Lehrende/r: Dr. Dietlinde Luise Kempf
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: PPAH: Grammatikalisi
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 35
Anmeldegruppe: PPAH
Prioritätsschema: Priorisierung Senatsrichtlinie:Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinieÜber die Senatsrichtlinie hinaus werden bei der Platzvergabe für diese Veranstaltung Studierende höherer Fachsemester (4. und 5. Semester) bevorzugt berücksichtigt.
Kontingentschema: PPAH - HS
Voraussetzungen / Organisatorisches: 1. s.u. "Literatur" 2. In diesem Seminar Scheinerwerb für Studierende der Bachelor-Studiengänge. Keine Hauptseminarscheine (für Studierende der alten Studiengänge).
Inhalt: In einem althochdeutschen Schöpfungsgedicht heißt es (wörtlich übersetzt): "Das erfuhr ich […] dass Erde nicht war noch Himmel noch Baum noch Berg nicht war." Während sich die Bedeutung erschließt, fällt sofort auf, dass das Neuhochdeutsche nach anderen grammatischen Strukturen verlangen würde: "Erde" bräuchte einen Artikel. Die doppelte Negation (noch Berg nicht war) wäre heute nicht mehr grammatisch. Der Negationswandel und die Herausbildung des Artikels sind Paradebeispiele für Grammatikalisierung. Gewandelt haben sich u.a. auch flexionsmorphologische Strukturen: Warum sagen wir heute "die Kinder" und "die Häuser" obwohl im Mhd. die Pluralformen noch "diu kind", "diu hûs" lauteten? Wie entstand das -st der 2.Ps.Sg. (heute "du gibst", aber ahd. noch "du gibis"), und woher kommt das Dentalsuffix der schwachen Verben (lach-te, wach-te)? Grammatische Strukturen entstehen nicht aus dem Nichts, sondern brauchen einen Spenderbereich. Welche Bereiche bieten sich jeweils an und welche Kandidaten setzen sich schließlich durch? Warum verwenden wir "werden" als Futurauxiliar (ich werde kaufen), während in anderen Sprachen Bewegungsverben das Rennen gemacht haben (frz. je vais acheter, engl. I am going to read…, wörtl. “ich gehe zu lesen“)? Und wieso sind Sätze wie "Sie kriegt den Zahn gezogen" heute möglich, obwohl die Semantik von kriegen eigentlich dem Verlust des Zahns widerspräche? Noch weniger stört uns das bei der bereits fest grammatikalisierten Struktur "hat… verloren" (ahd. habēn ‘besitzen’). Haben und kriegen haben einen Teil ihrer Eigensemantik verloren. Diese und weitere typische Eigenschaften ("Grammatikalisierungsparameter") erlauben, einen Grammatikalisierungsprozess zu identifizieren. Neben den klassischen morphologischen und syntaktischen Fallbeispielen bieten auch die Entstehung von Diskursmarkern und Modalpartikeln (…weil das weißt du doch eh schon alles) und Wortbildungsaffixen über den Affixoidstatus (wettertechnisch, bedeutungsschwanger) ein spannendes Diskussionsfeld.
Empfohlene Literatur: Szczepaniak, Renata: Grammatikalisierung im Deutschen: Eine Einführung. Tübingen: Narr. -- bitte anschaffen und die Einleitung lesen.
Zusätzliche Informationen: BITTE BEACHTEN: In diesem Seminar kann KEIN Hauptseminarschein im Rahmen der alten Studiengänge erworben werden. Dies betrifft die PPAH-Seminare Gotisch, Etymologie und Grammatikalisierung. Bitte weichen Sie diesbezüglich auf andere Veranstaltungen aus. Bei Fragen können Sie sich an das Studienbüro des Deutschen Instituts wenden: studienbuero-dtinst@uni-mainz.de Bitte achten Sie darauf, dass Sie Jogustine-Systemnachrichten erhalten (z.B. wegen evtl. Raumänderung)
