00.SG.070 Studium generale Übung BABSc: Mythen und Rituale

Veranstaltungsdetails
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Lehrende/r: Dr. Edith Struchholz-Andre

Veranstaltungsart: online: Übung/Seminar

Anzeige im Stundenplan: Ü Studium generale

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 35

Anmeldegruppe: STG BABSc

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Die Begleitübung richtet sich ausschließlich an Bachelor-Studierende, in deren Prüfungsordnung der Besuch von Studium generale-Veranstaltungen als Pflicht oder Wahlpflicht vorgesehen ist (BA Ethnologie, BA Germanistik, BA Geschichte, BSc Informatik, BA Kunstgeschichte, BA Philosophie, BA Publizistik (2011) und BA Sportwissenschaft). Zur Abdeckung der Verpflichtung laut Prüfungsordnung ist (min.) der Besuch einer der Vortragsreihen des Studium generale und einer zugehörigen Begleitübung notwendig. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl der Übungen gehen Sie bitte bei der Anmeldung wie folgt vor: Sie melden sich zunächst für das entsprechende Modul Ihres Studienganges an. Dann melden Sie sich für die von Ihnen ausgewählte Begleitübung an bzw. für mehrere ("Anmeldegruppe" mit Angabe von Prioritäten). Anschließend melden Sie sich innerhalb des Moduls für alle diejenigen Vortragsreihen an, zu denen die Begleitübungen gehören, die in Ihrer Prioritätsliste enthalten sind. Nach Erhalt der Bestätigung der Anmeldung zu einer Begleitübung (nach der Anmeldephase) können Sie sich dann von Vortragsreihen, deren Begleitübung Sie nicht besuchen, wieder abmelden (falls Sie diese Reihe nicht zusätzlich auch noch besuchen wollen). Für die Vortragsreihe, deren Begleitübung Sie besuchen, bleiben Sie dabei natürlich angemeldet.

Inhalt:
Am Beispiel der Phänomene "Mythos" und "Ritual" werden in der Vorlesung und in der Übung die Aktualität kultureller Traditionen und das grundlegende Thema "Kultur und Kulturbegegnung" behandelt.
Mythen gewinnen im postfaktischen Zeitalter zusehends an Aufmerksamkeit und Bedeutung. Da Emotionen und Affekte der Menschen durch Geschichten und Mythen besonders gut anzusprechen sind, gedeihen vielerorts Verschwörungsmythen z.B. zu Flat Earth, Impfungen oder aktuell zur Corona-Pandemie. Medien und Filmindustrie lassen die mythischen Götter und Helden wie Odin und Thor wieder aufleben in Filmen und Serien wie American Gods, Herr der Ringe oder im Marvel-Universum. Was aber macht Mythen aus, ihre Faszination, ihr Potenzial und ihre Grenzen? Sie sind keine statischen Narrative, sondern Formen und Leitlinien der Erinnerung, des historischen Gegenwartsbezugs sowie der Zukunftserwartung. Es stellt sich weniger die Frage nach ihrer Wahrheit, sondern danach, welche Wirklichkeit sie hervorrufen wollen. Als Entwürfe des menschlichen Lebens und der Welt können sie in funktionaler Hinsicht erklären und legitimieren, Handlungen bewerten, aber auch steuern und manipulieren. Als schöpferische und sinnstiftende Form sind sie sowohl Gegenpart als auch Gegenstand der objektiv-analytisch beschreibenden Wissenschaft. Schriftliche Materialien der Mythenforschung reichen über ca. 4.600 Jahre bis in das 3. Jahrtausend v.Chr. zurück. Stabilisierende Faktoren von Mythen sind neben den etablierten Narrationen auch ikonische Konstanten und rituelle Praktiken.
Die Aktualität und Bedeutung kultureller Traditionen äußert sich zurzeit nicht zuletzt darin, dass Menschen trotz der Corona-Pandemie auf sozio-kulturelle Kontakte und gewohnte Rituale wie Hochzeitsfeiern und Beisetzungen, Fastnachtssitzungen und Weihnachtsmärkte nur sehr ungern verzichten. Was aber macht überhaupt das allgegenwärtige Phänomen Ritual aus? Mit der Vielfalt und Wirkmacht ritueller Praktiken beschäftigt sich die interdisziplinär ausgerichteten Ritualforschung. Dabei wird zwischen routinierten Alltagshandlungen, Ritualisierungen wie z.B. das Zähneputzen, und Ritualen im engeren Sinne, wie z.B. eine Krönung, als einer gesonderten Form menschlichen Verhaltens und Handelns unterschieden, die in höchst diverse kulturelle, historische und regionale Kontexte eingebettet ist. Als Ritual wird eine menschliche Handlungsabfolge bezeichnet, die durch Standardisierung der äußeren Form, durch Wiederholung, Aufführungscharakter, Performativität und Symbolizität gekennzeichnet ist und eine elementare Sozialstruktur bildende und stabilisierende Wirkung besitzt. Rituelle Praktiken vermindern die Unberechenbarkeit und Unsicherheit menschlicher Handlungsmöglichkeiten, indem sie allgemein akzeptierte Handlungsformen vorgeben, die durch Performanz und Aktualisierung auch angepasst werden können.
Mit dem "cultural turn" gegen Ende des 20. Jahrhunderts sind Rituale zum Forschungsgegenstand vieler Disziplinen avanciert. Kulturelle Differenzerfahrungen im Zuge der Globalisierungen führten dazu, auch die eigene Kultur distanzierter zu betrachten und somit die eigenen Rituale zu "entdecken". War die frühe Ritualforschung eher ethnographisch ausgerichtet, kamen nun vor allem strukturelle und funktionale Perspektiven hinzu. Kollektive bilden neben einer kommunikativen Tradierung von Wissen über die gemeinsame Vergangenheit auch Formen der Tradition aus, die Generationen und Epochen überdauern. Hierzu zählen neben medialen Speichertechniken wie Schrift und Buch vor allem Mythen und Rituale und zudem Institutionen wie Bibliotheken, Archive oder Museen. Mythos und Ritual gehören zu den kulturwissenschaftlichen Grundbegriffen wie auch Kulturelles Gedächtnis und Kollektive Identität, Kulturalität und Historizität, interkulturelle Kommunikation und Kulturtransfer. Diese sind ebenfalls thematische Schwerpunkte des Moduls.

Zusätzliche Informationen:
Für Studierende des BA Publizistik (2011): In Ihrem Studiengang ist für dieses Modul keine Prüfung vorgesehen. Damit der Workload den Leistungspunkten entspricht, zählt in Absprache mit dem IfP für Sie jedoch die Erbringung einer schriftlichen Leistung zur aktiven Teilnahme.

Zugeordnete Lehrveranstaltungen:
00.SG.060/118 Studium generale RVL: Mythen und Rituale. Kulturwissenschaftliche Beiträge (digital)

Digitale Lehre:
Die Übung besteht aus einem Kurs auf der Lernplattform Moodle (LMS) sowie 14-tägig stattfindenden BBB-Konferenzen. Einige ergänzende Präsenzübungen, deren Besuch nicht obligatorisch ist, finden statt, falls die Corona-Situation es ermöglicht.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
Es liegen keine Termine vor.
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende/r Pflicht
1. Ausarbeitung k.Terminbuchung Nein
Übersicht der Kurstermine
Lehrende/r
Dr. Edith Struchholz-Andre