05.150.510 S LW|SW|KW Colonización y decolonización del pensamiento en América Latina (interdisziplinär)

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. José Carlos Huisa Téllez; Univ.-Prof. Dr. Gerhard Kruip; Jun.-Prof. Dr. Benjamin Meisnitzer; Univ.-Prof. Dr. Martina Schrader-Kniffki; Dr. Irene Weiss de Seng

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: S.ID.S

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Spanisch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: 1 | 40

Anmeldegruppe: S KW (Sp)

Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.

Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Das Seminar findet als Blockseminar an folgenden Terminen statt:
21.05.2016, 10:30-17:00 Uhr in Mainz
18.06.2016, 09:00-18:30 in Germersheim
25.06.2016, 09:00-18:30 in Mainz
Verbindliche Vorbesprechung: 19.04.2016, 18:00 s.t. (Raum wird auf den Homepages der Veranstalter noch bekannt gegeben)

Das Seminar findet in spanischer Sprache statt. Teilnahmevoraussetzung ist deshalb mindestens, spanische Texte lesen und der Seminardiskussion in spanischer Sprache folgen zu können. Referate und Diskussionsbeiträge können notfalls auch in deutscher Sprache eingebracht werden.

Das Seminar ist ein interdisziplinäres Seminar. Hausarbeiten und entsprechende Qualifikationsnachweise werden entsprechend den Regelungen der einzelnen Studiengänge vergeben und sind mit den jeweiligen Dozentinnen und Dozenten aus dem Fach, in dem der Nachweis angestrebt wird, abzusprechen.

Inhalt:
Seit gut 15 Jahren wird in Lateinamerika unter kritischen Intellektuellen, vor allem aus den Fächern Geschichte, Sozialwissenschaften, Politikwissenschaften, Sprachwissenschaften, Ethnologie, Philosophie und Theologie vermehrt über die Frage diskutiert, ob nicht postkoloniale Strukturen auch nach der politischen Unabhängigkeit der meisten lateinamerikanischen Länder seit Anfang des 19. Jahrhunderts wirkmächtig fortbestehen. Sie vertreten die These, dass sich die Machtausübung früherer Kolonialmächte und heutiger global dominanter Staaten und Kulturen weiterhin negativ auf Lateinamerika auswirkt, bis hinein in Sprache, Literatur, Kultur, Religion, Werte und Identität sowie das philosophische Nachdenken darüber.

In unserem interdisziplinären Seminar wollen wir diese Thematik mit ihren historischen,  kulturwissenschaftlichen und literarischen Bezügen sowie ihren sprach- und translationswissenschaftlichen Aspekten aufgreifen und die mit dem Aufruf zur „decolonización“ verbundenen Herausforderungen politikwissenschaftlich und sozialethisch diskutieren.

Der sprach- und translationswissenschaftliche Teil der Lehrveranstaltung (Schrader-Kniffki) setzt zeitlich bei der ‚Kolonisierung des Denkens’ ein. Also solches soll das translatorische Handeln der Missionare und dessen Konsequenzen interpretiert werden. Insbesondere die Übersetzung christlicher Konzepte in die indigenen Sprachen kann als Mittel der Bekehrung und der Kolonisierung des Denkens gelten. Dies soll anhand von Sekundärliteratur und von Originaldokumenten nachvollzogen werden.

Für den literatur- und kulturwissenschaftlichen Teil (Weiss) wird an ausgewählten Texten  eine semiologische Annäherung erfolgen, um besonders den Ort des diskursiven Äußerungsakts auszulegen. Aus seiner Analyse werden nämlich sowohl die Dynamik der Kolonialisierung als auch die der Dekolonisierung von Sprache, Gedächtnis, Raum und Zeit deutlich (Mignolo: 1995).

Der sprachwissenschaftliche Teil der Veranstaltung (Huisa Téllez) betrachtet die Sprachideologie des 19. Jahrhunderts ab dem Zeitpunkt der Unabhängigkeit. Das Thema wird ausgehend von nation-building-Theorien sowie der kritischen Diskursanalyse exemplarisch anhand von sog. Diccionarios des provincialismos behandelt, die die sprachlichen Varietäten der neu entstandenen amerikanischen Nationen beschreiben sollten.Im sozialethischen Teil (Kruip‘) wird das Phänomen der fortbestehenden kolonialen Abhängigkeiten im Bereich von politischen Machtverhältnissen, ökonomischen Strukturen und kulturellen Einflüssen als „Rückseite der Moderne“ analysiert. Dabei ist die mit solchen Denkansätzen verbundene massive Kritik am „Westen“ zu diskutieren, v.a. hinischtlich seines ökonomischen Wachstums mit großen sozialen Ungleichheiten und hochproblematischen ökologischen Folgen, der überkommenen patriarchalen Strukturen sowie generell der Infragestellung „westlicher“ Rationalität. Umgekehrt propagieren die Vertreter einer „decolonización del pensamiento“ alternative Entwicklungsmodelle und beziehen sich dabei häufig auf indigene Kulturen und kritische Ansätze wie beispielsweise den Ökofeminismus.

