Lehrende/r: Dr. Dietlinde Luise Kempf
Veranstaltungsart: Vorlesung
Anzeige im Stundenplan: VEVV
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Inhalt: Die Vorlesung behandelt ausgewählte Themen der Graphematik in überwiegend diachroner Perspektive. Entsprechend der Konzeption des Moduls wird das Augenmerk besonders auf Aspekten des Sprachvergleichs, des Spracherwerbs und der Sprachverwendung liegen. Ein erster thematischer Schwerpunkt liegt auf den Prinzipien der Verschriftung: In der Ausprägung der Phonem-Graphem-Korrespondenz hat das deutsche Schriftsystem den typischen – aber nicht von allen Sprachen in gleichem Maß vollzogenen – Entwicklungspfad von einem flachen (lautnah verschriftenden) zu einem tiefen (auch semantische Informationen kodierenden) Schriftsystem genommen. Ein weiterer Schwerpunkt wird auf der Entwicklung der wortinitialen Großschreibung im Deutschen liegen. Während andere Sprachen bei der Großschreibung von Eigennamen (<John>, <Paris>) stehen geblieben (oder zu ihr zurückgefallen) sind, hat sich im Deutschen die Besonderheit der grammatisch bzw. syntaktisch gesteuerten Substantivgroßschreibung herausgebildet. Interessante Vergleiche lassen sich hier nicht nur zwischen verschiedenen Sprachen ziehen, sondern auch zwischen der Historio- und der Ontogenese – also der historischen Entwicklung und dem individuellen Schriftspracherwerb. Schließlich werden wir auch die Verwendung von Syngraphemen (Interpunktionszeichen) ins Blickfeld nehmen und dabei einen besonderen Schwerpunkt auf die Entwicklung des Apostrophgebrauchs legen. Hier lässt sich eine Diskrepanz zwischen orthographischer Norm und Sprachgebrauch feststellen: Der Gebrauch im Substandard zeigt besonders deutlich die Entwicklung eines tiefen Verschriftungssystems. Z.B. werden in normwidrigen Schreibungen wie *<die Obama's>, *<des Pkw's> morphologische Grenzen markiert – was den Leser_inne_n nützt und daher völlig zu Unrecht als "Deppenapostroph" tituliert wird.
Empfohlene Literatur: Nübling, Damaris et al. (42013): Historische Sprachwissenschaft des Deutschen. Eine Einführung in die Prinzipien des Sprachwandels. Tübingen: Kap. 9 Graphematischer Wandel.