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Lehrende/r: apl. Prof. Dr. Irene Schütze
Veranstaltungsart:
Seminar
Anzeige im Stundenplan:
11.023.360b
Semesterwochenstunden:
2
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | -
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Diplomstudiengang Freie Bildende Kunst, B.Ed. Bildende Kunst Modul 6a)
Inhalt:
Rückblickend auf das 20. Jahrhundert sind besonders die 1910er und 20er Jahre die Zeiten der „großen“ Utopien gewesen. In diversen Medien verbreiteten Künstler*innen ihre allumfassenden Zukunftsvisionen: in Gemälden, Skulpturen, Zeichnungen, Architekturentwürfen, Bühnenbildern, Kostüm- und Modeentwür-fen, Kochrezepten, Manifesten etc. Ziel vieler Avantgarde-Bewegungen war es, das Leben grundlegend zu verändern und sogar neue Lebensräume – etwa den Weltraum – zu erobern. Die oftmals technik-affinen Projekte scheiterten an feh-lender Machbarkeit, aber auch an politischen Rigorismen – der utopischen Ent-würfe selbst (z.B. im italienischen Futurismus) oder des politischen Umfeldes (z.B. bei der russischen Avantgarde). In den 1960er und 70er Jahren lässt sich ei-ne weitere Welle von Utopie-Entwürfen in der bildenden Kunst wahrnehmen. Mittels neuer Kunstformen wie z.B. Happening und Aktion verbreiteten Künst-ler*innen wie z.B. Joseph Beuys politisch-soziale Gesellschaftsentwürfe.
Die Entwicklung des Internets und mit ihr einhergehend der Netzkunst und inter-aktiver Medienkunst beförderte in den 1990er Jahren künstlerische Arbeiten, die Utopien über die Partizipation der Rezipienten hervorbrachten – „große“, allum-fassende Utopien wie in den Avantgarde-Bewegungen wurden aber in der Regel nicht mehr formuliert. Und auch heute, im 2. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts, sucht man vergeblich nach der Präsentation „großer“ Utopien in der bildenden Kunst, während sie in Literatur, Film, Games, Architektur als Szenarien nach wie vor stark verbreitet sind (wenngleich häufig als Dystopien). Meist lassen sich le-diglich Ansätze oder Momente des Utopischen in der bildenden Kunst finden. Diese Ansätze zeichnen sich, wie Iwona Blazwick, Direktorin der Whitechapel Art Gallery, beobachtet hat, oftmals durch Pragmatismus und/oder Subjektivität aus.
Das Seminar untersucht neuere utopische Ansätze und Zukunftsvisionen in der bildenden Kunst (z.B. von Yto Barrada, Paul Chan, Antje Majewski, Michiko Nitta, Rirkrit Tiravanija) und setzt sich mit Ausstellungsprojekten zur Utopie auseinan-der (etwa in der Whitechapel Art Gallery, im Arken Museum für Moderne Kunst). Es befasst sich mit Utopie-Entwürfen der Avantgarden, der 1960er Jahre und der 1990er Jahre sowie mit literarischen Utopien – allen voran mit Thomas Morus’ Roman Utopia, der begriffsprägend war. Auf der Grundlage theoretischer Texte (z.B. von Ernst Bloch, Hal Foster, Michel Foucault) diskutiert das Seminar den Be-griff der Utopie und wendet sich Gründen für die Abwesenheit „großer“ Utopien in der heutigen bildenden Kunst zu.
Empfohlene Literatur:
Noble, Richard (Hg.): Utopias, London 2009 (=Whitechapel, Documents of Con-temporray Art)
Claeys, Gregory: Ideale Welten: die Geschichte der Utopie, Stuttgart 2011
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