05.059.0008 PS 2 LW: La Grande Guerre in der französischen Literatur

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff

Veranstaltungsart: Proseminar

Anzeige im Stundenplan: PS2.LW.F

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 4,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 25

Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.

Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Kurssprache: Deutsch / Französisch

- regelmäßige aktive Teilnahme am Seminar (dies beinhaltet auch die Übernahme kleinerer Vorträge, Aufgaben und / oder Referate)
- Lektüre der vor und während des Seminars angegebenen Texte (Primärtexte und Theorie)

Voraussetzung für den Erwerb von Leistungspunkten ist zudem eine schriftliche Hausarbeit laut Prüfungsordnung am Ende des Semesters.

Inhalt:
Was das Empfinden und die Erinnerung der beiden Weltkriege angeht, stehen wir vor einer sichtbaren deutsch-französische Asymmetrie. Der Erste Weltkrieg, la Grande Guerre, hat im französischen kollektiven Gedächtnis einen sehr viel größeren Stellenwert als in Deutschland. Von August 1914 bis November 1918 fand das Kriegsgeschehen auf französischem Territorium statt, sodass die Materialität desselben zur existenziellen Bedrohung für den Fortbestand der eigenen Nation wurde. Die Fähigkeit zur nationalen Einheit war vor 1914 vielfach angezweifelt worden, der Krieg führte zum „Wunder der inneren Einheit“, eine Einheitserfahrung, die mit allen ideologischen Überhöhungen zu einem der Gründe für Bedeutung der Grande Guerre im kollektiven Gedächtnis Frankreichs wurde. Seit dem Waffenstillstand und damit dem Ende des Krieges am 11. November 1918, aus dem Frankreich als Sieger hervorging, herrschte eine Mischung aus Triumphalismus und Trauer: „Niemand konnte, bei aller Freude und allem Stolz über den glücklichen Kriegsausgang, die humanitären Kosten des Sieges übersehen.“ Die Opfer blieben stets präsent und zu den Toten kamen die, „die schwere oder schwerste Verwundungen an Körper oder Seele davongetragen hatten; die (vielfach noch jungen) Invaliden, denen Gliedmaßen amputiert worden waren, die Gesichtsverletzten, die unter ihren Verstümmelungen psychisch in besonderem Maße litten, die schwer Traumatisierten, die die Erinnerung an die Kriegserlebnisse – das Artilleriefeuer, das Giftgas, den Nahkampf, das Leid und den Tod der Kameraden – nicht mehr losließ“ (Mollenhauer).

Von den direkten Zeitzeugen, den „anciens combattants“, ist heute, mehr als 100 Jahre nach Beginn der Kämpfe, niemand mehr am Leben, aber das Kriegsgeschehen ist im Gedächtnis des gegenwärtigen Frankreichs weiterhin erstaunlich präsent. Er fasziniert nicht nur ‚um seiner selbst willen‘, sondern auch, eben weil er fremd geworden ist und wird nicht mehr nur als historisches Ereignis an sich, sondern vor allem im Zusammenhang mit dem Umgang solcher Erinnerung reflektiert.

Die literarische Kriegsrezeption und -verarbeitung lässt sich in drei Phasen aufteilen: die der unmittelbaren Nachkriegszeit und damit temoignage, eine zweite, die etwa mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs endet, und eine dritte, die ihren Anfang in den 90er Jahren des 20.Jh. nimmt und bis heute andauert.

Im Kurs lesen wir je ein Exempel für jede Phase, beginnend bei Henri Babusses' Le Feu (1916), das als erste unverklärte und schonungslose Darstellung der Umstände in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs gilt, über Louis-Ferdinand Célines Voyage au bout de la nuit (1932), dessen Protagonist den Krieg als „apokalyptischen Kreuzzug“ erlebt, den Céline in zynischer Real-Phantastik illustriert, bis hin zu Pierre Lemaitres Roman Au revoir là-haut (2013), der neben der Geschichte der Kriegsopfer Albert und Édouard eine immanente Satire auf die Gedenkindustrie schreibt. Im Fokus der Diskussion wird der unterschiedliche Umgang mit Geschichte und Erinnerung und die jeweilige literarisch-ästhetische Umsetzung stehen.

Empfohlene Literatur:
Primärtexte:

Barbusse, Henri: Le Feu. Journal d'une escouade. Paris: Gallimard 2013. 
Céline, Louis-Ferdinand: Voyage au bout de la nuit. Dossier et notes réalisés par Stéfan Ferrari. Paris: Gallimard 2009. 
Lemaitre, Pierre: Au revoir là-haut. Paris: Albin Michel 2013.


Sekundärtexte:

Mollenhauer, Daniel: „Der Schock der Grande Guerre. Frankreich im Ersten Weltkrieg“, In: Bernd Rill (Hg.): Frankreichs Grandeur – einst und jetzt. München: Hanns-Seidel-Stiftung 2014 (= Argument und Materialien zum Zeitgeschehen, 93), S. 11-29.

Zusätzliche Informationen:
Achtung! Die Kursleküre ist umgangreich, planen Sie genügend Zeit dafür ein.

Zur vorbereitenden Lektüre dürfen Sie selbstredend auch auf eine andere, Ihnen zugängliche Textedition zurückgreifen. Hauptsache, Sie lesen! Wir finden im Kurs dann schon zusammen. Die Textkenntnis wird zu Beginn des Semesters vorausgesetzt und ist bereits Teil der erforderlichen aktiven Teilnahme.

Weitere Texte werden ggf. zu Beginn des Semesters bekannt gegeben und bereitgestellt, die Lektüre ist verpflichtend.

Da eine Anwesenheitspflicht in den Seminaren nicht mehr gesetzlich verankert ist, werden Studierende, die es vorziehen den Kurs nicht regelmäßig zu besuchen, ihre aktive Teilnahme durch schriftliche Zusatzaufgaben erbringen.

Digitale Lehre:
Grundsätzlich ist der Kurs in Präsenz geplant. Sollte Corona uns erneut dazu zwingen, so wird er voraussichtlich regelmäßig synchron über MS Teams stattfinden. Details hängen auch von der Kursgröße ab und werden situationsabhängig gemeinsam abgestimmt.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Di, 19. Apr. 2022 08:15 09:45 01 481 P109a Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
2 Di, 26. Apr. 2022 08:15 09:45 01 481 P109a Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
3 Di, 3. Mai 2022 08:15 09:45 01 481 P109a Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
4 Di, 10. Mai 2022 08:15 09:45 01 481 P109a Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
5 Di, 17. Mai 2022 08:15 09:45 01 481 P109a Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
6 Di, 24. Mai 2022 08:15 09:45 01 481 P109a Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
7 Di, 31. Mai 2022 08:15 09:45 01 481 P109a Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
8 Di, 7. Jun. 2022 08:15 09:45 01 481 P109a Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
9 Di, 14. Jun. 2022 08:15 09:45 01 481 P109a Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
10 Di, 21. Jun. 2022 08:15 09:45 01 481 P109a Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
11 Di, 28. Jun. 2022 08:15 09:45 01 481 P109a Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
12 Di, 5. Jul. 2022 08:15 09:45 01 481 P109a Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
13 Di, 12. Jul. 2022 08:15 09:45 01 481 P109a Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
14 Di, 19. Jul. 2022 08:15 09:45 01 481 P109a Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Dr. phil. Christiane Conrad von Heydendorff