Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Nina Gallion
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: 00.Q+.340
Semesterwochenstunden: 2
Credits: 3,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 5
Voraussetzungen / Organisatorisches: Teilnahmevoraussetzungen Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit historischen Quellentexten (in Übersetzung oder älteren Sprachstufen des Deutschen) und der dazugehörigen (ggf. auch englischsprachigen) Fachliteratur Anforderungen Vorbereitungen auf die Sitzungen durch Quellen- und Literaturlektüre, schriftliche Arbeitsaufträge oder Sitzungsprotokoll
Inhalt: Im Laufe des Mittelalters begann der Siegeszug der Stadt: Während einzelne Städte eine Siedlungskontinuität seit der Spätantike aufwiesen, kam es im späten Mittelalter und insbesondere ab ca. 1250 zu einem explosionsartigen Wachstum, im Laufe dessen mehr als 3.000 neue Städte entstanden. Der Erfolg dieser Siedlungsform ging zunächst von den Vorteilen aus, die Städte für ihre Herren mit sich brachten: Sie ließen sich militärisch befestigen, konnten sich aufgrund ihrer Verkehrslage und ihrer Märkte zu wichtigen wirtschaftlichen Zentren ausformen und erlaubten durch Besteuerung die weitere fiskalische Nutzung. Im gleichen Maße, wie die Städte aufblühten und sich ökonomisch entfalteten, entwickelten sich aber auch die städtischen Bevölkerungen. Die Bürgergemeinde entstand, die sich zunehmend emanzipierte und nach weitgehender Selbstverwaltung sowie Autonomie von ihrem Stadtherrn und dessen Vertretern strebte. Dieser Prozess der Kommunalisierung zog jedoch zahlreiche Reibungspunkte und Konflikte nach sich, die sich im Spätmittelalter in allerhand Unruhen und Aufständen entluden. Mal ging es dabei um die Auseinandersetzung zwischen der städtischen Gemeinde und ihrem bischöflichen Stadtherrn, mal kämpften die aufstrebenden Handwerkerzünfte um politische Partizipation und mal sorgten spezifische Ereignisse wie die beginnende Reformation im frühen 16. Jahrhundert für Aufruhr und Empörung, um nur wenige Beispiele zu nennen. Im Hauptseminar sollen diese und weitere Konstellationen anhand von unterschiedlichen Fallbeispielen untersucht und auf der Grundlage des vorhandenen Quellenmaterials kritisch diskutiert werden. Lernziele • Einführung in die Grundzüge der modernen Stadtgeschichtsforschung • Kennenlernen typischer Konstellationen, die in den mittelalterlichen Städten des römisch-deutschen Reichs Unruhen hervorriefen • Auseinandersetzung mit der Entwicklung von Stadtherrschaft, Bürgergemeinde und Kommunalisierung • quellenbasierte kritische Diskussion der Ursachen und Verläufe städtischer Unruhen des Mittelalters anhand von Fallbeispielen
Zusätzliche Informationen: Prof. Dr. Nina Gallion war nach ihrem Studium in Heidelberg als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Kiel und Köln tätig und leitet seit 2020 den Arbeitsbereich Spätmittelalterliche Geschichte und Vergleichende Landesgeschichte am Historischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Stadtgeschichte, der Bischofsgeschichte und der Geschlechtergeschichte.