosch ebenfalls in seinem Buch Hiergeblieben. Oder Heimat und andere Einbildungen: Essaysa,. Porträts, Aufsätze und Reden aus zwanzig Jahren, bei Editiion Isele, ebenfalls 2007. Zehn Jahre später sollte eigentlich das Hauptwerk und der Longseller Wöhrles, Der Baldamus und seine Streiche, erscheinen. In den nächsten Tagen/Wochen sollte ich das Buch erhalten. Das Buch erscheint in der Reihe Littératures allemandes, die der Verlag La Nuée Bleue 1990 mit sechs Titeln zusammen mit Lattès lanciert hatte, und in der erste jetzt der siebte Band, eben Baldamus, nun in Zusammenarbeit mit Tchou, erscheint. Im übrigen gibt es seit 2007 auch ein Ausgabe von Wöhrles Kriegsveröffentlichung, dem Bumserbuch, hier als Querschläger, in Das Drei-Elsässer-Buch (!), das bei Röhrig Universitätsverlag in der Sammlung Bücherturm als achter Band erschien. Ich bin gespannt, wie der Baldamus übersetzt wurde (auf Deutsch letztmals 2016, in Karlsruhe als „Nachdruck“ der Originalfassung, mit einem Nachwort von Manfred Bosch [und guillaume platt], erschienen), dessen Untertitel und seine Streiche auf Französisch le diable aux trousses lautet.

 

Viertens

 

Arbeiterliteratur/sozialistische Literatur des 19. Jahrhunderts, mit der der Chartistenbewegung und der  vormarxistischen – französischschreibenden – Sozialisten, insbesondere Lamennais, im Zentrum.

Ich werde hierzu nur einige wenige Bemerkungen und Literaturangaben machen, da ich sowohl aus pragmatischen Gründen, als auch aus Gründen des Vorwissens und der (fehlenden) ästhetischen Affinität nicht glaube, dass großes Interesse an diesem Thema besteht. Auch besteht ein großer Teil der Texte aus Poesie, die im Umgang ganz andere Ansprüche stellt, die erfordern würden, erst die Bedingungen dafür zu schaffen. Am ehesten könnte noch Lamennais [die schreibung schwankt übrigens, man findet auch la mennais] für jemand mit historisch ausgerichteten religiösen Interessen, von Interesse sein. Dass das Thema durchaus (auch) in den Kontext der sozialistischen und Arbeiterbewegung gehört, sagt deutlich ein 1974 erschienenerTitel des italienischen protestantischen Verlags Claudiana aus Turin: „Gesù Socilalist“: una tradizione popolare italiana [und nicht nur, würden wir anfügen]. Ferner gab es ja auch – und gibt es immer noch – die religiösen Sozi

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1 Th, 26. Apr. 2018 13:00 14:30 N.104 Hörsaal Dr. Bernd Bauske
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