Empfohlene Literatur:
Empfohlene Literatur zur Einführung:


  • Anderson, Benedict (21991): Imagined Communities: Reflections on the Origin and Spread of Nationalism. London/New York: Verso.
  • Castro-Gómez, Santiago; Grosfoguel, Ramón (Ed.) (2007): El giro decolonial. Reflexiones para una diversidad epistémica más allá del capitalismo global. Bogotá: Siglo del Hombre.
  • Estermann, Josef (2014): Colonialidad, descolonización e interculturalidad. In: Polis[en línea], 38 | 2014, Publicadoel 08 septiembre 2014. URL : http://polis.revues.org/10164.
  • Huisa Téllez, José Carlos (2011): Estudio preliminar de Diccionario de peruanismos. Ensayo filológico de Juan de Arona. Dissertation. Universität Augsburg.
  • Mignolo, Walter (o. J.): Geopolítica de la sensibilidad y del conocimiento. Sobre (de)colonialidad, pensamientofronterizo y desobedienciaepistémica. Traducción de Marcelo Expósito. URL:http://eipcp.net/transversal/0112/mignolo/es/
  • Mignolo, Walter (1995): The darker side of the Renaissance: literacy, territoriality, and colonization. Ann Arbor: Univ. of Michigan Press.
  • Mira Caballos, Esteban (2013): Imperialismo y poder. Una historia desde la óptica de los vencidos. El Ejido: Círculo Rojo. 
  • Quijano, Aníbal (2000): Colonialidad del poder, eurocentrismo y América Latina. ‚In: Edgardo Lander (comp.): La colonialidad del saber: eurocentrismo y ciencias sociales. Perspectivas Latinoamericanas. CLACSO, ConsejoLatinoamericano de Ciencias Sociales, Buenos Aires, Argentina. Julio de 2000. p. 246. URL:http://bibliotecavirtual.clacso.org.ar/ar/libros/lander/quijano.rtf.
  • Santos, Boaventura de Sousa (2010): Descolonizar el saber, reinventar el poder. Montevideo, Uruguay: EdicionesTrilce; Extensión universitaria, Universidad de la República.
  • Schlieben-Lange, Brigitte (ed.) (1999): Missionarslinguistik in Lateinamerika. Zu neueren Veröffentlichungen und einigen Fragen, in: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 29, 116, 34-61
  • Schrader-Kniffki, Martina/ Yannakakis, Yanna (2014): Sins and Crimes: Zapotec-Spanish Translation in Catholic Evangelization and Colonial Law in Oaxaca, New Spain, en: Zwartjes, Otto/Zimmermann, Klaus/Schrader-Kniffki, Martina (edd.), Missionary Linguistics V. Lingüística Misionera V. Translation Theories and Practices. Amsterdam/ Philadelphia, John Benjamins Publishing Company, 161-199.
  • Van Dijk, Teun (Hg.) (22011): Discourse Studies. A multidisciplinary introduction. London: Sage.
  • Zwartjes, Otto (2014): The Missionaries’ contribution to translation studies in the Spanish Colonial Period. The mis on page of translated texts and its functions in foreign language teaching, en: Zwartjes, Otto/ Zimmermann, Klaus/ Schrader-Kniffki, Martina (eds.): Missionary Linguistics V. Lingüística Misionera V. Translation Theories and Practices, Amsterdam/ Philadelphia, John Benjamins Publishing Company, 1-50.
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Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Sa, 21. Mai 2016 10:30 17:00 00 411 P6 Dr. José Carlos Huisa Téllez; Univ.-Prof. Dr. Gerhard Kruip; Jun.-Prof. Dr. Benjamin Meisnitzer; Univ.-Prof. Dr. Martina Schrader-Kniffki; Dr. Irene Weiss de Seng
2 Sa, 18. Jun. 2016 09:00 18:30 Germersheim Raum 352 Dr. José Carlos Huisa Téllez; Univ.-Prof. Dr. Gerhard Kruip; Jun.-Prof. Dr. Benjamin Meisnitzer; Univ.-Prof. Dr. Martina Schrader-Kniffki; Dr. Irene Weiss de Seng
3 Sa, 25. Jun. 2016 09:00 18:30 01 461 P108 Dr. José Carlos Huisa Téllez; Univ.-Prof. Dr. Gerhard Kruip; Jun.-Prof. Dr. Benjamin Meisnitzer; Univ.-Prof. Dr. Martina Schrader-Kniffki; Dr. Irene Weiss de Seng
Übersicht der Kurstermine
  • 1
  • 2
  • 3
Lehrende/r
Dr. Irene Weiss de Seng
Univ.-Prof. Dr. Gerhard Kruip
Univ.-Prof. Dr. Martina Schrader-Kniffki
Dr. Jose Carlos Huisa Tellez
Jun.-Prof. Dr. Benjamin Meisnitzer