Lehrende/r: Jun.-Prof. Dr. Benjamin Meisnitzer
Veranstaltungsart: Vorlesung
Anzeige im Stundenplan: V.GS.S.
Semesterwochenstunden: 2
Credits: 2,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Voraussetzungen / Organisatorisches: Leistungsnachweis: gemäß den Studienordnungen
Inhalt: Sprachen müssen sich ständig verändern, um ihre kommunikativen Funktionen optimal erfüllen zu können. Der Wandel findet sowohl auf phonologischer, morphologischer syntaktischer und semantischer als auch auf pragmatischer Ebene statt. Die Vorlesung beginnt mit einer Einführung in die Typen der Sprachwandelprozesse und der Diskussion gewisser Abgrenzungsprobleme und der damit verbundenen terminologischen Reflexion. Anschließend wollen wir unser Augenmerk vor allem auf den tiefgreifenden Umbau der Grammatik und Grammatikalisierungsprozesse richten, die über längere Zeiträume zur Entstehung neuer Sprachen führen können. So geschah es bei der Ausgliederung der romanischen Einzelsprachen. Viele grammatische Formen des Lateinischen wurden allmählich aufgegeben und durch die Ausbildung neuer grammatischer Formen kompensiert – Beispiele: Entstehung des Futurs, Entwicklung von Lexemen zu Funktionselementen wie im Fall von lat. „habere“ zum synthetischen Futur, von lateinisch „mens, mentis“ zu Adverbien auf „-mente“ oder von lat. „frons, frontis“ ‘Stirn’ zum spanischen Adverb „frente a“ ‘gegenüber’. Auch auf synchroner Ebene sind laufende Sprachwandelprozesse zu beobachten, wie die Genese von vereinzelten Modalpartikeln im Spanischen und im Portugiesischen oder die Entstehung des spanischen Diskursmarkers „bien“, abgeleitet vom homonymen Modaladverb. Gleichzeitig befindet sich „bien“ in einem Grammatikalisierungsrennen mit „bueno“, so wie einst die konkurrierenden Negationsformen im Französischen. Für das Portugiesische wollen wir unter anderem die Grammatikalisierung neuer Futurformen im europäischen Portugiesisch (EP) und im brasilianischen Portugiesisch (BP) betrachten. Ein weiteres Thema ist die Herausbildung des „imperfeito de cortesia“, welches das BP nicht kennt. In der Diachronie soll unter anderem die Anhebung der Klitika im BP betrachtet werden. Der Vergleich der Formen „é capaz de“ und „capaz de“ zeigt die Notwendigkeit, sprachliche Varietäten bei der Diskussion von Grammatikalisierungsprozessen zu beleuchten. Ziel der Vorlesung ist es, mit der Fachterminologie der Sprachwandelforschung vertraut zu machen und diese am Beispiel von Fallstudien zur Grammatikalisierung praktisch anzuwenden. Außerdem gilt es die Kenntnisse der Entstehung der iberoromanischen Sprachen und der aktuellen Entwicklungen zu konsolidieren.
