00.Q+.030 Die Frauen in den Dramen - die Dramen der Frauen. Über weibliche Figuren im antiken, klassischen und zeitgenössischen Drama

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Maxi Obexer

Veranstaltungsart: Kurs

Anzeige im Stundenplan: Frauen in Dramen

Credits: 2,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 15

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzungen: Die Lust an der Lektüre von dramatischen und theoretischen Texten sowie am eigenen Schreiben. Lektüre: Auszüge aus Aischylos: "Die Orestie", Sophokles "Antigone", "King Kong Theorie" von Virginie Despentes. Weiteres wird rechtzeitig vor der Veranstaltung bekannt gegeben. Angaben zu den Auszügen werden vorab zugeschickt.

Anforderungen: Lektüre von Auszügen aus Dramen und einen essayistischen Text. Ein kurzes Referat, gerne als Gemeinschaftsreferat zur Figurenzeichnung einer bestimmten Figur; genaue Angaben werden vorab bekanntgegeben. Verfassen eines literarisch/dramatischen Textes, einer Performance, einer Rede, eines Essays.

Inhalt:
Weibliche Figuren im antiken, im klassischen und im zeitgenössischen Drama. Was macht sie aus? Unterscheiden sie sich von den männlichen und wenn ja, worin? Für wen sprechen sie? Welche eigene, subjektive Kraft treibt sie an?

Die Figuren der Antiken Tragödie sind noch heute maßstabgebend, hier beginnt die Geschichte des westeuropäischen Theaters in seiner Auseinandersetzung über das Individuum und die Gesellschaft. Ein nicht abschließbarer Prozess, den jede neue Generation mit den stets neu zu verhandelnden Fragen nach Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit herausfordert. Hier wird auch die Geburtsstunde der tragischen Figur ausgemacht, bei "Orestes" in der Orestie. Tragische Figuren sind durchwegs männlich besetzt, dies legt auch die Theatergeschichte nahe, die stets von der Tragik männlicher Figuren spricht. Die Tragik weiblicher Figuren, oder auch ihre Funktion scheint eine andere zu sein. Ihre Sache ist häufig stellvertretend für Anderes, viele der heute präsentesten weiblichen Figuren kämpfen für Höherstehendes, sie treten ein als "selbstlose" Kämpferinnen. Kein Zufall also, dass Elektra, Schwester von Orestes, im Hintergrund operiert und den Bruder zum Mord an die Mutter antreibt. Klytaimnestra, die Mutter, ist hingegen eine Ausnahme: sie ist eigenmächtig und erfahren, und sie tritt für sich ein. Im Drama gnadenlos bekämpft, in der Gegenwart auffallend wenig beachtet. Im Vergleich zur jungen Rebellin "Antigone" führt sie ein Schattendasein. "Antigone" ist sicher die beliebteste aller weiblichen Figuren. Mit ihrer radikalen Standfestigkeit - bis hin zum Tod, entlarvt sie die Eigennützigkeit Kreons und die eines ganzen Systems.

Doch wem gilt die "höhere Sache?" Und wem nicht? Wie bewerten wir heute das "selbstlose" Auftreten weiblicher Figuren? Die Bereitschaft zur "Aufopferung?" Wie denken wir über das "Selbstbewusstsein" jener Frauen, die, gerade weil sie sich auch für eigene Belange einsetzen, umkämpft bleiben? Wie steht es um die eigene Subjektivität weiblicher Figuren? Das Seminar möchte den kritischen Blick schärfen für gängige Narrative von weiblicher und männlicher Geschlechterzuordnung. Auch für die eigene Praxis des Denkens und Schreibens. Denn es scheint gewiss: Hier wartet noch ein großer Fundus an Dramen darauf, ihre männlichen und weiblichen Figuren lustvoll zu befragen und zu hinterfragen.

Darum soll es in diesem zweiteilig angelegten Seminar gehen. Wir analysieren die Psychogramme und Eigenschaften geschlechterspezifischer Figurenzeichnung, erweitern sie, brechen sie auf und schreiben sie um.

Lernziele: Einen verfeinerten Blick, ein geschärftes Bewusstsein für die Charaktereigenschaften und Funktionen von literarischen und dramatischen Figuren, die auch geschlechterspezifischen Zuordnungen und Zuschreibungen folgen.

Zusätzliche Informationen:
Lehrende:
Maxi Obexer, Autorin von Theaterstücken, Hörspielen, Romanen und Essays, wurde in Südtirol / Italien geboren, sie lebt in Berlin. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft, Philosophie und Theaterwissenschaft an der Freien und an der Humboldt Universität in Berlin.

"Die Liebenden", "Gletscher", "Das Geisterschiff" und "Illegale Helfer" wurden mehrfach übersetzt und vielfach inszeniert, u.a. in Jena, München, Basel, New York, Chicago, Budapest, Turin, Rom, Kalabrien. Jüngste Auszeichnungen: Eurodrampreis und Robert-Geisendörfer-Preis 2016 für "Illegale Helfer". „Gehen und Bleiben" wurde 2017 mit dem besten Potsdamer Theaterprojekt ausgezeichnet. Einladung zum Bachmannwettbewerb 2017 für den Romanessay „Europas längster Sommer" (Verbrecherverlag).

Gastprofessorin an deutschen und US-amerikanischen Universitäten, u.a. am Deutschen Literatur Institut Leipzig, an der Universität der Künste Berlin, an der Georgetown University in Washington DC., am Dartmouth College NH. Zahlreiche Seminare an Universitäten, Hochschulen und Theaterhäusern, u.a. an der FU Berlin, den Münchner Kammerspielen, der Merz Akademie Stuttgart. Ehem. Jurorin an der Akademie Solitude Stuttgart, heute im Kuratorium.

2014 gründete sie das Neue Institut für Dramatisches Schreiben, Nids. Seither Leitung der jährlich stattfindenden Summer School Südtirol für Dramatisches Schreiben. In enger Zusammenarbeit mit dem Netzwerkt der Münchner Theatertexter:innen und den Wiener Wortstätten. Sie betreute zahlreiche internationale Dramen-Werkstätten, darunter:

"Out of Sight", (2020/21) in Zusammenarbeit mit dem Literarischen Colloquium Berlin, dem Maxim-Gorki-Theater und dem Nids, ebenso, in gleicher Konstellation: "Krieg im Frieden" 2019/20 und "Krieg, der mich bedingt" 2018/19. "A Broken Theatre - A Broken Dream" - Ein zweijähriges Schreib- und Theaterprojekt mit dem Al Bozour - Frauentheaterkollektiv" in Gaza, Goethe-Institut und Münchner Kammerspiele, wurde 2020/21 durchgeführt.

Im Kuratorium der Akademie Schloss Solitude, Mitglied im Pen-Club.
www.m-obexer.de
www.nids.eu
www.summerschoolsuedtirol.eu

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Mo, 2. Mai 2022 10:15 17:00 00 121 (K5) Übungsraum Maxi Obexer
2 Mo, 23. Mai 2022 10:15 17:00 00 121 (K5) Übungsraum Maxi Obexer
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende/r Pflicht
1. Ausarbeitung k.Terminbuchung Ja
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Maxi Obexer