Lehrende/r: Dr. Sascha Köhl; Univ.-Prof. Dr. Matthias Müller
Veranstaltungsart: Exkursion
Anzeige im Stundenplan: Exk.
Credits: 8,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: 5 | 15
Voraussetzungen / Organisatorisches: Die Exkursion stellt ein besonderes Lehrangebot dar, das mit einer strikt begrenzten Teilnehmerzahl verbunden ist und voraussichtlich auch nicht bezuschusst werden kann. Die Teilnehmer/innen der Exkursion sollten mit Kosten von etwa € 600 bis max. € 650 für An- und Rückreise, Unterkunft, ÖPNV und Eintritte rechnen. Die Referatsvergabe erfolgt in der Vorbesprechung; der Termin wird per Mail bekanntgegeben!
Inhalt: Es ist ein Paradox: Das größte Land Europas, Russland, gehört nicht zu Europa. Diesen Eindruck muss jedenfalls gewinnen, wer das Fach Europäische Kunstgeschichte studiert. Eine Ursache hierfür ist, dass das Riesenreich im Osten politisch und kulturell lange Zeit eigene Wege ging, sich stärker an Byzanz als an Rom orientierte, weshalb auch die ältere russische Kunst eine ganz eigene Prägung hat und sich nicht einfach in den Kanon der (west-)europäischen Kunstgeschichte einordnen lässt. Allerdings gab es nicht erst seit Peter dem Großen künstlerische Beziehungen zwischen Russland und dem Westen. Denn schon im 15. und 16. Jahrhundert hatten die Zaren westliche Fachkräfte geholt, um Moskau in der Nachfolge von Konstantinopel zum „Dritten Rom" und zur repräsentativen Hauptstadt einer neuen Großmacht auszubauen: Die berühmtesten Kuppelkirchen des Kremls sind das Werk italienischer Renaissancearchitekten. Doch stellen sich die kulturellen Beziehungen zwischen Russland und dem Westen keineswegs als Einbahnstraße dar. Gerade in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, vor allem in der künstlerisch noch progressiven jungen Sowjetunion der 1920er Jahre, zählten viele russische Architekten und Künstler zu den wichtigsten, auf der ganzen Welt beachteten Wegbereitern verschiedener moderner Strömungen – ihr Schaffen inspiriert Künstler und Architekten bis heute. Auf der Exkursion lernen wir Moskau in seiner historischen und kulturellen Vielschichtigkeit kennen. Wir besichtigen die Hauptwerke aus sechs Jahrhunderten Architekturgeschichte und besuchen einzelne Museen wie die Tretjakow-Galerie. Der Fokus liegt auf den Beziehungen zwischen Ost und West sowie – damit eng verbunden – auf dem auch die Architektur der Stadt über Jahrhunderte hinweg prägenden Spannungsfeld zwischen Innovations- und Beharrungskräften, zwischen Offen- und Verschlossenheit, zwischen der Besinnung auf (vermeintlich) russische Traditionen und dem Selbstverständnis als weltoffene Hauptstadt eines Vielvölkerreiches.
