Lehrende/r: Heiko Brendel
Veranstaltungsart: Übung
Anzeige im Stundenplan: Ueb.NG.Kontrafakt
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: 1 | 17
Anmeldegruppe: WS 1213 Ueb NG
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Voraussetzungen / Organisatorisches: Keine besonderen Zugangsvoraussetzungen. B.A. Geschichte: Diese Übung ist Bestandteil des Moduls 5 (Neueste Geschichte). Die Übung ist unbenotet; vorausgesetzt wird eine aktive Teilnahme an der Übung. B.A. Kernfach, M.A., M.Ed. Geschichte: Diese Übung ist Teil des Aufbaumoduls Neuzeit. Die Übung ist unbenotet; vorausgesetzt wird eine aktive Teilnahme an der Übung. Staatsexamen/Magister: Studierende der alten Studiengänge können einen benoteten Schein erwerben.
Inhalt: Kontrafaktische Geschichte – auch Uchronie, alternative oder virtuelle Geschichte genannt – ist faszinierend und sie genießt eine Popularität wie nie zuvor. Aber ist sie aus geschichtswissenschaftlicher Sicht mehr als das »parlour game«, als das sie der britische Osteuropahistoriker Edward Carr (1892–1982) bezeichnete? Ist kontrafaktische Geschichte womöglich ein sinnvolles analytisches Instrument, wie Carrs Landsmann Hugh Trevor-Roper (1914–2003) schrieb: »How can we ›explain what happened and why‹ if we only look at what happened and never consider the alternatives, the total pattern of forces whose pressure created the event?« Einerseits werden in der Übung theoretische und philosophische Aspekte kontrafaktischer Geschichte und die rege Diskussion über ihren wissenschaftlichen Nutzen betrachtet. Dabei wird über die Wahrscheinlichkeit historischer Geschehnisse und Prozesse, Geschichtsdeterminismus und historische Wendepunkte diskutiert, zudem über die Handlungsspielräume und Zukunftserwartungen historischer Akteure. Andererseits werden diese Überlegungen anhand kontrafaktischer Geschichtsverläufe der russisch-sowjetischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts konkretisiert, im Mittelpunkt stehen diverse Szenarien mit unterschiedlichsten Divergenzpunkten, in denen es entweder keine Russische Revolution gab oder aber diese scheiterte. Es werden, je nach Interesselage der Übungsteilnehmer, auch weitere Szenarien diskutiert: Was wäre geschehen, wenn das Russische Reich Alaska nicht an die USA verkauft hätte? Die russischen Streitkräfte im Krieg von 1877–1878 Konstantinopel und die Dardanellen erobert hätten? Hitler den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt nicht gebrochen hätte? Sowjetische Kosmonauten als erste auf dem Mond gelandet wären? Aus dem Kalten Krieg ein heißer geworden wäre? Die Übung wird Tagungscharakter haben: Abgesehen von der aktiven Beteiligung an Diskussionen werden Vorträge sowie Kommentare zu Vorträgen gefordert. Zudem ist zum Vorlesungsende hin ein kurzer Essay zu verfassen.
Empfohlene Literatur: Bunzl, Martin (2004): Counterfactual History: A User’s Guide. In: The American Historical Review 109 (3). URL: http:/www.historycooperative.org/journals/ahr/109.3/bunzl.html (7.6.2012). Tetlock, Philip E. und Parker, Geoffrey (2006): Counterfactual History : Its advocates, its critics, and its uses. In: Tetlock, Philip, Lebow, Richard und Parker, Geoffrey (Hrsg.): Unmaking the West : »what-if« scenarios that rewrite world history. Ann Arbor: University of Michigan Press. S. 363–392.
