00.Q+.010 Digitalisierte Arbeit und ihre Auswirkungen auf Geschlechterverhältnisse und Psyche

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. Mara Kastein; Julia Reichenpfader; Prof. Dr. Thomas Rigotti

Veranstaltungsart: Kurs

Anzeige im Stundenplan: Digital. Arbeit

Credits: 2,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 18

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzungen: Lektüre der bereitgestellten Literatur.

Anforderungen: Übernahme von Impulsreferaten.
 

Inhalt:
Unser Leben findet zunehmend und manchmal ausschließlich digital statt. Die Pandemie führte zu einem Digitalisierungsschub und für viele wurde zum ersten Mal Homeoffice möglich. Auch sahen viele Studierende ihre Uni bisher nur über den Bildschirm. In diesem zweiteiligen Q+Seminar gehen wir der Frage nach, welche Chancen und Risiken in der Digitalisierung der Arbeit stecken, und welche Auswirkungen dies auf die soziale Geschlechterordnung, gesellschaftliche Strukturen und Psyche der Menschen hat. 

Teil 1: Digitalisierte Arbeit und Geschlecht
Im ersten Teil stellen wir uns mit Dr. Mara Kastein die Fragen, wie Digitalisierung die Arbeitswelt verändert und warum die Kategorie Geschlecht bei Fragen zur Digitalisierung mitgedacht werden sollte. In diesem Workshop werden Digitalisierung, Arbeit und Geschlecht zusammengedacht und beleuchtet. Digitalisierung von Erwerbszweigen, Crowdwork und Plattformökonomie, smart technologies, Pflegeroboter – nicht erst seit Corona findet eine Digitalisierung von Berufs- und Privatleben statt. Während (Für-)Sorge nach wie vor weiblich konnotiert ist und Frauen noch immer den überwiegenden Anteil an Sorgearbeit übernehmen, sind digitale Technologien männlich konnotiert und Erwerbswelt androzentrisch gestaltet. Eine digitale Transformation von Erwerbs- und Sorgearbeit hat das Potenzial, geschlechtliche Arbeitsteilung neu zu strukturieren. Ob und wie ist Digitalisierung imstande, bestehende Geschlechterverhältnisse zu verändern und wie ist sie ihrerseits durch selbige geprägt? Wie verändern sich Geschlechterarrangements, wenn digitale Arbeit Beschäftigungsverhältnisse zunehmend entgrenzt und (Sorge-)Tätigkeiten durch digitale Technologien verändert werden?

Teil 2: Digitalisierte Arbeit und Psyche
Im zweiten Teil beschäftigen wir uns mit Prof. Dr. Thomas Rigotti mit den Auswirkungen der digitalisierten Arbeit auf die Psyche. Durch die Technologisierung der Arbeitswelt und auch des Privatlebens, sind Informationen in großer Menge in digitaler Form zugänglich. Wo vor 30 Jahren noch anhand der Form des Mediums einfach zu unterscheiden war, ob man einen Zeitungsartikel, einen persönlichen Brief oder ein Buch vor sich hat, wird nun ein Großteil der Informationen über einen Bildschirm vermittelt. BAWDEN und ROBINSON (2009) bezeichnen dies als „homogenisierte Diversität“. Wir können auf wesentlich mehr verschiedene Informationen bequem zugreifen, dabei hat diese Information aber immer dieselbe Form: wir greifen auf sie über digitale Schnittstellen auf einem Bildschirm zu. Die Menge der verfügbaren Informationen ist dadurch unüberschaubar geworden und das Format erschwert die Einschätzung der Qualität. Die Digitalisierung der Arbeitswelt bietet zahlreiche Chancen, birgt aber auch Risiken in Bezug auf eine zunehmende Informationsüberlastung, der Verdrängung von Arbeitstätigkeiten durch Softwarelösungen und Robotik und einer zunehmenden Entgrenzung der Arbeit. Seit Jahren sind psychische Erkrankungen zunehmend Ursache für Arbeits- und Berufsunfähigkeit. Im Seminar werden aus dem Blickwinkel der Arbeits- und Organisationspsychologie Effekte der Digitalisierung von Arbeit gemeinsam erarbeitet und mit theoretischen Modellen sowie empirischen Befunden wissenschaftlich eingeordnet. Es werden Handlungsempfehlungen auf den Ebenen der Person, des Teams sowie der Organisation besprochen.

Lernziele:
Die Studierende kennen die Chancen und Risiken, die mit zunehmender Digitalisierung von Arbeit verbunden sind. Sensibilisierung für die Themen Vergeschlechtlichung von Berufen und soziale Ungleichheit in Verbindung mit Digitalisierung. Die Studierenden kennen grundlegende Modelle in Bezug auf Auswirkungen digitaler Arbeitsprozesse sowie verhaltens- und verhältnispräventive Ansätze zur Reduktion arbeitsbezogener Belastungen.

 

Empfohlene Literatur:
Literatur für Teil I:

1. Scheele (2019): Arbeit und Geschlecht: Erwerbsarbeit, Hausarbeit und Care. In: Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Band 2. Kortendiek B, Riegraf B, Sabisch K (Hg.); Geschlecht und Gesellschaft, 65. Wiesbaden: Springer VS: 753-762.
2. Riegraf, Birgit (2005): „Frauenbereiche“ und „Männerbereiche“. Die Konstruktion von Geschlechterdifferenz in der Berufs- und Arbeitswelt. In: Ahrens, Jens-Rainer/Apelt, Maja/Bender, Christiane (Hrsg.): Frauen im Militär. Empirische Befunde und Perspektiven zur Integration von Frauen in die Streitkräfte. Wiesbaden: Springer, S. 134-155.
 

Zusätzliche Informationen:
Lehrende:
Dr. Mara Kastein studierte Kulturanthropologie, Religionswissenschaft und Geschlechterforschung an den Universitäten Göttingen und Metz (F) und promovierte in Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit einer Arbeit über gleichstellungsorientierte Männerpolitik im deutschsprachigen Raum. Neben ihrer Promotion war sie mehrere Jahre Projektkoordinatorin im hessischen Mentoring-Programm „Mentoring Hessen“. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Gender- und Diversity Studies, Gleichstellungs- und Geschlechterpolitik sowie Digitalisierung, KI & Nachhaltigkeit, Arbeit und Organisation. Aktuell ist sie Postdoctoral Researcher im TRR 318 „Constructing Explainability“ (https://trr318.uni-paderborn.de/) und stellvertretende Leiterin der Fachgruppe Technik & Diversity der Universität Paderborn.

Prof. Dr. Thomas Rigotti studiere Psychologie an der Universität Leipzig, wo er 2008 auch promovierte. Seit 2013 leitet er die Abteilung für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und seit 2020 ist er parallel Arbeitsgruppenleiter am Leibniz Institut für Resilienzforschung. Seit 2018 ist er Sprecher der Fachgruppe Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie in der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. In seiner Forschung befasst er sich mit psychischer Gesundheit im Arbeitskontext.
 

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Sa, 21. Mai 2022 10:00 17:30 00 121 (K5) Übungsraum Dr. Mara Kastein; Julia Reichenpfader; Prof. Dr. Thomas Rigotti
2 Fr, 3. Jun. 2022 14:00 17:30 00 121 (K5) Übungsraum Dr. Mara Kastein; Julia Reichenpfader; Prof. Dr. Thomas Rigotti
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende/r Pflicht
1. Referat k.Terminbuchung Ja
Übersicht der Kurstermine
  • 1
  • 2
Lehrende/r
Prof. Dr. Thomas Rigotti
Julia Reichenpfader
Dr. Mara Kastein