Lehrende/r: Dr. Dietlinde Luise Kempf
Veranstaltungsart:
Thematisches Proseminar/Übung
Anzeige im Stundenplan:
ThPrS/Ü:Wortb.diachr
Semesterwochenstunden:
2
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 40
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.
Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Die Veranstaltung lebt von Interesse und Mitarbeit der Studierenden. Sie sollten nicht nur Spaß am Thema mitbringen, sondern auch die Bereitschaft, aktiv zu recherchieren und präsentieren.
Vorausgesetzt werden die Inhalte des Kapitels 2 in "Egli".
Veranstaltungsvorbereitende Lektüre ist Kap. 3.2 in Nübling et al. 2008.
Inhalt:
Mit Wortbildung im Deutschen verbindet man vielleicht als Erstes die Kompositionsfreudigkeit des Deutschen, wie sie sich z.B. in Donaudampfschifffahrtskapitän ausdrückt. Vielleicht denkt man auch an Derivationsaffixe wie ver-, zer-, ent-; -lich, -sam, -haft.
Die diachrone Perspektive hilft zu verstehen, wie die heutigen Verhältnisse entstanden sind. Heute ist z.B. nicht mehr offensichtlich, dass -lich mit der Leiche zu tun hat. Das ahd. wīb-līh 'weiblich/die Gestalt einer Frau habend' dagegen ist leicht mit ahd. līh 'Körper, Leib, Leichnam' in Verbindung zu bringen. Ein ehemaliges freies Wort bzw. Kompositionsglied (ahd. līh) hat sich zum Affix entwickelt (nhd. -lich). Wie geht das vonstatten? Und wie entscheidet sich, welche ehemaligen Wörter das Rennen ins Inventar der Affixe machen – und welchen Platz sie dort einnehmen? Im Mhd. standen in der Bedeutung 'leicht' noch die Bildungen lîcht(e), lîht-ec, lîht-bære, lîht-sam nebeneinander. Heutige Sprecher scheinen relativ genau zu wissen, welches Affix zu wählen ist: stress-ig, nicht *stress-sam; download-bar, nicht *download-sam. Doch auch die heutige Wortbildung ist von einer klaren Aufgabenverteilung weit entfernt. Z.B. kann -ung Handlungen ausdrücken (Landung), Zustände (Entzückung), Ergebnisse (Lösung), Objekte (Heizung), sogar Personen (Bedienung). Wie kam es zu diesen Bedeutungen bzw. wie hängen sie zusammen?
Affixe können auch unproduktiv werden (vgl. oben -sam) und aussterben. Gleichzeitig entsehen wieder neue Kandidaten für Wortbildungsaffixe: In Ast-werk hat das Zweitglied eine Bedeutung wie ein Kollektivaffix, vergleichbar mit Ge-äst 'Ansammlung/ Kollektiv an Ästen'.
Neben diesen "Klassikern" der historischen Wortbildung können in der Veranstaltung auch Fragen angesprochen werden wie Wortbildung in Personennamen (z.B. Tisch-ner/ Tisch-ler), Phänomene der Fremdwortbildung (Film-o-thek, Quatsch-o-thek) oder aktuelle Tendenzen, z.B. in der Grafie (man kann sich nicht nur eine "BahnCard" kaufen, sondern auch "Selbsthilfe Bücher", nach Bedarf auch "Schutz Brillen" oder "Labor Kittel").
Die Veranstaltung lebt von Interesse und Mitarbeit der Studierenden. Sie sollten nicht nur Spaß am Thema mitbringen, sondern auch die Bereitschaft, aktiv zu recherchieren und präsentieren. Vorausgesetzt werden die Inhalte des Kapitels 2 in "Egli". Veranstaltungsvorbereitende Lektüre ist Kap. 3.2 in Nübling et al. 2008.
Empfohlene Literatur:
"Egli": Meibauer, Jörg et al. (2007): Einführung in die germanistische Linguistik. 2., aktualisierte Aufl. Stuttgart/Weimar: Metzler.
Nübling, Damaris, et al. (2008): Historische Sprachwissenschaft des Deutschen. Eine Einführung in die Prinzipien des Sprachwandels. 2. Aufl. Tübingen: Narr.
Zusätzliche Informationen:
Zusätzliche Informationen werde ich ggf. über das Jogustine-Nachrichtensystem senden. Beachten Sie bitte Ihr Jogustine-Postfach.
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