Film polar: Der französische Kriminalfilm

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. Ivo Ritzer

Veranstaltungsart: Proseminar

Anzeige im Stundenplan:

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -

Inhalt:
Film polar: Der französische Kriminalfilm - Dr. des. Ivo Ritzer

Der Film polar ist französische Filmgeschichte. Wie kein anderes Genre hat er die nationale Kinematografie Frankreichs seit ihrem Beginn bestimmt. Im Film polar verbinden sich Genre- und Autoren-Kino. Seine Entwicklung läuft nicht parallel zur Geschichte des künstlerischen Films, sondern ist ihm dialektisch verbunden. Von den frühen Pionierarbeiten des kinematographischen Erzählens bei Louis Feuillade über die frühe Avantgarde bei Louis Delluc und Jean Epstein, den Poetischen Realismus bei Jean Renoir, Julien Duvivier und Marcel Carné, die Nouvelle Vague bei Jean-Luc Godard, François Truffaut und Claude Chabrol, das parametrische Kino bei Robert Bresson und Jean-Pierre Melville, das Kino der Postmoderne bei Jean-Jacques Beineix, Leos Carax und Luc Besson bis hin zum Kino der poetischen Philosophie bei Bruno Dumont, Gaspar Noé und Philippe Grandrieux beeinflussen generische Tradition und cinéma d'art sich wechselseitig. Jenseits der bekannten Epochalstile stehen die großen Regisseure des Polar, deren Namen untrennbar mit den Meisterwerken des französischen Kriminalfilms verbunden sind: Henri-Georges Clouzot und Jacques Becker, Robert Enrico und José Giovanni, Jacques Deray und Alain Corneau, Henri Verneuil und Gilles Béhat, Oliver Marchal und Frédéric Schoendoerffer. Ihren Arbeiten will das Seminar besondere Aufmerksamkeit schenken.
Wie der amerikanische Kriminalfilm setzt auch der Film polar aus einzelnen Subgenres sich zusammen, die durch ihren jeweiligen point-of-view definiert sind, ihre unterschiedlichen Erzählperspektiven: Detektiv- und Polizeifilm, Gangster- und Gefängnisfilm sowie der Thriller um Unschuldig-Verfolgte. Eine Konstante dabei, in allen Sub-Genres: ihre besondere Noir-Sensibilität, die Vorliebe für düstere Geschichten. Film polar, das ist immer auch ein Kino der Superlative: "Die tiefste Einsamkeit. Die schwärzesten Nächte. Die brutalsten Morde. Die verrückteste Liebe. Der gemeinste Verrat" (Fritz Göttler). Film polar, das sind Fantasien um Verwirrung und Verzweiflung, Verstörung und Verdammnis. Wieder und wieder blicken sie hinter das Gewohnte und Geläufige, es geht um Verbrechen und verbotenes Tun, um Anarchie und asoziales Handeln, Urbanität und Untergang. Stets aufs Neue erzählen sie das Gleiche, nur immer anders. "Der Polar", sagt Alain Corneau, in einer der schönsten Anmerkungen zum französischen Krimi, "ist der Blues des Kinos". So wie der Blues nur drei Harmonien in festgelegter Folge kennt, so variiert auch der Film polar das Altbekannte, bis es neu und unbekannt erscheint. Und wie der Blues erzählt er melancholische Geschichten, mal voller Lakonie, mal voller Wut, mal voller Trauer. Wie Geschichten zu Gefühlen werden, das ist vielleicht das größte Geheimnis des französischen Kriminalfilms.

Eine erste Auswahl der im Seminar zu behandelnden Filme umfasst:
LES VAMPIRES (1915/1916) - COEUR FIDELE (1923) - LA CHIENNE (1931) - PEPE LE MOKO (1936) - QUAI DES BRUMES (1938) - LE CORBEAU (1943) - TOUCHEZ PAS AU GRISBI (1953) - A BOUT DE SOUFFLE (1959) - PICKPOCKET (1959) - TIREZ SUR LE PIANISTE (1959) - LE DEUXIEME SOUFFLE (1966) - DERNIER DOMICILE CONNU (1969) - LA RUPTURE (1970) - LE SECRET (1974) - PEUR SUR LA VILLE (1975) - MORT D'UN POURRI (1977) - DIVA (1980) - LE CHOIX DES ARMES (1981) - POUR LA PEAU D'UN FLIC (1981) - LA BALANCE (1982) - MORTELLE RANDONNÉ (1982) - LA LUNE DANS LE CANIVEAU (1983) - RUE BARBARE (1983) - TCHAO PANTIN (1983) - MAUVAIS SANG (1986) - POUSSIERE D'ANGE (1987) - NIKITA (1990) - L.627 (1992) - DOBERMANN (1997) - SOMBRE (1998) - UNE MINUTE DE SILENCE (1998) - L'HUMANITE (1999) - IRREVERSIBLE (2002) - LES RIVIERES POURPRES (2002) - TRUANDS (2007) - MR 73 (2008).

Empfohlene Literatur:
Peter W. Jansen / Wolfram Schütte (Hg.): Jean-Pierre Melville. München / Wien 1982. - Hans Gerhold: Kino der Blicke. Der französische Kriminalfilm. Frankfurt am Main 1989. - Robin Buss: French Film Noir. London 1994. - Guy Austin: Contemporary French Cinema. An Introduction. Manchester 1996. - Ginette Vincendeau: The Companion to French Cinema. London 1996. - Lucy Mazdon (Hg.): France on Film. Reflections on Popular French Cinema. London 2001. - Ginette Vincendeau: Jean-Pierre Melville. An American in Paris. London 2003. - Susan Hayward: French National Cinema. London 2005. - Knut Hickethier (Hg.): Filmgenres: Kriminalfilm. Stuttgart 2005. - Andrew Spicer (Hg.): European Film Noir. Man-chester 2007. - Norbert Grob (Hg.): Filmgenres: Film noir. Stuttgart 2008.
Weitere Literatur wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Do, 23. Apr. 2009 16:00 18:00 00 211 Hörsaal Dr. Ivo Ritzer
2 Do, 30. Apr. 2009 16:00 18:00 00 211 Hörsaal Dr. Ivo Ritzer
3 Do, 7. Mai 2009 16:00 18:00 00 211 Hörsaal Dr. Ivo Ritzer
4 Do, 14. Mai 2009 16:00 18:00 00 211 Hörsaal Dr. Ivo Ritzer
5 Do, 28. Mai 2009 16:00 18:00 00 211 Hörsaal Dr. Ivo Ritzer
6 Do, 4. Jun. 2009 16:00 18:00 00 211 Hörsaal Dr. Ivo Ritzer
7 Do, 18. Jun. 2009 16:00 18:00 00 211 Hörsaal Dr. Ivo Ritzer
8 Do, 25. Jun. 2009 16:00 18:00 00 211 Hörsaal Dr. Ivo Ritzer
9 Do, 2. Jul. 2009 16:00 18:00 00 211 Hörsaal Dr. Ivo Ritzer
10 Do, 9. Jul. 2009 16:00 18:00 00 211 Hörsaal Dr. Ivo Ritzer
11 Do, 16. Jul. 2009 16:00 18:00 00 211 Hörsaal Dr. Ivo Ritzer
12 Do, 23. Jul. 2009 16:00 18:00 00 211 Hörsaal Dr. Ivo Ritzer
Übersicht der Kurstermine
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
  • 11
  • 12
Lehrende/r
Dr. Ivo Ritzer