00.Q+.800 „Warum gibt es keine Pille für den Mann?“ Interdisziplinäre Perspektiven auf Empfängnis- und Zeugungsverhütung

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Kristina Friedland; Prof. Dr. Stephan Goertz; Julia Reichenpfader; Toni Alexis Maximilian Straub; Jean Velten

Veranstaltungsart: Workshop

Anzeige im Stundenplan: Verhütung

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 25

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Anforderungen: Lektüre der angegebenen Literatur, Kurzreferat.

Inhalt:
Verhütung wird zumeist mit Empfängnisverhütung assoziiert: Vielen fallen dutzende Verhütungsmethoden ein, die an weibliche Körper gebunden sind. Zeugungsverhütungsmethoden, welche den männlichen Körper adressieren, sind weniger populär: Außer dem Kondom ist kaum etwas bekannt. In diesem dreitägigen Workshop wollen wir der Frage nachgehen, warum dies so ist. Ist Verhütung nach wie vor „Frauensache“? Welche Diskurse und Techniken stecken hinter dieser Annahme? Wie wird Verhütung verhandelt?

Der erste Teil dieses Workshops befasst sich mit der bekannteren Empfängnisverhütung. Innerhalb der letzten Jahrzehnte erlangten in Europa Personen, die gebären können, zunehmend die Möglichkeit der sexuellen Selbstbestimmung. Der Weg dahin war jedoch geprägt von diversen Hürden. Zentrale Problematiken und die geschichtliche Entwicklung sollen nähergebracht werden, wobei die Rolle der Katholischen Kirche miteinbezogen wird. Ebenso wird der Einfluss der Technologieentwicklung, die Frauenbewegung, Bevölkerungspolitik und mehr betrachtet. Heutzutage entscheiden sich die meisten Frauen im Rahmen der Verhütungsfrage für die Pille. Aber warum ist dies so und warum gibt es kein Äquivalent für den Mann? Im zweiten Teil des Workshops wird die Zeugungsverhütung beleuchtet: Welche Möglichkeiten haben Männer und wie sieht der Stand der Forschung aus? Neben der Pille für den Mann wird die thermische Verhütung betrachtet, bei der mit Wärme auf Spermien eingewirkt wird, um deren Fruchtbarkeit zu beeinflussen. Abschließend wird der Frage nachgegangen, welche Perspektiven es für die Zukunft gibt und welche Hürden es noch zu überwinden gilt.

Ablauf:
Teil 1 Empfängnisverhütung
Mittwoch, 26.04.23, 16:15 - 19:30h

16.15 – 16.30h : Vorstellungsrunde
16.30 – 16.45h : Jean Velten (Q+Student/Chemie): Einführung ins Thema Verhütung: Wieso ist das Thema Verhütung (für mich) relevant (Probleme mit Verhütungsmitteln, Suche nach Alternativen)? Fragestellungen: Wie ist der aktuelle Stand der Forschung? Was ist die geschichtliche Entwicklung der Verhütung?
16.45 – 17.15h: Julia Reichenpfader (Q+ / Gender Studies): Geschichte der "Pille", Diskurse der Empfängnisverhütung
17.15 – 17.45h: Toni Straub (Q+Student/Biologie): Queerfeministische Sichtweisen auf Empfängnisverhütung
17.45 – 18.00h: Pause
18.00 – 19.00h: Stephan Goertz (Kath. Theologie): Die Rolle der Katholischen Kirche
19.00 – 19.30h: Diskussion

Mittwoch, 03.05.23, 16:15 – 19:30h
16.15 – 16.45h: Einführung
16.45 – 17.45h: Kristina Friedland (Pharmakologie): Wie wirkt die Pille und warum gibt es bisher keine Pille für den Mann?
17.45 – 18.00h: Pause
18.00 – 19.00h: Isolde Sauer (praktizierende Gynäkologin): Verhütungsberatung in der Praxis: Welche Methode für welche Frau?
19.00 – 19.30h: Diskussion

Teil 2: Zeugungsverhütung
Freitag, 12.05.2023, 10:15 – 18:00 h, Fabian Hennig (Soziologie)
10:15 – 10:30h Einführung und Input
10:40 – 11:40h Quellenarbeit. Die Teilnehmer*innen lesen je eine historische oder aktuelle Quelle. Die kurzen Quellen kommen aus unterschiedlichen Disziplinen und Zeiten, sind auf Deutsch oder Englisch, sodass je nach Präferenz (und Kompetenz) ausgewählt werden kann. Die Teilnehmer*innen erarbeiten auf Basis der jeweiligen Quelle ein Kurzreferat von drei Minuten.
ab 11:45h Präsentationen und Gemeinsame Erarbeitung eines Zeitstrahls der Zeugungsverhütung. Die Teilnehmer*innen stellen in chronologischer Reihenfolge je ihre Quelle vor, es folgt je eine kurze Diskussions- und Fragerunde, bei der die Vorbereiteten als Expert*innen fungieren – im Einzelnen:
11:45 – 12:15 h Die vergessenen Anfänge der Zeugungsverhütungsforschung (1920-1970)
12:15 – 13:45 h gemeinsame Mittagspause
13:45 – 15:30 h Konstitution eines Forschungsfeldes, Inklusion der Männer* (1970-2000)
15:30 – 15:45 h Kaffeepause
15:45 – 17:30 h Probleme und Perspektiven (2000-2030?)
17:30 – 18:00 h Abschließende Diskussion und Zusammenfassung

