05.059.0008 PS 2 LW: Die Darstellung des "Fremden" und des "Eigenen" in der frz. Literatur des Mittelalters

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff

Veranstaltungsart: Proseminar

Anzeige im Stundenplan: PS2.LW.F

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 4,0

Unterrichtssprache: Französisch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 25

Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.

Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Kurssprache: Deutsch / Französisch

- regelmäßige und aktive Teilnahme am Seminar (dies beinhaltet auch die Übernahme kleinerer Vorträge, Aufgaben und / oder Referate)
- max. 2 Fehlstunden
- Lektüre der angegebenen Texte (Primärtexte und Theorie)

Voraussetzung für den Erwerb von Leistungspunkten ist zudem eine schriftliche Hausarbeit laut Prüfungsordnung am Ende des Semesters.

Inhalt:
Die Auseinandersetzung mit dem 'Fremden' ist heute aktueller denn je, weist jedoch ebenso eine lange Tradition auf. Die Konzepte des 'Fremden' und des 'Eigenen' kann man als relational verstehen. Die Konstruktion des 'Fremden' setzt etwas voraus, das als vertraut, als 'Eigenes‘ wahrgenommen und aus dessen Perspektive etwas anderes als 'fremd' identifiziert und interpretiert wird.
Im Mittelalter kommt es in der Literatur zu sehr unterschiedlichen Darstellungen des 'Fremden', die von fiktionalisiert-realistischer Wiedergabe von historischen Ereignissen bis zur fabulösen-wunderbaren Zeichnungen reichen und Themen der Religion, Politik und Liebe illustrieren. Das Fremde oszilliert dabei häufig zwischen Faszination und Bedrohung.  

Die Chanson de Roland etwa, die als eine Art Nationalepos Frankreichs gewertet wird und eine Idealisierung der historischen Wirklichkeit zeichnet, kreist um das zentrale Thema des Kampfes der Christenheit gegen das Heidentum oder allgemeiner: des Guten gegen das Böse. Dabei ist das Recht selbstredend auf der Seite der Christen, während die 'Ungläubigen' sich wesensmäßig im Unrecht befinden; der Krieg ist selbstverständlich gottgewollt, denn: "Paien unt tort e chrestiens unt dreit".

Le Conte de Floire et Blancheflor berichtet von der verbotenen Liebe zwischen dem Sohn eines sarazenischen Königs (Floire) und der Tochter einer christlichen Sklavin (Blancheflor). Auch diese Erzählung bedient den immerwährenden Heiden-Christen-Konflikt, sieht allerdings verstärkt den Heiden als "eine der Erlösung bedürftige Kreatur". Man könnte sagen, in der Hochzeit des Paares und der Konversion Floires wird das 'Fremde' dem 'Eigenen' sozusagen einverleibt.

In Chrétiens Cligès schließlich, der den arthurischen Stoff locker mit byzantinischen und antikisierenden Themen verbindet, wird das 'Eigene' paradoxerweise – zumindest zu Beginn der histoire – als das 'Fremde' dargestellt, das Reich König Arthus, das man für gewöhnlich als Zentrum der Ritterepik kennt und das der erste Protagonist Alixandre zu bereisen sucht, wird als "la terre estrange" betitelt. 'Fremdes' und 'Eigenes' scheinen regelrecht 'verdreht' zu werden.

Anhand ausgewählter Texte und Textstellen kanonischer Autoren des Mittelalters wollen wir uns die Frage stellen, welche Strategien die Literatur in der Auseinandersetzung mit dem 'Anderen', dem 'Fremden' und 'Eigenen' entwickelt, welcher Bilder und welcher Rhetorik sie sich bedient. Haben Sie dabei keine Angst vor den altfranzösischen Texten, wir werden immer zusätzlich auf die vorliegenden standardfranzösischen Fassungen zurückgreifen. Zudem können Sie – so noch nicht geschehen – zeitgleich den Kurs Französisch diachron (ehemals Altfranzösisch) besuchen, in dem ebenfalls kanonische Texte des Mittelalters exemplarisch mit Blick auf die Sprache untersucht werden.

Empfohlene Literatur:
La Chanson de Roland. Texte présenté, trad. et comm. par Jean Dufournet. Ed. bilingue, éd. compl. d'un index. Paris: Flammarion 2004.

Le conte de Floire et Blanchefleur: Nouv. édition critique du texte du manuscrit A (Paris, BNF, fr.375) / Robert d'Orbigny. Publié, traduit, présenté et annoté par Jean-Luc Leclanche. Paris: Champion 2003.

Chrétien de Troyes: Œuvres complètes. Ed. publ. sous la dir. de Daniel Poirion. Paris: Gallimard 1994.

Zusätzliche Informationen:
Die angegebenen Texte finden Sie in unserer Bibliothek. Gerne können Sie zur Vorbereitung auch auf andere, Ihnen bereits vorliegende Texteditionen zurückgreifen. Die Textkenntnis wird überprüft und ist bereits Teil der erforderlichen aktiven Teilnahme.

Weitere Texte werden zu Beginn des Semesters bekannt gegeben und bereitgestellt, die Lektüre ist verpflichtend und selbstredend Grundlage der aktiven Teilnahme.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Mo, 16. Apr. 2018 10:15 11:45 00 011 SR 05 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
2 Mo, 23. Apr. 2018 10:15 11:45 00 011 SR 05 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
3 Mo, 30. Apr. 2018 10:15 11:45 00 011 SR 05 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
4 Mo, 7. Mai 2018 10:15 11:45 00 011 SR 05 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
5 Mo, 14. Mai 2018 10:15 11:45 00 011 SR 05 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
6 Mo, 28. Mai 2018 10:15 11:45 00 011 SR 05 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
7 Mo, 4. Jun. 2018 10:15 11:45 00 011 SR 05 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
8 Mo, 11. Jun. 2018 10:15 11:45 00 011 SR 05 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
9 Mo, 18. Jun. 2018 10:15 11:45 00 011 SR 05 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
10 Mo, 25. Jun. 2018 10:15 11:45 00 011 SR 05 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
11 Mo, 2. Jul. 2018 10:15 11:45 00 011 SR 05 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff