Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Ruben Zimmermann
Veranstaltungsart: Kurs
Anzeige im Stundenplan: 00.Q+.410
Semesterwochenstunden: 2
Credits: 3,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 10
Voraussetzungen / Organisatorisches: Teilnahmevoraussetzungen: keine Anforderungen: Vorbereitungslektüre; seltener schriftliche Hausaufgaben (Thesen); Teilweise auch Kurzreferate; Battles (pro – contra) 2 ETCS bei normaler Mitarbeit, bei Zusatzleistung (Essay, Referat) auch 3 ETCS
Inhalt: Die Corona-Krise hat nicht zuletzt auch Grundfragen im Umgang mit Krankheit und Tod in unserer Gesellschaft neu ins Bewusstsein gerückt. Wieviel darf einer Gesellschaft der Schutz von Kranken und Alten wert sein? Kann man Werte wie Leben oder Lebensqualität quantifizieren und abwägen? Es kann kaum bestritten werden, dass die Schutzmaßnahmen auch als Teil des kulturellen Wertegedächtnisses christlicher Tradition verstanden werden können, die letztlich in der Bibel wurzeln. Aber konnte in biblischer Zeit Maximaltherapie von Hochbetagten überhaupt im Blick sein? Ist die Verlängerung von Lebenszeit tatsächlich der höchste Wert in den Schriften des Alten und Neuen Testaments? Diese und ähnliche Fragen des aktuellen Diskurses sollen in der Übung thematisiert werden. Dabei geht es aber keineswegs primär um Fragen der Corona-Pandemie, sondern um Grundfragen sowie weitere aktuelle Diskurse der Bio- und Medizinethik im Gespräch mit der Bibel: - Präimplantationsdiagnostik und genetische Selektion - Sterbehilfe und Suizidbeihilfe (Fragen um den ehem. § 217 StGB) - Sterbefasten und Lebensverzicht - Langlebigkeitsforschung der Molekularbiologie - Creatio Continua in Zeiten des Klimawandels etc. etc. Obwohl die Bibel als Kanon der christlichen Kirchen auch prägende Kraft für die westliche Kultur hatte, ist ihre aktuelle Bedeutung im ethischen Diskurs recht gering. Kann die Bibel in Fragen von Lebensbeginn und Lebensende, Krankheit und Tod heute noch im ethischen Gespräch eine Rolle spielen? Die Veranstaltung versucht einen weiten hermeneutischen Brückenschlag zwischen Texten der Bibel und gegenwärtigen Fragestellungen der Bio- und Medizinethik. Die Brücke wird von beiden Seiten aus begangen: Zum einen versuchen wir biblische Texte in ihrem historischen Entstehungskontext zu verstehen und von dort über ihre (Ir)Relevanz in aktuellen Debatten nachzudenken. Zum anderen befassen wir uns mit aktuellen Diskursfeldern und fragen von dort in Richtung biblischer Texte. Die Veranstaltung steht auch im Zusammenhang mit einem neuen Lehrbuch „Ethik des Neuen Testaments“ (UTB), das aktuell am Lehrstuhl entsteht und u.a. Fragen des Seminars thematisiert. Lernziele: Problemkompetenz (Wahrnehmen von Fragestellungen und Herausforderungen) Hermeneutische Kompetenz (Verstehen von Sachverhalten, Quellen und anderen Positionen) Historische Kompetenz (Geschichtliche Kontexte, kulturelles Gedächtnis; Relevanz von Tradition) Kommunikationskompetenzen (Artikulation von eigener Meinung; Toleranz gegenüber abweichenden Meinungen) Ethische Kompetenz (Kenntnis über Wertediskurse und ethische Urteilsbildung)