Lehrende/r: Univ-Prof. Dr. Matthias Krings
Veranstaltungsart: Proseminar
Anzeige im Stundenplan: Dekolonisierung
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 15
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Inhalt: Dekolonisierung ist in aller Munde, oft wird bereits von einem ‚decolonial turn‘ in den Sozial- und Kulturwissenschaften gesprochen, der sich zunehmend auch in der Ethnologie bemerkbar macht (Gupta 2022). Die dekoloniale Wende kennzeichnet eine kritische Auseinandersetzung mit als eurozentrisch oder westlich bezeichneten Formen von Wissen, die in Folge von Imperialismus, Kolonialismus und Kapitalismus globale Dominanz erlangt haben und realweltliche soziale und kulturelle Effekte zeitigen. Um die globale Hegemonie westlichen Wissens zu überwinden, fordern dekoloniale Theoretiker:innen die „epistemische Entkopplung“ (Mignolo), „konzeptuelle Dekolonisierung“ (Wiredu) oder „Dekolonisierung des Geistes“ (Ngugi wa Thiong’o). Es geht darum, „Europa zu provizialisieren“ (Chakrabarty), d.h. die europäische Wissensformation als eine unter möglichen anderen Erkenntnisweisen und Weltsichten zu begreifen, die gleichberechtigt zur Geltung gebracht werden sollen. “Epistemische Freiheit” bedeutet für Sabelo Ndlovu-Gatsheni (2018), auf Afrika bezogen: „the right to think, write, communicate, theorise, view the world and produce knowledge from an African locus of enunciation.“ In diesem Seminar wollen wir uns mit zentralen Schriften dekolonialer Theoretiker:innen auseinandersetzen, aber auch kritische Stimmen, wie die von Olúf?´mi Táíwò zu Wort kommen lassen („Against Decolonisation“, 2022). Ebenfalls werden wir danach fragen, wie eine dekolonial orientierte Ethnologie aussehen kann und begeben uns auf die Suche nach angewandten Beispielen für eine Ethnologie, die keine Ethnologie mehr nach den überkommenden Prämissen westlicher Wissenschaft sein möchte. Wie sieht eine Ethnologie aus, die auf nicht-westlichen Epistemologien basiert? Was bedeutet es also konkret, Wissenschaft zu dekolonisieren?
Empfohlene Literatur: Texte zur Einführung Akhil Gupta (2022): Decolonizing US anthropology, in: American Anthropologist, 124,4 (2022), https://doi.org/10.1111/aman.13775 Ralph Leonard (2022): Olúf?´mi Táíwò’s “Against Decolonisation” https://areomagazine.com/2022/06/17/olufemi-taiwos-against-decolonisation/ Sabelo Gatsheni-Ndlovu (Hg.) (2018): Epistemic Freedom in Africa: Deprovincialization and Decolonization. Routledge Ngugi wa Thiong’o (1981): Decolonising the Mind. James Currey