Lehrende/r: Prof. Dr. Natascha Nisic
Veranstaltungsart: hybrid: Seminar
Anzeige im Stundenplan: S Wahlveranstaltung
Credits: 6,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Anmeldegruppe: Seminar Wahlveranstaltung
Voraussetzungen / Organisatorisches: Zielgruppe:
Inhalt: Erst jüngst hat die Corona-Pandemie die Fragilität bestehender gesellschaftlicher Sorgearrangements eindrücklich vor Augen geführt. In der medialen Öffentlichkeit erhielten Bilder Einzug von erschöpften und verzweifelten Eltern, meist Müttern, denen offensichtlich vorbehaltlos zugemutet wurde Home Office, Haushaltstätigkeiten und die Betreuung und Beschulung von Kindern problemlos vereinen zu können, von Krankenschwestern und Pflegekräften, ebenfalls meist Frauen, die übernächtigt und „unterbezahlt“ aufopferungsvoll den Dienst am gesundheitlichen Wohl der Gemeinschaft antraten. Hier wurde also sichtbar, was scheinbar bislang kaum wahrgenommen wurde: die existenzielle Bedeutung der Sorge-„Arbeit“ für das Funktionieren von Wirtschaft und Gesellschaft – ihre „Systemrelevanz“ – und gleichzeitig die Unsichtbarkeit ihrer Existenz. Als unbezahlte Arbeit wird sie vorwiegend von Frauen im privaten Haushalt geleistet und umfasst dabei alle täglich und größtenteils lebenslang anfallenden Aufgaben der physischen, sozialen, psychologischen und emotionalen Zuwendung, die für die Gesundheit, das Wohlbefinden, die Lebenserhaltung und den Schutz von Personen notwendig sind (Elson, Knjin/Kremer). Mit dem demographischen Wandel und der gestiegenen Erwerbstätigkeit und Arbeitsmarktorientierung von Frauen wird dieses Arrangement jedoch zunehmend prekär und gerät unter Druck. Als bezahlte Erwerbsarbeit (z.B. Kinderpflege, Kranken- und Altenpflege, Haushaltshilfe) gehört sie zu den Berufen mit hohem Frauenteil, geringer Entlohnung, wenig Anerkennung, schlechten Arbeitsbedingungen, häufig auch in Form irregulärer Beschäftigung. Das Seminar setzt an dieser spannungsreichen Ambivalenz von Unsichtbarkeit und Systemrelevanz der Sorgearbeit an und untersucht ihre gesellschaftlichen Hintergründe und Voraussetzungen. Wir fragen nach den historischen Ursprüngen der Aufspaltung von Sorge- und Erwerbsarbeit und ihrer Vergeschlechtlichung, ihren (potenziellen) Konsequenzen für die gegenwärtige Ausgestaltung von bezahlter und unbezahlter Sorgearbeit, den zugrundeliegenden Mechanismen auf dem Arbeitsmarkt und im privaten Haushalt sowie den individuellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen. Die Bereitschaft zur Lektüre von deutschen und englischen Texten wird vorausgesetzt.
Zusätzliche Informationen: Weitere Informationen zu den Vertiefungs- und Wahlveranstaltungen finden Sie hier: https://www.soziologie.uni-mainz.de/pruefungsordnung2016ba/
Digitale Lehre: Das Seminar findet im wöchentlichen Wechsel von digital und Präsenz statt, beginnend mit Präsenz. Der Einwahl-Link zu den digitalen Veranstaltungen über BBB ist: https://bbb.rlp.net/b/nis-jyj-all-5ne.