Lehrende/r: Jun.-Prof. Julia König
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: 02.052.8000
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 32
Inhalt: Zum Komplex von misogynen Eroberungsphantasien im kolonialen Kontext hat Klaus Theweleit seit dem Ende der 1990er Jahre eine vierbändige, bislang noch unabgeschlossene Studie zum »Pocahontas-Komplex« vorgelegt. (Vgl. Theweleit 1999a, 1999b, 2013) Darin beschäftigt er sich mit Variationen der berühmten Geschichte der historischen Pocahontas, die Theweleits Auffassung nach zum entscheidendsten Gründungsmythos der amerikanischen Nation geworden sei. Auf der Grundlage von Mythen, Sagen, Erzählungen und zeitgenössischer Literatur und Filmen argumentiert er, dass die Kolonisierung ›fremder‹ Länder und Kontinente immer schon über eine Aneignung, genauer über die Kolonisierung von Frauenkörpern lief. Eine Ebene, die Theweleit dabei höchstens am Rande thematisiert, ist im allerdings Seminar in den Fokus zu rücken: So wird im beschriebenen Zusammenhang eine implizite Vorstellung von einer ›zivilisierenden Erziehung‹ zur Legitimationsstrategie für den sexuellen Übergriff auf kolonisierte, auf ›andere‹ oder ›fremde‹ Frauen. Von diesem Ausgangspunkt aus werden im Seminar unterschiedliche theoretische Zugänge zum Verhältnis von Geschlecht und Erziehung im (post)kolonialen Kontext gesucht und beschritten. Dabei werden historisch-systematische Herangehensweisen ebenso studiert wie Annäherungen an das Phänomen über die Analyse kultureller Objektivationen erprobt werden sollen.