Lernziele:
- Einblicke in den aktuellen Biomedizinischen Forschungsstand der Verhütung (Empfängnisverhütung und Zeugungsverhütung)
- Kritische Reflexion von Wissensproduktion, Geschlechterverhältnis, Moral, usw.
- Verhütung als Wissensobjekt zwischen biomedizinischer Forschung, Laienexperiment und Aktivismus
- Geschichtliche Entwicklung der Verhütung

Empfohlene Literatur:
Oudshoorn, Nelly (2003): How Man Came to be Included in the Contraceptive Research Agenda, In: Oudshoorn (2003) The Male Pill, 19-51.
Oudshoorn, Nelly (2004): “Astronauts in the Sperm World”. The Renegotiation of Masculine Identities in Discourses on Male Contraceptives, In: Men and Masculinities 6 (4), S. 349-367. DOI: 10.1177/1097184X03260959.
Klemm, Miriam (2017): Overshadowed by the Pill – Die Entwicklung männlicher Langzeitverhütungsmittel. Sexuologie, 11-18.
Hennig, Fabian (2021): Verhütungsmethoden für den Mann – Alles nur Kondom, oder was? Pro familia Magazin, 10-13.
Campo-Engelstein, Lisa (2012): Contraceptive justice: why we need a male pill. In: The virtual mentor: VM 14 (2), S. 146–151. DOI: 10.1001/virtualmentor.2012.14.2.msoc1-1202.
Thirumalai, Arthi; Amory, John K. (2021): Emerging approaches to male contraception. In: Fertility and Sterility 115 (6), S. 1369-1376. DOI: 10.1016/j.fertnstert.2021.03.047.
Reynolds-Wright, John J.; Cameron, Nicholas J.; Anderson, Richard A. (2021): Will Men Use Novel Male Contraceptive Methods and Will Women Trust Them? A Systematic Review. In: Journal of Sex Research 58 (7), S. 838–849. DOI: 10.1080/00224499.2021.1905764.
 

Zusätzliche Informationen:
Lehrende:
Kristina Friedland hat Pharmazie studiert und im Bereich Pharmakologie promoviert. Sie ist seit 2017 Professorin für Pharmakologie und Toxikologie am Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Wissenschaften. Sie beschäftigt sich mit der Pathophysiologie und neuen Therapieoptionen von psychiatrischen Erkrankungen wie z.B. Depressionen oder der Alzheimer Demenz.

Stephan Goertz ist seit April 2020 Dekan des Fachbereichs 01 an der JGU und Professor für Moraltheologie. Er beschäftigt sich unter anderem mit katholischer Sexualmoral und Diversität.

Fabian Hennig: Studium Politikwissenschaft und Geschlechterforschung in Göttingen und Berlin, anschließend Geschlechterstudien Universität Basel. Lehraufträge, Workshops und Vorträge zu Materialismus, Geschlecht, und Verhütung. Aktuelle Forschung am DFG Graduiertenkolleg „Life Science - Life Writing“ am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, sowie am Institut für Soziologie, Schwerpunkt Biotechnologie, Natur und Gesellschaft, an der Goethe-Universität Frankfurt am Main arbeitet er an seinem Forschungsprojekt: „Zeugungsverhütung. Die Entwicklung thermischer und hormoneller Verhütungsmittel für Männer seit dem 20. Jahrhundert.“

Isolde Sauer: Medizinstudium in Mainz, seit 2002 Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
und seit 2015 als Frauenärztin in eigener Praxis im Taunus tätig.
https://www.frauenaerztin-sauer.de/

Toni Straub: Studium Biologie Bachelor of Science seit Winter 2021 an der JGU Mainz, hat zuvor drei Semester Filmwissenschaft an der JGU studiert; ehrenamtliche Aktivität bei SCHLAU (Verein für Demokratiebildung und queere Aufklärung an Schulen) und allgemein politisch aktiv zu den Themen Queerness/ Feminismus.

Jean Velten: Berufliches Gymnasium in der Fachrichtung Chemie abgeschlossen. Studium im 5ten Semester in Chemie B.Sc. an der JGU Mainz. Ab dem Sommersemester 2023 wird zusätzlich ein Zweitstudium in Physik B.Sc. aufgenommen

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Mi, 26. Apr. 2023 16:15 19:30 01 223 (K104) Hör-/Lehrsaal Univ.-Prof. Dr. Kristina Friedland; Prof. Dr. Stephan Goertz; Julia Reichenpfader; Toni Alexis Maximilian Straub; Jean Velten
2 Mi, 3. Mai 2023 16:15 19:30 01 223 (K104) Hör-/Lehrsaal Univ.-Prof. Dr. Kristina Friedland; Prof. Dr. Stephan Goertz; Julia Reichenpfader; Toni Alexis Maximilian Straub; Jean Velten
3 Fr, 12. Mai 2023 10:15 18:00 01 223 (K104) Hör-/Lehrsaal Univ.-Prof. Dr. Kristina Friedland; Prof. Dr. Stephan Goertz; Julia Reichenpfader; Toni Alexis Maximilian Straub; Jean Velten
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende/r Pflicht
1. Kurzreferat k.Terminbuchung Ja
Übersicht der Kurstermine
  • 1
  • 2
  • 3
Lehrende/r
Prof. Dr. Stephan Goertz
Univ.-Prof. Dr. Kristina Friedland
Julia Reichenpfader
Toni Alexis Maximilian Straub
Jean Velten