Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Christine Walde
Veranstaltungsart: Vorlesung
Anzeige im Stundenplan: Vl: Lat Lit
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -
Voraussetzungen / Organisatorisches: Teilnehmerkreis: Neben Studierenden der Klassischen Philologie richtet sich diese Vorlesung auch ausdrücklich an solche der Klassischen Archäologie, der Neuphilologien, der Theaterwissenschaft und der Komparatistik. Alle lateinischen und griechischen Zitate werden übersetzt. Die pptx werden ebenfalls zur Verfügung gestellt.
Inhalt: Die Tragödien scheinen die dunkle Seite des Philosophen Seneca zu sein. Jedenfalls hat die scheinbar unüberbrückbare Kluft zwischen den affektgeladenen und gewalttätigen Dramen und den zur Mäßigung aufrufenden philosophischen Traktaten immer wieder zu mehr oder minder überzeugenden Harmonisierungsversuchen in der Forschung geführt. Ungeachtet dieser mit Vehemenz geführten wissenschaftlichen Debatte, zu der die heftig diskutierte, letztlich aber sinnlose Frage nach ihrer Aufführbarkeit tritt, haben die Seneca-Tragödien einen immensen Einfluss auf die spätere europäische Dramenproduktion ausgeübt (von mittelalterlichen Märtyrerspielen zu Shakespeare und Corneille u.a.). Neben einer kurzen Einführung in das römische Theaterwesen werden ausgewählte Dramen des Corpus Senecanum vorgestellt (mit Schwerpunkt auf dem Oedipus, dem Thyestes, der Medea sowie den Hercules-Dramen), wobei en passant die zentralen Fragestellungen der Forschung einer kritischen Sichtung unterzogen werden. Ein wichtiges Thema wird aber auch die 'Ästhetik der Gewalt' sein. Es soll zudem ein Versuch gemacht werden, die Kluft zwischen den Dramen und den philosophischen Werken doch zu verkleinern: Denn auch die Prosawerke weisen Inszenierungsstrategien auf, die u.a. auf starke Dialogizität und z.T. schwarzen Humor setzen.
Empfohlene Literatur: Textausgaben: Aktuell existiert keine lieferbare lateinisch-deutsche Gesamtausgabe der Seneca-Tragödien. Da die Oxford-Ausgabe von O. Zwierlein nicht unproblematisch ist, können längerfristig an den Seneca-Tragödien Interessierte auf die Loeb-Ausgabe von John G. Fitch (2 Bde., 2002 und 2004) zurückgreifen. Für die Prosa-Werke Senecas (Dialogi, Epistulae morales) sind die Oxford-Ausgaben verbindlich.