00.Q+.210 Strukturen sozialer Zeit als Prämissen von Wissensbildung. Zur europäischen „Epistemologie-Geschichte“ 1750-2020

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Prof. Dr. Hans Ulrich Gumbrecht

Veranstaltungsart: Kurs

Anzeige im Stundenplan: Epistemologie

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 15

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzungen
Zwingende Lektüre von
Michel Foucault : „Die Ordnung der Dinge“ (1966)
Reinhart Koselleck: „Vergangene Zukunft“ (1988)
Hans Ulrich Gumbrecht: „Unsere breite Gegenwart“ (2010)

Anforderungen
Intensive inhaltliche Vorbereitung
Sehr aktive Beteiligung an der Seminadiskussion
Hausarbeit von 5 -10 Seiten
 

Inhalt:
Dass die Produktion von sogenanntem „sozialem Wissen“ - einschließlich des „wissenschaftlichen Wissens“ als einer Sonderform im Sinne von: Peter Berger / Thomas Luckmann: „Die soziale Konstruktion von Wirklichkeit“ (1971) - ihre eigene Geschichtlichkeit hat, wurde vor allem durch Michel Foucaults Meisterwerk „Les mots et les choses“ (1966) ins Bewusstsein der Gesteswissenschaften gerückt. Wenig später trieb in Deutschland Reinhart Koselleck die Historisierung institutioneller Strukturen von Zeitlichkeit auf eine neue Ebene von Komplexität und Genauigkeit (vgl vor allem seine Aufsatzsammlung „Vergangene Zukunft“ (1988). Beide Einsichten konvergieren in der (weder von Foucault noch von Koselleck ganz vollzogenen) Konsequenz, dass eine wesentliche Dimension der – geschichtlichen - Formen der Produktion von Wissen in den – selbst geschichtlichen – Formen der Zeitlichkeit liegt. GENAU Auf diesen
Konvergenzpunkt konzentriert sich das Seminar.

Es wird die Thesen begründen und erläutern, dass

a) die sogenante „historische Zeit“ (entgegen einer allgemeinen Unterstellung) nicht die einzig wahre FORM von Zeit ist, sondern in einem Prozess zwischen etwa 1750 und 1830 entstand;

b) seit dem späten neunzehnten Jahrhundert in eine langfristge Krisenbewegung geriet und

c) seit dem Ende des zwanzigsten Jahrhundert weitgehend (aber nicht vollständig) durch eine andere Form von Zeitlichkeit ersetzt worden ist, der man „breite Gegenwart“ nennen kann (vgl. Hans Ulrich Gumbrecht: Unsere breite Gegenwart (2010).

Diese Darstellung wird zu einer Debatte über die Folgen der Zeitstruktur „Breite Gegenwart“ für Modalitäten der Wissensproduktion heute führen.

Lernziele
Reflexion über a) die Geschichtlichkeit sozialer Zeitstrukturen und b) ihrem Zusammenhang mit institutionellen Formen der Wissensbildung

Zusätzliche Informationen:
Lehrender
Hans Ulrich Gumbrecht war von 1989 bis Juli 2018 „Albert Guérard Professor in Literature“ an der Stanford University/Kalifornien. Er studierte Romanistik, Germanistik, Philosophie und Soziologie in München, Regensburg, Salamanca (Spanien), Pavia (Italien) und Konstanz und lehrte vor seinem Wechsel 1989 in die Vereinigten Staaten an den Universitäten Konstanz, Bochum und Siegen. Der Autor von nahezu 2.000 Texten - darunter zahlreiche wegweisende, auch Widerspruch erzeugende und in 20 Sprachen übersetzte Monografien - arbeitet insbesondere über die europäische Literatur und Philosophie des Mittelalters sowie des 18. bis zum frühen 20. Jahrhunderts, über Medien und Kommunikation sowie über Phänomene der gegenwärtigen Alltags-Ästhetik, insbesondere über die Ästhetik des Sports. Hans Ulrich Gumbrecht ist Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, Professeur attaché am Collège de France, Catedratico Visitante Permanente an der Universität Lissabon, seit 2020 Presidential Professor an der Hebrew University und ist zudem Gastprofessor an zahlreichen akademischen Einrichtungen in der ganzen Welt. Er wurde u.a. mit 12 Ehrendoktoraten aus sieben Ländern, unter anderem (2019) an der JGU Mainz, geehrt.

Digitale Lehre:
Die Veranstaltung findet digital statt.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Di, 8. Dez. 2020 13:00 17:00 online Prof. Dr. Hans Ulrich Gumbrecht
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende/r Pflicht
1. Teilnahme k.Terminbuchung Ja
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Prof. Dr. Hans Ulrich Gumbrecht