05.150.620 S KW Kulturanthropologie des Sündenbocks (komparatistisch mit Französisch)

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Stephan Leopold

Veranstaltungsart: Hauptseminar

Anzeige im Stundenplan: S KW Spanisch

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 5,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: 1 | 20

Anmeldegruppe: S KW (Sp)

Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.

Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmebedingungen sind: aktive Mitarbeit sowie die Übernahme eines Thesenpapiers, das dann jeweils als Grundlage für die Diskussion im Plenum dienen wird. Das Seminar lebt vom Interesse der Teilnehmer und ist so gedacht, daß sich die Teilnehmer auch mit eigenständigen Ideen einbringen.

Inhalt:
Dem französischen Kulturanthropologen René Girard zufolge ist der Mensch ein mimetisches Wesen, das nicht eigenständig zu begehren vermag, sondern stets das haben will, was ein prestigiöser Anderer besetzt. „Le désir de l'homme c'est le désir de l'autre“. Das geht solange gut, wie es sich dabei um käufliche Güter handelt. Bei Ehefrauen wird es schon schwieriger, wie wir aus dem Don Juan-Stoff wissen. Was aber geschieht, wenn sich zwei um das gleiche Objekt des Begehrens streiten? Die Antwort ist für zarte Seelen schwer erträglich: Es wird nämlich zumeist geopfert. Beispiele hierfür wären das spanische Ehrendrama oder der Ehebruchroman. Die Sündenbockproblematik geht dabei allerdings zumeist über das rein Intersubjektive hinaus, steht doch fast immer das gesellschaftliche Gefüge als Ganzes auf dem Spiel. Der Sündenbock ist daher auch ein ambivalentes Heilmittel, denn sobald man seine vermittelte Stellung durchschaut, funktioniert das Opferritual nicht mehr. Eben dies sei Girard zufolge der geheime Sinn der Evangelien: Nach der Kreuzigung Jesu ist der Sündenbockzusammenhang durchschaut und daher wirkungslos. Nun haben allerdings die Sündenbockrituale in den letzten 2000 Jahren nicht unbedingt abgenommen. Wir können sie im kleinen und im Großen im Alltag beobachten. Wo ein Konflikt nicht gelöst werden kann, wird er zumeist auf einer Einzelperson ausgetragen, auf der sich dann der ganze Hass bündeln kann. Dazu müssen alle an seine Schuld glauben. Umso enttäuschender ist es dann, wenn sich seine tatsächliche Unschuld herausstellt, denn damit wird das gewaltsame Gründungsmoment von Gesellschaft offensichtlich.

            Wir wollen in unserem Seminar der Logik des Sündenbockmechanismus anhand von Literatur, Film und Medienberichterstattung nachgehen und dabei eine diachrone Perspektive verfolgen. Kenntnis der Theorie Girards ist Voraussetzung. Hier auszugsweise Mensonge romantique, vérité romanesque (1961), La Violence et le sacré (1972) sowie Des Choses cachées depuis la fondation du monde (1978). Alle drei Texte sind in deutscher Übersetzung verfügbar.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Mi, 19. Apr. 2017 18:15 19:45 Univ.-Prof. Dr. Stephan Leopold
2 Mi, 26. Apr. 2017 18:15 19:45 Univ.-Prof. Dr. Stephan Leopold
3 Mi, 3. Mai 2017 18:15 19:45 Univ.-Prof. Dr. Stephan Leopold
4 Mi, 10. Mai 2017 18:15 19:45 Univ.-Prof. Dr. Stephan Leopold
5 Mi, 17. Mai 2017 18:15 19:45 Univ.-Prof. Dr. Stephan Leopold
6 Mi, 24. Mai 2017 18:15 19:45 Univ.-Prof. Dr. Stephan Leopold
7 Mi, 31. Mai 2017 18:15 19:45 Univ.-Prof. Dr. Stephan Leopold
8 Mi, 7. Jun. 2017 18:15 19:45 Univ.-Prof. Dr. Stephan Leopold
9 Mi, 14. Jun. 2017 18:15 19:45 Univ.-Prof. Dr. Stephan Leopold
10 Mi, 21. Jun. 2017 18:15 19:45 Univ.-Prof. Dr. Stephan Leopold
11 Mi, 28. Jun. 2017 18:15 19:45 Univ.-Prof. Dr. Stephan Leopold
12 Mi, 5. Jul. 2017 18:15 19:45 Univ.-Prof. Dr. Stephan Leopold
13 Mi, 12. Jul. 2017 18:15 19:45 Univ.-Prof. Dr. Stephan Leopold
Übersicht der Kurstermine
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
  • 11
  • 12
  • 13
Lehrende/r
Univ.-Prof. Dr. Stephan Leopold