05.084.620 S KW: Mythen und Metamorphosen reloaded: Ovidrezeption in Italien

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff

Veranstaltungsart: Hauptseminar

Anzeige im Stundenplan: S KW

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 4,0

Unterrichtssprache: Italienisch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: 1 | 30

Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.

Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Kurssprache: Deutsch / Italienisch

- regelmäßige und aktive Teilnahme am Seminar (dies beinhaltet auch die Übernahme kleinerer Vorträge, Aufgaben und / oder Referate)
- max. 2 Fehlstunden
- Lektüre der angegebenen Texte (Primärtexte und Theorie)

Voraussetzung für den Erwerb von Leistungspunkten ist ggf. zudem eine schriftliche Hausarbeit oder mdl. Prüfung laut Prüfungsordnung am Ende des Semesters.

Inhalt:
In nova fert animus mutatas dicere formas / corpora; di, coeptis (nam vos mutastis et illas) / adspirate meis primaque ab origine mundi / ad mea perpetuum deducite tempora carmen! (Ovid: Metamorphosen I, 1-2)

Von Gestalten zu künden, die in neue Körper verwandelt wurden, treibt mich der Geist. Ihr Götter – habt ihr doch jene Verwandlung bewirkt –, beflügelt mein Beginnen und führt meine Dichtung ununterbrochen vom allerersten Uranfang der Welt bis zu meiner Zeit.

Was ein Mythos ist in allgemeingültige Worte zu fassen und in eine Theorie zu verschnüren, ist schwierig. Es gibt verschiedene Herangehensweisen. Trotzdem verkörpert der Mythos in gewisser Weise eine universelle Gültigkeit, er bleibt „trotz der schlimmsten Übersetzungen bestehen“ (Lévi-Strauss). Und übersetzt, adaptiert und modifiziert wurden und werden Mythen zu jeder Zeit. Die Mythologie eröffnet uns ein Repertoire an Erzählungen, Fragmenten und Bildern, die Künstler von Epoche zu Epoche in neuen ausdrucksstarken Formen reaktivieren. Damit ist die Mythenforschung nicht nur „epochenübergreifend“ und „transdisziplinär“ (Durand), sondern „das Phänomen Mythos“ kann auch „als Schnittstelle verschiedener kulturwissenschaftlicher Diskurse“ verstanden werden (Bürkle).

Besonders Ovid präsentiert uns die Welt als ein Zusammenspiel von Dingen, die nicht ‚sind‘, sondern ‚passieren‘, in ständiger Bewegung und Verwandlung begriffen. Seine Metamorphosen sind ein ewiger Fundus im Bereich der Literatur und Kunst.

Dante etwa, dessen Commedia man gemeinhin sofort mit dem Werk Vergils verschränkt, ist Ovids Metamorphosen weit mehr verpflichtet, als man zunächst vermuten mag. Nicht nur verarbeitet er mythologische Figuren wie Odysseus, Kadmos oder Glaukus, er bindet die Verwandlung auch in sein Strafsystem ein und schlussendlich lässt sie sich auch auf die ‚Verwandlung‘ des Protagonisten Dante anwenden. Petrarcas Canzoniere wäre ohne Apoll und Daphne nicht denkbar; Boccaccio beschäftigt sich – nicht nur, aber vor allem – in seiner lateinischen Dichtung mit Ovid.

La Dafne heißt auch die erste bekannte Komposition, die man als Oper bezeichnen kann (Komponist Jacopo Peri/Text: Ottavio Rinuccini). In der Kunst beziehen sich die meisten mythologischen Figuren und Szenen, die in der Renaissance- und Barockmalerei zur Darstellung kommen, auf Ovids Epos (Tizian, Correggio, Caravaggio bspw.).

In der Barockdichtung lässt Marino im Adone oder in der Sampogna („Idilli mitologici“) antike Mythen aufleben; interessante Transformationen gibt es auch in der Poesie Pascolis (Narziss in „I Gemelli“ etwa) und Calvino kann – auch im Metadiskurs – als ‚metamorphiler‘ Autor bezeichnet werden (Lezioni americane).

Gemeinsam wollen wir uns zunächst einen theoretischen Zugang zum Mythos verschaffen, die Metamorphosen Ovids grundlegend betrachten, um darauf aufbauend ‚epochenübergreifend‘ und ‚transdisziplinär‘ die adaptierten und modifizierten Mythen in ihrer Funktion in Kunst und Literatur besser verstehen zu können.

Empfohlene Literatur:
Alighieri, Dante: La divina commedia. 3 Bde. Hg. v. Anna Maria Chiavacci Leonardi. Milano: Mondadori 2008.

Assmann, Aleida/Jan Assmann: "Mythos", In: Hubert Cancik/Karl-Heinz Kohl [hg.]: Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe, Bd. 4. Kultbild - Rolle. Stuttgart [u.a.]: Kohlhammer 1998, S. 179-200.

P. Ovidius Naso: Metamorphosen. Lateinisch/Deutsch. Übers. und hg. von Michael von Albrecht. Stuttgart: Reclam 2013.

 

Zusätzliche Informationen:
Verschaffen Sie sich bitte einen guten Überblick über Ovids Metamorphosen. Lesen Sie den Handbucheitnrag von Aleida und Jan Assmann einführend zum Mythos. So Ihnen Dantes Commedia im Studium noch nicht begegnet ist, machen Sie sich mit ihr vertraut und scannen Sie sie in der Lektüre auf 'Verwandlungen' und mythologische Figuren.

Weitere Texte werden ggf. zu Beginn des Semesters bekannt gegeben und bereitgestellt, die Lektüre ist verpflichtend und selbstredend Grundlage der aktiven Teilnahme.

Nota bene! Das Hauptseminar kann entweder für die Literatur- oder für die Kulturwissenschaft angerechnet werden.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Di, 15. Okt. 2019 08:15 09:45 01 411 P101 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
2 Di, 22. Okt. 2019 08:15 09:45 01 411 P101 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
3 Di, 29. Okt. 2019 08:15 09:45 01 411 P101 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
4 Di, 5. Nov. 2019 08:15 09:45 01 411 P101 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
5 Di, 12. Nov. 2019 08:15 09:45 01 411 P101 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
6 Di, 19. Nov. 2019 08:15 09:45 01 411 P101 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
7 Di, 26. Nov. 2019 08:15 09:45 01 411 P101 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
8 Di, 3. Dez. 2019 08:15 09:45 01 411 P101 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
9 Di, 10. Dez. 2019 08:15 09:45 01 411 P101 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
10 Di, 17. Dez. 2019 08:15 09:45 01 411 P101 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
11 Di, 7. Jan. 2020 08:15 09:45 01 411 P101 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
12 Di, 14. Jan. 2020 08:15 09:45 01 411 P101 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
13 Di, 21. Jan. 2020 08:15 09:45 01 411 P101 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
14 Di, 28. Jan. 2020 08:15 09:45 01 411 P101 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
15 Di, 4. Feb. 2020 08:15 09:45 01 411 P101 Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
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Lehrende/r
Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff