|
Lehrende/r: Dr. Dietlinde Luise Kempf
Veranstaltungsart:
Seminar/Hauptseminar
Anzeige im Stundenplan:
HSYS
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 25
Anmeldegruppe: HSYS/SSYS (Master)
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.
Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Kontingentschema: Kontingentierung HSYS/SSYS
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Vorausgesetzt wird die Kenntnis von Grundbegriffen wie Derivation, Komposition, Konversion, Kontamination, die Fähigkeit zu morphologischen Analysen (Strukturbäume: Basis, Präfix, Suffix, Fuge) sowie grundlegende sprachgeschichtliche Kenntnisse, insbesondere der fnhd. Epoche. Zur Vorbereitung auf die erste Sitzung lesen Sie das Kapitel 3.2 "Wortbildungswandel" in Nübling et al. (42013). Als Studienleistung werden Sie in Gruppen ein Thema erarbeiten und in einer interaktiven Unterrichtseinheit behandeln.
Inhalt:
Das Seminar behandelt ausgewählte Phänomene der Wortbildung in diachroner und kontrastiver Perspektive. Nach einem Einstieg, der die wichtigen Konzepte Wortbildungswandel und Produktivität unter die Lupe nimmt, werden wir uns der Analyse von konkreten Fallbeispielen zuwenden. Besonders geeignet sind dabei Fälle, die sowohl sprachgeschichtlich als auch sprachvergleichend ergiebig sind. Zum Beispiel hat die adjektivische -isch-Derivation im Deutschen eine ganz spezifische Entwicklung durchlaufen: von Herkunftsbezeichnungen (ahd. samaritanisc) zur allgemeinen Ableitung von Fremdwörtern und Eigennamen (17. Jh. Fontana’sche Grade) einerseits und einer Präferenz für pejorative Basen andererseits (mürrisch, diebisch, mörderisch). Das englische Pendant -ish hingegen ist in approximativer Funktion produktiv geworden, mit Expansion auf numerale (25-ish) und phrasale Basen (out-of-town-ish) sowie Verselbständigung ("Do you know him?" – "Ish."). Weitere Unterschiede finden sich u.a. in der Fremdwortbildung, in der das Deutsche recht restriktiv fremde Suffixe an nativen Basen vermeidet (*Seltsam-ität, *les-abel; Kempf 2010), während das Englische munter kombiniert (oddity, readable). Auch mit dem Niederländischen bieten sich Vergleiche an: Sie fördern parallele Entwicklungen (wie die Zunahme von N+PartizipII-Bildungen: toekomstgericht/zukunftsgerichtet) zutage, doch auch Unterschiede wie den im Niederländischen stärker ausgeprägten Gebrauch von Diminution (het zonnetje schijnt lekker vandaag 'das Sönnchen scheint heute angenehm', Hüning/Schlücker 2010). Weitere Sprachvergleiche, z.B. mit dem Schweizerdeutschen, Schwedischen und Finnischen, sind vorgesehen.
Empfohlene Literatur:
Hüning, Matthias & Schlücker, Barbara (2010): Konvergenz und Divergenz in der Wortbildung – Komposition im Niederländischen und im Deutschen. In: Dammel, Antje & Kürschner, Sebastian & Nübling, Damaris: Kontrastive Germanistische Linguistik. Hildesheim: Olms, 783–825.
Kempf, Luise (2010): Warum die Unterscheidung fremd–nativ in der deutschen Wortbildung nicht obsolet ist. In: Scherer, Carmen/Holler, Anke (Hgg.): Strategien der Integration und Isolation nicht-nativer Einheiten und Strukturen. Berlin/New York: De Gruyter, 123-142.
Meibauer, Jörg et al. (32015): Einführung in die germanistische Linguistik. Stuttgart/Weimar: Metzler. (Kap. 2 "Lexikon und Morphologie")
Nübling, Damaris et al. (42013): Historische Sprachwissenschaft des Deutschen. Eine Einführung in die Prinzipien des Sprachwandels. Tübingen: Narr. (Kap. 3.2 "Wortbildungswandel")
|
